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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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geradezu infernalischen Donnern angeschwollen.
    Olivia
wollte so schnell wie möglich weiterfahren. Je weiter sie von London entfernt
wäre, wenn Lisle sie einholte, desto besser. Dennoch, da mochte er von ihrem
Urteilsvermögen halten, was er wollte – so verantwortungslos, dass sie Leib und
Leben der Pferde und Bedienten aufs Spiel setzte, war sie dann doch nicht.
    Und so
kletterten sie und Bailey aus der Kutsche und eilten gen Gasthof.
    Obwohl die Dowager Countess der Ansicht
gewesen schien, dass er Olivia mit Leichtigkeit würde einholen können, und
obwohl er einen anstrengenden Tag hinter sich hatte, legte Lisle sich nicht zu
Bett, um zuvor noch ein wenig zu ruhen, wie ein besonnenerer Gentleman es getan
hätte.
    Sowie er zu
Hause war, nahm er eilends ein Bad, wechselte die Kleider und wies seinen
Kammerdiener an zu packen. Da Nichols derlei überstürzte Aufbrüche gewohnt war,
konnten sie bereits um halb zwei Uhr morgens die Verfolgung aufnehmen.
    Sie ritten
voraus, eine Kutsche mit Gepäck und unerlässlichen Utensilien, von denen
Nichols glaubte, dass man sie in Schottland nicht auf die Schnelle bekäme, fuhr
ihnen hinterher.
    Und so kam
es, dass Lisle und sein Diener sich gute zehn Meilen hinter London auf der Old
North Road befanden, als der Wind kräftig auffrischte, übers Land fegte, und
die großen dunklen Wolken, die sich über ihnen zusammengebraut hatten, ihre
Schleusen öffneten. Binnen dreieinhalb Minuten wurde aus dem leichten
Nieselregen erst ein kräftiger Schauer – und dann die Sintflut.

Kapitel 5
    Olivia fand ihre Reisebegleiterinnen an
einem Ecktisch des Gasthofs, vor sich Speis und Trank, vor allem Letzteres.
Auch andere Reisende waren hier gestrandet. Manche trockneten sich vor dem
Feuer, andere hatten es sich an den Tischen gemütlich gemacht, und wieder
andere nutzten die unverhoffte Unterbrechung zur Rasur oder um sich die Schuhe
zu putzen.
    Schon immer
war sie unterwegs gern in Rasthäusern eingekehrt. Dort traf man die
unterschiedlichsten Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten an, was
eine erfrischende Abwechslung zur Beau Monde war, in der alle einander ähnelten
und die meisten zudem noch untereinander verwandt waren.
    Deshalb
hätte sie die Gelegenheit gern genutzt, sich unter die Leute zu mengen, doch
das kurze Nickerchen in der Kutsche hatte ihr bewusst gemacht, wie schrecklich
müde sie war.
    An sich
brauchte es eine Woche oder mehr, um eine solche Reise vorzubereiten. Sie
hingegen hatte alles – sowohl für sich als auch für die beiden alten Damen –
binnen achtundvierzig Stunden organisieren müssen. Zeit zum Schlafen war ihr
dabei kaum geblieben.
    Weshalb sie
sich nun auch nicht der allgemeinen Geselligkeit anschloss, sondern in Beschlag
nahm, was laut Beteuerung des Gastwirts das beste Zimmer des Hauses war. Dort
ließ sie sich vor dem Kamin in einen herrlich weichen Sessel sinken. Doch
Stille und behagliche Wärme halfen wenig, sie zur Ruhe kommen zu lassen. Es
dauerte lange, bis der Aufruhr der Gedanken und Gefühle sich gelegt hatte und
alles in einem Nebel des Vergessens verschwamm. Kurz darauf, so kam es ihr vor,
spürte sie eine leichte Berührung an ihrem Arm und fuhr erschrocken aus dem
Schlaf. »Ich wollte Sie nicht erschrecken, Miss«, sagte Bailey.
    Noch immer
ganz benommen, sah Olivia auf. Zwischen Baileys feinen Augenbrauen stand eine
steile Falte. Kein gutes Zeichen. Bailey sorgte sich nicht so leicht.
    »Die
Damen«, vermutete Olivia und stand so rasch auf, dass ihr kurz schwindelte.
»Ja, Miss. Beim Kartenspiel kam es zum Streit. Es tut mir leid, Sie deswegen zu
behelligen, aber sie haben den Sohn des Squires gegen sich aufgebracht. Er
macht gerade eine schreckliche Szene, ruft nach den Gendarmen und dem
Friedensrichter, und niemand wagt, ihn in seine Schranken zu weisen. Auch der
Wirt scheint Angst vor ihm zu haben. Ich dachte mir, Sie möchten die Damen
vielleicht vom Ort des Geschehens entfernen.«
    Während sie
sprach, ordnete Bailey Olivias Haar, glättete die Falten in ihren Röcken und
kaschierte alle Anzeichen dafür, dass ihre Herrin in ihren Kleidern geschlafen
hatte.
    Wissend,
dass ein rascher Aufbruch angezeigt sein könnte, gelang es ihr sogar, Olivia
mit Mantel und Hut zu versehen, während sie den Korridor hinabeilten. Bereits
am Kopf der Treppe waren die erhobenen Stimmen deutlich zu vernehmen. Olivia
rannte nach unten und stürmte in den Schankraum.
    Hier erst
merkte sie, dass sie mehr Zeit als gedacht mit ihren aufgewühlten

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