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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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Licht gab.
    Sie schloss
das Fenster wieder und ließ sich auf ihren Sitz zurücksinken.
    »Schon was
von ihm zu sehen?«, fragte Lady Cooper.
    »Dazu ist
es noch zu früh«, sagte Olivia. »Bis er uns einholt, dürften wir schon ein ganzes
Stück zurückgelegt haben. Zu weit, um wieder umzukehren.«
    »Es wäre
schrecklich, umkehren zu müssen«, fand Lady Withcote.
    »Etwas so
Aufregendes haben wir schon seit Jahren nicht mehr gemacht.«
    »Wie
langweilig das Leben geworden ist. Nicht so früher.«
    »Oh ja, das
waren noch Zeiten«, sagte Lady Cooper. »Schade, dass du das nicht erleben
durftest, mein Kind.«
    »Die Männer
so schön gekleidet«, meinte Lady Withcote wehmütig.
    »Wie die
Pfauen.«
    »Aber unter
all der Seide und den Spitzenrüschen waren sie viel wilder und ungezähmter
als die jetzige Generation.«
    Von Lisle
mal abgesehen, dachte Olivia. Aber er ist ja auch unter Carsingtons aufgewachsen,
bei denen selbst die Zivilisierteren nicht zahm zu nennen wären.
    »Weißt du
noch, als Eugenia sich mit Lord Drayhew gestritten hatte?«, fragte Lady Cooper.
    Lady
Withcote nickte. »Wie könnte ich das vergessen? Ich war gerade frisch verheiratet,
und sie war die schnittigste Witwe weit und breit. Er sei ihr zu herrschsüchtig
geworden, meinte sie, und das werde sie nicht hinnehmen. Sie ist ihm
weggelaufen.«
    »Aber er
hat ihr nachgestellt «, sagte Lady Cooper. »Sie war nach Dorset zu Lord Morden
geflüchtet. Meine Herren, was war das für ein Ärger, als Drayhew sie beide erwischte!«
    »Die Männer
suchten Satisfaktion. Das Duell wollte gar kein Ende nehmen.«
    »Damals
nahm man noch den Degen.«
    »Das waren
noch richtige Duelle. Nicht dieses alberne 'Pistolen auf zwanzig Schritt Entfernung'.
Da muss man doch nur schießen können.«
    »Oh ja, für
den Degen braucht es Talent.«
    »Das
Problem war nur, dass beide Gentlemen gleich talentiert waren. Sie brachten einander
etliche Blessuren bei, doch keiner der beiden konnte den anderen erledigen
oder hätte sich ergeben wollen.«
    »Schließlich
brachen sie einfach zusammen, und zwar alle beide. Bis auf den Tod konnten sie
nicht kämpfen, aber bis zur Erschöpfung.«
    »Ach ja,
die gute alte Zeit.« Lady Withcote ließ einen langen, wehmütigen Seufzer fahren.
    »Das kannst
du wohl sagen, meine Liebe. Damals gab es noch richtige Männer.« Nun seufzte
auch Lady Cooper.
    Unsinn,
dachte Olivia. Die Moden mochte sich seit damals verändert haben, das männliche
Gehirn nicht.
    »Keine
Sorge«, sagte sie. »Wir können uns auch ohne Männer vergnügen. Das wird ein richtig
tolles Abenteuer.«
    Derweil in London
    Als Lisle bei Ormond House angelangte,
fuhr gerade eine mit Gepäck und Personal beladene Kutsche die Straße hinab.
    Wenn er
Glück hatte, war das die Vor- und nicht die Nachhut.
    Er hoffte
indes nicht auf sein Glück.
    Eilig
bezahlte er den Droschkenkutscher, stürmte die Treppe hinauf und ließ den
Türklopfer niedersausen.
    Dudley, der
Butler der Dowager Countess, öffnete die Tür. Sobald sein Blick auf Lisle fiel,
schlich sich ein säuerlicher Ausdruck des Verdrusses in seine Miene. Fast sah
es so aus, als wolle er einen der Lakaien beordern, den Eindringling auf die
Straße zu werfen.
    Obwohl des
Earl of Lisle andere Wunden rasch abheilten, schillerte sein blaues Auge doch
noch in allen Farben: grün und rot und gelb und violett. Bei seinem
überstürzten Aufbruch waren Hut und Handschuhe im Club liegen geblieben.
Nichols hätte ihn in diesem Zustand niemals vor die Tür gelassen, aber Nichols
war nicht zur Stelle gewesen.
    Kluge und
erfahrene Butler ließen sich jedoch nicht zu voreiligen Schlüssen hinreißen. So
nahm auch Dudley sich einen Moment Zeit, den derangierten Mann zu begutachten,
der zu einer Stunde um Einlass begehrte, da nur Trunkenbolde, Vagabunden und
Einbrecher unterwegs waren.
    Schließlich
nahm die Miene des Butlers die übliche formvollendete Ausdruckslosigkeit an,
und er sagte: »Guten Abend, Lord Lisle.«
    »Ist er
schon da, Dudley?«, ließ sich hinter dem Butler eine etwas heisere, doch
vernehmliche Stimme hören. »Los, lassen Sie ihn rein.«
    Dudley
verneigte sich und trat zur Seite. Lisle marschierte ins Vestibül. Er hörte,
wie die Tür hinter ihm geschlossen wurde, und lief weiter in die große
Eingangshalle. Und dort stand die Dowager Countess of Hargate, auf ihren Stock
gestützt. Sie trug ein aufwändig berüschtes und bespitztes Seidengewand, das
vermutlich schon aus der Mode gewesen war, noch ehe der Pariser

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