Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
Vom Netzwerk:
Gedanken
zugebracht haben musste. Nicht nur hatte es aufgehört zu regnen, vor den
Fenstern erhellte bereits das erste Morgengrauen die stille Landschaft. Im
Speisezimmer dagegen herrschte Tumult. Die vom Unwetter aufgehaltenen Reisenden
hatten sichtlich Hunger. Auch begann sich, Ungeduld breitzumachen. Jene, bei
denen es sehr pressierte, schlangen ihr Essen hinunter und brachen hastig auf,
was das Gedränge allerdings nur geringfügig lichtete. Diener und Schankmädchen
eilten geschäftig hin und her, brachten Tabletts und trugen leere Teller ab.
    Derweil
wurde der Lärmpegel noch von einer einzelnen Männerstimme übertönt, deren
geiferndes Geschrei die Stimmung bedenklich kippen ließ. Da der Wirt keine
Anstalten machte einzugreifen, drohte Ärger.
    Normalerweise
hätte Olivia das nichts ausgemacht. Sie liebte ein bisschen Tumult. Das war
aufregend. Leider war es nur so, dass meist die Amtsgewalt dazugerufen wurde,
was einen noch längeren Verzug bedeutete, den sie lieber vermeiden wollte. All
das ging ihr durch den Kopf, während sie den Quell des Aufruhrs in Augenschein
nahm.
    Ein
stämmiger junger Mann mit flachsblondem Haar, der gewiss schon die ganze Nacht
getrunken hatte, hieb mit der Faust auf den Tisch, an dem Olivia die beiden
alten Damen zurückgelassen hatte. Ein Blick auf besagten Tisch ließ vermuten,
dass die beiden Speisekammer und Weinkeller des Wirts ebenso geleert hatten wie
die Taschen seiner Gäste.
    »Sie hat
geschummelt!«, rief der Trunkenbold. »Ich hab es genau gesehen!«
    Lady Cooper
erhob sich von ihrem Stuhl. »Wenn ich eins nicht leiden kann, dann einen
schlechten Verlierer. Geschummelt, dass ich nicht lache.«
    »Aber ich
bitte Sie, Mr Flood, Sir«, sagte der Wirt. »Es war doch nur ein Spiel ...«
    »Nur
ein Spiel! Die beiden haben mich um fünfzig Pfund erleichtert!«
    »Tja«,
meinte Lady Withcote. »Wer nichts verträgt, sollte nichts trinken.«
    »Er konnte
ja kaum noch geradeaus schauen, der arme Junge«, sagte Lady Cooper. »Oder einen
Buben von einem König unterscheiden.«
    »Nicht
unsere Schuld«, befand Lady Withcote, »wenn du nicht mal mehr dein Blatt
erkennen kannst.«
    »Ich hab
noch genug gesehen, um gesehen zu haben, dass ihr schummelt, ihr alten Hexen!«
    »Hexen?«,
kreischte Lady Withcote.
    »Pass auf,
dass ich dich nicht verhexe, du Schwachkopf«, zischte Lady Cooper. »Also, wenn
ich ein Mann wäre ...«
    »Wenn Sie
ein Mann wären, würde ich zuschlagen!«, brüllte der Sohn des Squires. Olivia
drängte sich durch die Menge.
    »Hier
entlang, meine Damen«, sagte sie. »Der Mann ist offensichtlich von Sinnen,
sonst würde er nicht seine Manieren vergessen und harmlosen Frauen drohen.«
Puterrot im Gesicht, fuhr er zu ihr herum. Er machte den Mund auf, brachte aber
keinen Ton heraus.
    Olivia
wusste aus Erfahrung, dass sie auf Männer diese Wirkung haben konnte. Er mochte
betrunken sein, doch er war nicht blind.
    Sie machte
sich seine momentane Zerstreuung zunutze und versuchte, die Damen nach draußen
zu manövrieren.
    Leider fing
er sich rasch wieder.
    »Oh nein!«,
rief er. »Die beiden haben mich betrunken gemacht und mich ausgeraubt,
damit kommen sie mir nicht davon! Ich werde sie jetzt zum Friedensrichter
bringen und zusehen, dass sie abgeführt und ausgepeitscht werden!« Er schnappte
sich einen Stuhl und schleuderte ihn gegen die Wand. »Ich will mein Geld
zurück!«
    Die Drohung
hatte wenig Wirkung auf sie. Einer Ungeheuerlichen DeLucey war ein
Friedensrichter Wachs in den Händen. Dennoch hatte Olivia wenig Lust,
Amtsträger zu bezirzen oder Zeit darauf zu verschwenden, uneinsichtige Männer
zu besänftigen. »Sie da, Sir«, sagte sie in jenem knappen, kühlen Ton, den ihr
Stiefvater dazu verwandte, Aufsteiger und Ignoranten an ihren Platz zu
verweisen. »Sie haben eben die beiden Damen beleidigt. Dafür werden Sie sich
entschuldigen.«
    Gerade
hatte er sich einen weiteren Stuhl schnappen wollen, nun hielt er inne.
    Langsam
stellte er ihn wieder ab und starrte sie ungläubig an. »Wie bitte?«
    Das Murren
und Murmeln der anderen Gäste verstummte.
    »Sie werden
sich entschuldigen«, sagte sie.
    Er lachte.
»Bei diesen alten Streitäxten?« Mit schmutzigem Daumen wies er über die Schulter
auf ihre Anstandsdamen. »Sind Sie bescheuert?«
    »Dann
nennen Sie die Waffen«, erwiderte sie.
    »Was?«
    »Die
Waffen«, sagte sie geduldig. »Degen oder Pistolen?«
    Er sah sich
Schankraum um. »Soll das ein Witz sein? Ich lass mich doch von einer Frau nicht
zum

Weitere Kostenlose Bücher