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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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Laut.
    Ein
Klopfen, doch wo? Es könnte ihr Herz sein, das jede Berührung seines maskulinen
Körpers mit pochenden Schlägen erwiderte. Es hätte auch der Pulsschlag ihres
Verlangens sein und gerade so weitergehen können, bis in alle Ewigkeit. Es
klopfte tatsächlich, aber das war ihr Herz, das an ihre Rippen schlug, vor
Leidenschaft und Verlangen ... und Furcht, denn was hier geschah, wusste sie
nicht mehr zu beherrschen.
    Noch mehr
Klopfen, dann eine Stimme.
    »Sir?«
    Eine
Männerstimme. Irgendwie vertraut. Auf der anderen Seite der Tür.
    Der
Überlebensinstinkt der DeLuceys, über etliche Generationen verfeinert, riss sie
aus dem Wahnsinnstaumel, in den ihre Gefühle sie gestürzt hatten. Sie kehrte
zurück in die Welt, die ihr auf einmal sehr kalt und freudlos schien.
    Sie spürte,
wie Lisle erstarrte und zurückwich.
    Sie wand
sich aus seinen Armen.
    Dann wagte
sie einen Blick in sein Gesicht. Es war völlig gefasst. Natürlich. Er würde selbstverständlich
niemals vom Boden abheben.
    Seelenruhig
strich er ihr Nachthemd glatt.
    Um sich nicht
lumpen zu lassen, zog sie seinen Morgenmantel straff.
    Zu guter
Letzt gab sie ihm einen gutmütigen Klaps auf die Brust. »Das dürfte dir eine Lehre
gewesen sein«, meinte sie.
    Dann
öffnete sie die Tür, nickte Nichols hoheitsvoll zu und rauschte davon, mit schwindelndem
Kopf, zittrigen Knien und der inständigen Hoffnung, nicht gegen die nächstbeste
Wand zu laufen oder auf die Nase zu fallen.
    Sonntag, 9. Oktober,
    halb sieben Uhr morgens
    In seinem Traum trug Olivia
hauchdünnes Linnen. Sie stand am Fuß einiger Steinstufen
und winkte ihn zu sich. Hinter ihr lag tiefes Dunkel. »Komm und sieh dir meinen
verborgenen Schatz an«, rief sie.
    Lisle stieg
die Stufen hinab.
    Lächelnd
sah sie ihm entgegen. Dann entschwand sie durch eine Tür, die laut hinter ihr ins
Schloss fiel.
    »Olivia!«
    Er hämmerte
gegen die Tür. Donnergrollen kam als Antwort. Doch nein, es war kein Donnergrollen.
Er kannte dieses Geräusch. Steine. Steine, die vor die Tür gerollt wurden.
Eine Falle. Er sah sich um. Nichts als Dunkelheit. Kein Laut außer dem Poltern der
Steine.
    Wumm.
Wumm . Krachend
fielen sie gegen das Holz der Tür.
    Was war das
nur für ein Geräusch?
    Keine
Steine. Aber eine Tür.
    Jemand
klopfte an seine Tür!
    Mit einem
Schlag war Lisle hellwach, eine Fähigkeit, die er sich in Ägypten angeeignet
hatte, wo es eine Frage von Leben und Tod sein konnte, wie rasch man aus dem
Schlaf zu erwachen wusste.
    Er setzte
sich auf. Durch die Vorhänge fiel blasses Licht, woraus er schloss, dass der Morgen
graute.
    Wo zum
Teufel steckte Nichols? Erhob sich vermutlich gerade aus dem Bett einer Dienstmagd
– oder sollte er seinen Weg in eines der Schlafgemächer durchreisender Damen
gefunden haben?
    Seinen
Kammerdiener verfluchend, stemmte Lisle sich aus dem Bett, zog seinen Morgenmantel
über, schlupfte in Pantoffeln und marschierte zur Tür.
    Er riss sie
auf.
    Olivia
verharrte mit erhobener Hand.
    Er
schüttelte den Kopf. Er träumte noch immer.
    Aber nein.
Der Flur war von demselben blassgrauen Licht erfüllt wie sein Zimmer. Sie war
bereits angezogen. Vollständig angezogen. Mit Mühe nahm sein noch vom Schlaf
benommener Verstand es wahr: der aufgeputzte Hut ... das hochgeschlossene
Kutschenkleid mit den modisch sich blähenden Ärmeln ... die schmalen
Halbstiefel. Reisegarderobe, meldete ihm sein schläfriger Verstand, aber wozu?
    »Was?«,
fragte er. »Was ist los?«
    »Wir sind
zur Abfahrt bereit«, teilte sie ihm mit. »Die Wagen der Dienstboten sind schon
vorausgefahren. Die Damen sitzen in der Kutsche.«
    Kutsche? Er
begriff kein Wort. In seinem Verstand zogen nur Bilder von letzter Nacht
vorbei: Olivia, halbnackt ... er, halb um den Verstand gebracht. Ein Fehltritt.
Ein riesiger, unverzeihlicher, fast fataler Fehltritt.
    Aber da
hatte sie gestanden, kaum mehr am Leib als ein Hemd, und auch das schon in
Auflösung begriffen, ebenso wie ihr Haar, das ihr um die Schultern gefallen
war, als sie wild mit den Armen gestikuliert hatte, wobei auch andere Teile
ihres Körpers in Bewegung geraten waren.
    In Kairo
hatte er Tänzerinnen gesehen. Selbst in der Öffentlichkeit, vollständig
bekleidet, bewegten sie sich anzüglich. Bei privaten Anlässen gaben sie sich
weniger bedeckt, entblößten bisweilen Bauch und Brüste oder tanzten mit nichts
weiter angetan als einem Fransenschurz. Doch selbst im Angesicht dieser
wendigen Körper hatte er stets einen kühlen Kopf

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