Loretta Chase
diese Zeichnung verblüffende Ähnlichkeit mit dieser Wand hier.«
Sie warf
einen prüfenden Blick auf die Zeichnung. »Das könnte jede x-beliebige Wand
sein«, meinte sie. »Wenn es überhaupt eine Wand ist. Aber es sieht schon so
aus. Was meinst du – soll das da ein Fenster sein?«
»Schwer zu
sagen. Hast du meine Pläne hier?«
»Die habe
ich Herrick gegeben. Oder nein, warte ... Er war ja fertig damit.« Sie zog die
Schublade des Schreibtischs auf und holte die Pläne heraus. »Wir dachten uns,
wir bewahren sie dort auf, wo man sie schnell zur Hand hat.«
Als sie die
Pläne auf den Schreibtisch legte, fiel Lisles Blick wieder auf den Ring. Nicht
daran denken . Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Pläne. So lange
starrte er darauf, bis auch seine Gedanken sich auf die Pläne richteten. »Wenn
diese Zahl die untere Wandlänge meint«, sagte er und deutete auf die Zeichnung,
»müsste die Wand länger sein als die Kammer, in der wir uns gerade befinden.
Die Kammer ist keine neun Fuß lang. Hier steht aber eine Zwölf. Vielleicht ist
es nur ein ungefährer Wert. Wie viele der Zimmer messen zwölf Fuß an einer
Seite? Die meisten im Südturm, würde ich schätzen. Auch Herricks Quartier.«
»Was ist
mit der Höhe?«, fragte sie. »Wenn diese Zahl die Wandhöhe bezeichnet, müsste es
sich doch eingrenzen lassen. Die meisten der Räume im Hauptgeschoss scheiden
dann schon mal aus.«
»Herricks
Zimmer passt dann auch nicht mehr.«
»Da«, sagte
sie. »Neben der kaputten Treppe im Keller. Das Zwischengeschoss über dem
Brunnenraum. Das ist es! «
Er wandte
sich um und sah sie an.
Ihre Wangen
hatten sich gerötet. Ihre blauen Augen glänzten. Sein Blick senkte sich auf
ihren Mund, der so nah war, nur einen Atemzug entfernt.
»Das ist
es«, sagte er. »Das ist es. Ich wusste es. Ich kann das einfach nicht.«
»Was?«,
fragte sie leise. »Was kannst du nicht?«
»So tun,
als ob nichts wäre«, sagte er. »Ich kann es einfach nicht.«
Kurzerhand
hob er sie hoch und küsste sie.
Es war ein kompromissloser Kuss, so fest
und entschlossen, wie er alles tat, das zu tun er sich entschlossen hatte. Sie
erwiderte seinen Kuss voller Inbrunst, und ihre Beine schlangen sich ganz von
selbst um seine Hüften. Seine Hände wanderten abwärts und packten ihren
Hintern.
Er setzte
sie auf dem Tisch ab, löste sich von ihrem Kuss, hob ihre Hände von seinem Nacken.
Wenn du jetzt aufhörst, drehe ich dir den Hals um, dachte sie.
Er drehte
sich um und ging zur Tür, die ins Treppenhaus führte. Du bist ein toter Mann,
dachte sie.
Er schob
den Riegel vor.
Dann
schnappte er sich den schweren Stuhl, schleppte ihn zur anderen Tür und rammte
ihn unter die Klinke.
Er kam
zurück und blieb vor ihr stehen.
»Lass mich
dir aus deinen nassen Kleidern helfen«, sagte er.
Sie sah an
sich hinab. »Ich bin nicht nass.«
Worauf er
erwiderte, ganz leise: »Dann tu einfach so .«
Seine
Stimme jagte ihr wohlige Schauer über den Rücken. »Na schön«, meinte sie. »Von
mir aus.«
Er zog ihr
das Tuch von den Schultern und warf es beiseite. Dann tastete er sich zu ihrem
Nacken vor und begann, die Hakenverschlüsse ihres Kleides zu öffnen. Erst
einen. Dann noch einen. Und noch einen.
Es waren
winzige Haken, doch er meisterte sie, einen nach dem anderen. Nicht einen
Moment wandte er dabei den Blick von ihrem Gesicht, und sie konnte den ihren
nicht von dem seinen wenden, war wie gebannt von seinem silbergrauen Blick.
Schließlich war er an der Taille angelangt, und sie spürte, wie ihr Kleid am
Rücken auseinanderfiel. Er schob es ihr von den Schultern und schnürte dann die
Bänder ihrer Trompetenärmel auf. Um die winzigen, perlmutternen Knöpfe an den
Manschetten zu öffnen, musste er sich tief darüberbeugen. Rechte Hand. Linke
Hand.
Fasziniert
ließ sie ihren Blick auf seinem Scheitel ruhen, auf seinem goldblonden,
seidigen Haar. Später würde sie es ihm ordentlich zerzausen, würde ihn überall
erkunden. Vorerst aber wollte sie ihn gewähren lassen.
Er zog ihr
das Oberteil bis zur Taille herab und hielt inne. Sie hob die Hüften, damit er
ihr das Kleid ganz ausziehen konnte. Raschelnd fiel es zu Boden.
Ansonsten
war es still. Wortlos ging er zu Werke.
Auch sie
sagte nichts. Ihr Schweigen war einvernehmlich. Es brauchte keine Worte. Nichts
war zu hören außer ihrer beider Atem und dem leisen Geräusch seiner Hände auf
ihrer Haut und ihren raschelnden Kleidern.
Wie
konzentriert er war! Wie methodisch er zu Werke ging! Er
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