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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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sich in Erinnerung, dass er es mit Olivia zu tun hatte.
    »Seit dem
frühen Morgen saß ich im Sattel«, sagte er. »Ich bin müde, meine Arme schmerzen
ebenso wie alles andere, weshalb ich dich wahrscheinlich gleich fallen lassen
werde. Sehr wahrscheinlich.«
    Sie
richtete sich auf und gab ihm einen kleinen Schubs.
    Er ließ sie
los und trat zwei Schritte zurück. »Kommt es mir nur so vor«, meinte er, »oder
trägst du noch weniger als sonst?«
    »Ich trage
ein Abendkleid «, klärte sie ihn auf. »Zum Dinner.«
    »Du bist
aber nicht beim Dinner«, stellte er fest. »Du rennst wie eine Verrückte durch
die Flure eines Wirtshauses.«
    »Weil sie
mir entwischt sind«, sagte sie. »Die alten Damen. Kaum habe ich sie einen
Moment aus den Augen gelassen, haben sie sich aus dem Staub gemacht.«
    »Bei der
Höllenfahrt, die sie heute durchstehen mussten, überrascht mich das nicht«,
sagte er. »Wirklich, Olivia, du solltest wissen, dass man Altertümer sorgsam
behandeln muss.«
    »Altertümer!«,
schnaubte sie. »Das sind zwei ganz durchtriebene Frauenzimmer, die längst nicht
so hinfällig sind, wie sie tun. Losgezogen sind sie, um die Stadt unsicher zu
machen!« Sie fuchtelte mit den Armen herum, wie es ihre Art war, was die in
bestem Lichte gezeigten Rundungen in sehr aufreizender Weise in Bewegung
versetzte.
    Lisle
versuchte, den Blick abzuwenden, war indes zu müde, als dass seine
Standhaftigkeit sich dieser Herausforderung noch gewachsen gesehen hätte. »Sie
haben es sich in den Kopf gesetzt, die Kathedrale zu besichtigen«, sagte sie.
»Weil sie seit dem Brand nicht mehr dort waren und sich nun unbedingt die
Krypta anschauen wollen.«
    Kaum dass
Lisle seine Gedanken dem satanischen Fleische entzogen hatte, fiel ihm ein,
dass ein Verrückter vor zwei Jahren die Kathedrale von York in Brand gesteckt
hatte. Unter der Ruine des Chors hatte sich eine bislang unentdeckte Krypta aufgetan.
    »Sie wollen
also die Krypta einer halb zerfallenen Kathedrale erkunden«, sagte er. »Mitten in
der Nacht. Auf eine solch verrückte Idee kämst nicht einmal du.«
    »Wahrscheinlich
brauchten sie einen kleinen Nervenkitzel. Eine abgebrannte Ruine bei Nacht ist
einfach unwiderstehlich. Und so nah – nur ein paar Minuten zu Fuß. Daher auch
meine Sorge: Eigentlich hätten sie längst zurück sein müssen.«
    »Ich gehe
sie suchen«, sagte er. Zum Teufel mit den beiden. Er hatte furchtbaren Hunger,
Schlafmangel und Entkräftung ließen ihn kurz vor dem Delirium stehen. Und jetzt
sollte er auch noch das nächtliche York durchstreifen, um zwei ausgebüxte Alte
einzufangen.
    »Nein, ich
gehe«, sagte sie. »Die beiden sind mein Problem, und überhaupt ist es meine
Schuld, dass ich mich von ihnen hinters Licht habe führen lassen. 'Jetzt ein
warmes Bad und vor dem Essen ein kleines Nickerchen – mehr möchte ich gar
nicht, mein Kind'«, ahmte sie Lady Cooper nach. »Diese verschlagenen Geschöpfe.
Ich hätte es ahnen sollen. Auf der Fahrt haben sie den ganzen Morgen tief und
fest geschlafen.
Und den ganzen Nachmittag. Frisch und munter kamen sie hier an, während ich
wirklich nur noch ein Bad und ein Nickerchen wollte. Ich hätte mir denken
können, dass sie etwas im Schilde führen. Es ist meine Schuld. Ich nehme ein
paar Dienstboten mit und mache mich auf die Suche nach den beiden.«
    »Ohne mich
wirst du nicht mitten in der Nacht eine ausgebrannte Ruine erkunden«, sagte er.
»Ich habe Erfahrung darin, im Dunkeln durch halbzerfallene Stätten zu kriechen.
Du nicht.«
    »Du
solltest ein Bad nehmen«, riet sie. »Du riechst nach Pferdestall.«
    »Ich würde
mein Bad gern in Ruhe nehmen«, sagte er. »Und in Ruhe zu Abend essen. Nicht
zuletzt würde ich gern ungestört schlafen. All das ist mir nicht möglich,
solange die beiden da draußen herumgeistern.«
    »Ich habe
dir eben erklärt, dass ich ...«
    »Ich weiß,
ich weiß«, unterbrach er sie. »Wir gehen zusammen. Aber erst ziehst du dir etwas
Vernünftiges an.«
    »Dazu ist
jetzt keine Zeit!«
    »Wenn sie
tot sind, werden sie auch noch tot sein, bis wir sie gefunden haben«, sagte er.
»Wenn sie lediglich in Schwierigkeiten stecken ...«
    »Lediglich!«
    »... oder
Schwierigkeiten machen wollen, was ich für wahrscheinlicher halte, dürften sie
eine weitere Viertelstunde auch noch überstehen. Ich würde mir keine allzu
großen Sorgen machen. Die beiden wissen sich zu wehren wie ein wild gewordener
Eber.«
    »Lisle.«
    »In diesem
Kleid kannst du nicht nach Mumien suchen«, sagte

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