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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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Tisch am Kamin.
    Bailey saß
am Feuer, eine Näharbeit im Schoß, den Blick jedoch auf Olivia gerichtet. »Ich
kann das erklären«, sagte Olivia.
    »Oh ja,
Miss, das können Sie immer«, sagte Bailey.
    Mr
Nichols war gerade
dabei, im oberen Saal Olivias nasse Kleider kunstvoll vor dem Kamin auszulegen,
und erstarrte, als flackernder Kerzenschein im Dunkel aufschien und zu ihm
hinüberschwebte. Er atmete unmerklich auf, als er Miss Baileys Gesicht im
Schein der Kerze auszumachen meinte. Sie hatte einen wollenen Umhang um etwas
gehüllt, das nur Nachtwäsche sein konnte, denn er bemerkte erstaunlich frivole
Rüschen, die unter einem Morgenmantel hervorspitzten und ihre Knöchel
umspielten. Ihre Pantoffeln schienen mit bunten Bändern verziert, doch konnte
er im schwachen Licht deren genaue Farbe leider nicht erkennen.
    »Miss
Bailey«, flüsterte er.
    »Mr
Nichols«, flüsterte sie zurück.
    »Ich will
nicht hoffen, dass übernatürliche Wesen Sie um den Schlaf gebracht haben«,
sagte er.
    »Natürlich
nicht«, sagte sie. »Ich bin wegen der Kleider gekommen. Wir können sie nicht
hier liegen lassen. Meine Herrin und Ihr Herr müssen den Verstand verloren
haben – und das sage ich bei allem Respekt vor der Intelligenz Ihres Herrn.
Aber bisweilen lassen auch Gentlemen sich um den Verstand bringen, und meine
Herrin hat ein ausgesprochenes Talent dafür, Ihren Herrn in diesen Zustand zu
versetzen.« Schweigend betrachtete Nichols die so sorgsam ausgelegten Kleider.
    »Wozu
dieses Theater, wenn außer uns beiden niemand von den ungewöhnlichen Vorkommnissen
dieser Nacht weiß?«, fuhr Bailey fort. »Wobei man sagen muss, dass bei meiner
Herrin eigentlich nichts ungewöhnlich ist. Doch könnte ich mir vorstellen, dass ihre
Kleider der Reinigung bedürfen.«
    Gewiss
meinte sie Blutflecken.
    Nichols
hätte zu gern gewusst, ob sie dabei errötete oder nicht. Leider warf das Kaminfeuer
einen ohnehin schon rötlichen Schein, weshalb es schwer zu sagen war.
    Er
räusperte sich leise. »Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen, doch schien es mir
nicht schicklich, ihn Seiner Lordschaft gegenüber zu erwähnen.«
    »Ich
kümmere mich darum«, versicherte ihm Bailey mit einer Selbstverständlichkeit, die ahnen
ließ, dass sie an derlei Manöver gewöhnt war.
    Nichols las
die nassen Kleider wieder auf. »Wenn Sie mir den Weg leuchten, bringe ich Ihnen
die Kleider bis zur Tür«, sagte er.
    Sie nickte
und ging ihm mit der Kerze voraus. Er folgte ihr mit den Kleidern.
    An der Tür
angekommen, legte er ihr den nassen Stapel vorsichtig auf ihren freien Arm. Er
streckte die Hand nach dem Türknauf aus, zögerte indes. »Miss Bailey«, hauchte er
ihr ins Ohr.
    »Nein«,
sagte sie. »Nichts dergleichen.«
    Mit einem
verhaltenen Seufzer öffnete er die Tür.
    Lautlos
huschte sie ins Zimmer ihrer Herrin.
    Er schloss
die Tür hinter ihr und seufzte abermals.
    Gleich
darauf öffnete die Tür sich einen Spalt, und Miss Bailey raunte ihm zu:
    »Warten
Sie.«
    Nichols
wartete hoffnungsfroh.
    Ein weißes
Hemd wurde ihm durch den Türspalt in die Hand gedrückt.
    »Das können
Sie mit zurücknehmen«, sagte sie.
    Er nahm
Seiner Lordschaft Hemd und ging.

Kapitel 16
    Derweil kauerten Roy und Jock in der
abgebrannten Kirchenruine und klapperten mit den Zähnen.
    »Wer war
das denn?«, fragte Jock entgeistert.
    »Ist doch
egal«, meinte Roy. »Da hat uns wer aufgelauert.«
    »Musste ja
passieren, früher oder später. Hast ja gehört, was die gesagt haben: Der Sohn vom
Burgherrn will sich Hunde zulegen.«
    »Hunde kann
man vergiften«, sagte Roy.
    »Zum Teufel
mit ihm, wer immer das war«, fluchte Jock. »Hätte mir fast in die Hose gepisst.«
    Ehrlich
gesagt hatte das blasse Gesicht, das aus dem Mauerturm gespäht hatte, Roy auch einen
ziemlichen Schrecken eingejagt. Hätte er kurz nachgedacht, wäre er wohl zu dem
Schluss gelangt, dass es nur ein menschliches Gesicht sein konnte. Aber wer
denkt in so einer Situation schon nach? Sie hatten Schaufel und Hacke fallen
lassen und waren losgerannt.
    Zumindest
hatte Jock in der Aufregung nicht die Laterne fallen lassen, aber er hatte
vergessen, die Blende zu schließen. Und deshalb hatte dieses Ungeheuer – nein,
kein Ungeheuer, es war eindeutig ein Mensch gewesen –, hatte diese Person sie
die Straße fast bis ins Dorf runter verfolgt, ehe es Roy endlich gelungen war,
seinem dämlichen Bruder die Laterne zu entreißen.
    Jetzt
hockten sie hier in der verdammten Kirche. Kein Feuer, um sich zu wärmen,

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