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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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bewahrt.
    Olivia
hingegen war wütend gewesen, sie hatte ihn keineswegs verführen wollen. Genau
genommen war sie sogar vollständig verhüllt gewesen – und doch hatte er den
Verstand verloren.
    Wäre
Nichols nicht zurückgekommen ...
    »Wie spät
ist es?«, fragte er. Und welcher Tag war eigentlich? Träumte er vielleicht doch
noch?
    »Halb
sieben«, sagte sie.
    »Morgens?«
    Ihr Lächeln
war gleißend, gefährlich. »Wenn wir jetzt aufbrechen, können wir bei
Sonnenuntergang in York sein.«
    »Aufbrechen?«,
fragte er. »Jetzt?«
    »Dann
überholen wir sogar noch die Postkutsche«, sagte sie.
    »Ich habe
gerade mal drei Stunden geschlafen«, sagte er. »Was ist nur in dich gefahren?«
    »Ich möchte
Gorewood so rasch wie möglich erreichen«, fuhr sie fort. »Je eher wir dort
sind, desto eher können wir uns an die Arbeit machen und desto eher kannst du
wieder nach Ägypten.« Sie begutachtete ihn von oben bis unten. »Du scheinst
nicht bereit zu sein.«
    »Natürlich
bin ich nicht bereit!«
    Wieder ein
gleißendes Lächeln. »Lass dir ruhig Zeit. Es bleibt ganz dir überlassen, wann
du in York eintreffen willst.«
    Sie drehte
sich um und ging davon.
    Er blieb an
der Tür stehen und sah ihr ungläubig nach, wie sie mit schwingenden Hüften den
Flur hinabrauschte.
    Dann ging
er zurück ins Zimmer und schloss die Tür.
    Kurz darauf
wurde sie wieder geöffnet.
    »Ich weiß
genau, was du vorhast«, sagte er. »Du willst dich rächen.«
    »Sir?«
    Nichols kam
mit einem Tablett herein. »Mir fiel soeben auf, dass die Damen im Begriff
sind aufzubrechen«, sagte er. »Ich dachte mir, Sie wünschen vielleicht Ihren Kaffee.«

Kapitel 8
    York, am selben Abend
    Als kleinem Junge war es Lisle jedes
Mal wieder eine Freude gewesen, die Postkutsche vom St. Helen’s Square in den
Sonnenuntergang fahren zu sehen. Er bezweifelte, dass Olivia dieser Anblick
heute vergönnt gewesen war. Sie und ihr dubioses Gefolge mochten ja vielleicht
zeitig in York angekommen sein, waren aber gar nicht bis zur »York Tavern«
gefahren, sondern nur bis zum »George« in der Coney Street, einem stattlichen
alten Gasthaus, dessen verwinkelte Giebel und schmucke Fassade mit den
wunderlichen Figuren sich auf das sechzehnte Jahrhundert datieren ließen.
    Als Lisle
dort eintraf, war die Nacht bereits hereingebrochen und die Postkutsche längst
fort. Mehr als hundert Meilen hatte er an diesem Tag zurückgelegt. Unerbittlich
war er geritten, hatte versucht, jeden Gedanken an vergangene Nacht hinter sich
zu lassen, und aus ebendiesem Grunde hatte er auch die Pausen so kurz wie nötig
gehalten. Eigentlich sollten Hunger und Müdigkeit nun allem Denken den Garaus
gemacht haben, doch hatte er ein Gewissen, das sich leider Gottes noch immer
regte.
    Er
schleppte sich die Treppe hinauf und den Flur hinab zu seinem Zimmer. Wie aus
weiter Ferne nahm er eilige Schritte wahr, dachte sich jedoch nichts dabei.
    Olivia kam
so rasch und unerwartet um die Ecke gestürmt, dass er kaum Zeit hatte sich zu
wappnen, ehe sie mit ihm zusammenprallte. Weshalb er kurz taumelte, dann aber
geistesgegenwärtig die Arme um sie schlang, damit sie nicht fiele.
    »Wusste ich
es doch, dass du mich vermissen würdest«, empfing er sie.
    In
Anbetracht der Geschehnisse der vergangenen Nacht waren diese Worte ebenso
unklug gewählt, wie es unklug war, Olivia nicht sogleich wieder loszulassen.
Aber mehr noch als ein kluger Mann war er zunächst einmal ein Mann, und so tat
er, was Männer eben taten, wenn ihnen ein berüschtes Bündel Frau in die Arme
fiel. Sie war in endlose Ellen schweren Seidenstoffs gewandet, mit Spitze und
Rüschen und
verschwenderischen, sich wie Ballons blähenden Ärmeln. Sie war somit reichlich
bekleidet – nur nicht dort, wo es notgetan hätte. Ihre milchig weißen Schultern
und das Dekolleté zeigten sich von ihrer besten Seite. Sie war so warm, weich
und wohlgeformt, dass ihm einen trunkenen Moment lang kein einziger guter Grund
einfiel, weshalb er sie loslassen sollte.
    Sie sah ihn
an, die Augen tiefblau, der Blick voller Gefühl. »Ich habe dich ganz
schrecklich vermisst«, sagte sie mit bewegter Stimme. »Die Stunden zogen sich
ewig hin. Ich weiß nicht, wie ich es ertragen habe, doch hat die Trennung von
dir mich aller Kraft beraubt.«
    Sie sank in
seine Arme. So müde war er, und die überbordende Weiblichkeit in seinen Armen
hatte ihm so sehr den Verstand benebelt, dass er – für ganze drei Sekunden –
glaubte, sie sei in Ohnmacht gefallen.
    Dann rief
er

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