Loreley - Basalt
prustete leise, verließ aber dann das Büro.
»Wir werden Ihre Angaben überprüfen. Aber Sie haben uns noch nicht verraten, warum Herr Kaasten Ihnen Geld gegeben hat.« Schuster lockerte den Knoten seiner Krawatte.
»Ist Ihnen nicht gut? Sie sollten nicht so viel Kaffee trinken. Besser, Sie trinken zwischendurch auch mal ein Tässchen …«
Aufgebracht unterbrach Schuster die Ratschläge von Sinz. »Mir geht es bestens.«
»Schon gut. Ich habe das Geld bekommen, weil ich wusste, dass Hagen Kaasten in seiner Fabrik giftige Materialien verwendet.«
»Geht es auch etwas genauer?«, fiel Schuster ihm neugierig ins Wort.
»Er kauft zweifelhafte Rohmaterialien, die billig in der Verarbeitung sind, aber für diejenigen, die mit ihnen in Berührung kommen, große gesundheitliche Risiken darstellen.« Sinz begann plötzlich zu stottern und hatte eine gewisse Unsicherheit in der Stimme.
Schuster überlegte, ob er die Befragung für einen Moment unterbrechen sollte, entschloss sich aber, sie fortzusetzen.
»Woher wissen Sie so gut über die Vorgänge in der Fabrik Bescheid?«
»Ich habe in Kamp-Bornhofen in der Fabrik von Fred Müller gearbeitet.«
»Sie haben für Müller gearbeitet? Auch noch für Fred Müller oder nur für seinen Vater?«
»Als der junge Herr Müller, also Fred die Fabrik übernahm, war ich schon im Rentenalter. Wir haben vielleicht noch drei oder vier Monate miteinander zu tun gehabt.«
»Hat er krumme Geschäfte gemacht?«
»Müller? Nie!«, antwortete Sinz sofort aufgebracht.
»Und der alte Herr Müller. Hat er zu Lebzeiten krumme Geschäfte getätigt?«
»Nein, das müssen Sie mir glauben. Ich bin auch nur durch Zufall dem Kaasten auf die Schliche gekommen. Es war bei einem Seminar, das ich bei ihm abgehalten habe. Dort lernte ich ihn näher kennen. Mein Chef hatte mich dort hingeschickt. Ich war damals Vorarbeiter.«
»Sie haben Kaasten anlässlich des Seminars kennengelernt. Was war dann?«
»Kaasten wollte mich abwerben. Er bot mir ein tolles Gehalt. Wir hatten gerade einen neuen Kunststoff in unserer Fabrik in Kamp-Bornhofen entwickelt und waren damit auf dem deutschen Markt führend. Kaasten wollte unbedingt an die Formel zu diesem Kunststoffkommen. Ich weigerte mich strikt, ihm zu helfen. Durch eine Spekulation an der Börse kam mein Chef in dieser Zeit finanziell in Schwierigkeiten. Hagen Kaasten bekam das mit und stand eines Tages auf Müllers Matte. Ich wurde zu dem Gespräch dazu gebeten«, Sinz machte eine Pause und nahm einen Schluck aus seinem Wasserglas. »Tee wäre jetzt besser«, murmelte er vor sich hin.
Schuster sah den alten Mann reichlich genervt an, schwieg aber.
Zum Glück betrat Hoffmann in diesem Moment wieder das Büro. »Die Firma gibt es. Hagen Kaasten in Den Haag. Kaasten ist der Geschäftsführer einer Kunststoff AG«
»Danke, Hoffmann«, nickte der Kommissar und blickte dann wieder zu Sinz. »Was brachte das Gespräch mit Herrn Kaasten?«
»Müller senior übergab ihm die Herstellungsformel. Eigentlich konnte es uns egal sein. Kaasten und seine Fabrik waren weit genug von uns entfernt. Eine direkte Konkurrenz waren sie nicht. Wir hatten unsere Kunden nur in Deutschland, somit sahen Müller und ich dem Geschäft gelassen entgegen«, stotterte Sinz. Schweiß lief über seine Stirn.
»Ist Ihnen nicht gut?«, fragte diesmal Schuster, und sah Sinz besorgt an.
»Es geht gleich wieder. Sie haben wirklich keinen Tee?«
»Hoffmann, ich bin kurz bei dem Kollegen von der Abteilung zwei«, knurrte Schuster, stand auf und verließ das Büro. Sinz blickte dem Kommissar irritiert hinterher.
* * *
Währenddessen hatte sich die Kommissarin ihre Torte schmecken lassen.
»Habe ich zu viel versprochen?« Gerlinde Beil blickte Jil erwartungsvoll an.
»Köstlich. Einfach köstlich. Ich werde mir öfter mal so eine Pause gönnen«, lachte Jil, dabei fiel ihr Blick auf ihre Armbanduhr. »Oh, schon so spät. Ich muss fahren.«
»Natürlich, ich auch. Mein Schornstein qualmt im Winter auch nicht vom Nichtstun. Ich werde noch für eine Stunde in die Fabrik gehen.«
So verabschiedete sich Gerlinde Beil von Jil. Beide verließen gemeinsam das Café. Jil stieg singend in ihren Wagen und drehte beschwingt das Seitenfenster herunter.
In Bornhofen versuchte Jil noch einmal Manfred Luck anzurufen, doch erneut erreichte sie nur die Mobilbox …
In der Höhe von Kestert entdeckte Jil ein flottes Sportboot auf dem Rhein. Insgeheim wünschte sie sich, mit an Bord sein zu
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