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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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konnte. Anders nämlich als
die zum Erben geborenen Söhne des Adels, war Colonel Morrell nicht von klein
auf dazu herangezogen worden, eines Tages einen Titel zu tragen. Aber sie
wusste, was zu tun war, und sie kannte jeden, den man kennen musste. Sie würde
ihm den Weg in die höchsten Kreise des Zivillebens ebnen. Sie würde ihm Zugang
zum exklusiven, ihm bislang verschlossenen Herz der guten Gesellschaft
verschaffen.
    Weil sie so
schön anzusehen war, freute er sich natürlich auch darauf, mit ihr das Bett zu
teilen. Aber mindestens ebenso sehr freute er sich darauf, eine Frau zu
bezwingen, die scheinbar mühelos so viele Männer bezwungen hatte.
    Da der
Colonel so viel Zeit wie möglich nahe dem sich bislang entziehenden Zielobjekt
verbringen musste und ihre Familie nicht weit vom Stammsitz der Easthams lebte,
war er seinem Onkel, der nur zehn Meilen entfernt wohnte, näher, als ihm lieb
war.
    Da traf es
sich gut, dass der elende Alte eine unermüdliche Plaudertasche
war, denn es versüßte Colonel Morrell seine Sonntagsopfer ein wenig, dass er
dabei zumindest alles nur Erdenkliche über Lady Charlotte und ihr Umfeld
erfahren konnte.
    Nun gerade
saßen die beiden Männer bei Tisch und dinierten.
    »Wie ich
höre, weilt die Familie wieder auf Lithby Hall«, sagte Lord Eastham. »Ich
hatte eigentlich gedacht, du hättest längst das Aufgebot bestellt. Was soll
diese Zauderei? So schlecht siehst du doch gar nicht aus. Wenn sie dich nicht
will, nimm dir eben eine andere. Es gibt genügend andere, die sich nicht so
lange zieren.«
    Tatsächlich
war Colonel Morrell ein sehr ansehnlicher Mann. Er war groß, hatte dunkles Haar
und eine wohlgeratene Gestalt. Selbst wenn er Zivil trug, brachte seine
militärische Haltung ihm neidvolle Blicke von Männern und bewundernde von
Frauen ein.
    Sein Onkel
nahm einen Schluck Wein und runzelte die Stirn. »Such dir lieber ein ganz
junges Ding, frisch von der Schulbank. Lässt sich leichter handhaben.«
    Colonel
Morrell wollte aber kein leicht zu handhabendes junges Ding. Wo blieb denn da
die Herausforderung? Er wollte eine Frau, die seiner Eroberung würdig war. »Die
Schönheit der Jugend verblasst schnell«, erwiderte er daher. »Intelligenz,
Manieren und Charakter sind von größerem Wert, insbesondere bei der künftigen
Lady Eastham. Ich habe es Lady Charlotte nie an Charme und Contenance, an
Herzlichkeit oder Höflichkeit mangeln sehen.«
    Außer
Freitagabend, dachte er bei sich.
    »Sie ist
anderen Frauen gegenüber liebenswürdig, was keine Selbstverständlichkeit ist,
wie Sie sehr wohl wissen, Sir«, fuhr er fort. »Sie ist den Alten und
Gebrechlichen gegenüber freundlich und aufmerksam. Sie findet immer das rechte
Wort und versteht es, andere für sich einzunehmen. Wenn sie jemals missgelaunt
sein sollte, verbirgt sie es so geschickt, dass niemand es bemerkt.«
    Und sie
versteht es, ihre zahlreichen Verehrer so höflich und geschickt zurückzuweisen,
dass sie nicht einmal merken, wie ihnen
geschehen ist, hätte er noch hinzufügen können, unterließ es jedoch. Er war
sich ziemlich sicher, sie als Einziger durchschaut zu haben, und es konnte ihm
nur dienlich sein, wenn das auch so blieb.
    Stattdessen
fügte er hinzu: »Ihr Wesen ist so sanft und angenehm, dass auch Sie ihre
Gegenwart erdulden könnten, Sir.«
    Wenn
überhaupt jemand den alten Barbaren ertragen konnte, dann Lady Charlotte. Sie
verstand es sogar, mit Mrs. Badgeley umzugehen, die auf ihre Art ebenso
unerträglich war wie Lord Eastham. Und das wollte schon etwas heißen.
    »Ich
brauche eine Frau mit einer gewissen Gewandtheit und Finesse«, fuhr er
fort.
    »Einem
jungen Mädchen dürfte es an beidem mangeln, und ich wüsste nicht, wie ich es
dazu erziehen sollte.«
    Lady
Charlotte zu erziehen versprach da ungleich interessanter und lohnender zu
werden. Sie war ein Übermaß an Freiheit gewohnt – für eine junge Dame stets
gefährlich – und würde nicht so einfach gewillt sein, sie aufzugeben. Aber
Colonel Morrell hatte diesbezüglich wenig Bedenken. Er wusste die versnobten
Adeligen in der Armee ebenso zu handhaben wie den Abschaum, der die unteren
Ränge bevölkerte. Er würde auch mit einer verwöhnten jungen Dame zurechtkommen,
da konnte sie noch so schlau und gerissen sein. Er hegte auch keinerlei
Zweifel, dass sie ihm dankbar sein würde. Sie war klug genug, den Luxus zu
schätzen, dass jemand sich vernünftig um sie kümmerte und sie ihm alle Sorgen
und Entscheidungen überlassen könnte.
    »Wenn

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