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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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zu befreien, und den
Beduinen seinen köstlichen Kaffee gekocht. Zum Dank haben sie ihm ein Kamel
geschenkt. Als er zurückkam, hat er sich als Erstes entschuldigt, 'sich so
plötzlich entfernt' zu haben.«
    Ungläubig
und belustigt zugleich sah sie ihn an. »Das hast du dir gerade ausgedacht.«
    »Ich?«, rief er. »Ich doch nicht. Dazu fehlt es mir an Fantasie.«
    Seine
überhitzten Gedanken und noch hemmungsloseren Träume hatten nichts mit Fantasie
zu tun, sagte er sich. Derlei gehörte zu eines Mannes Wirklichkeit.
    »Ich wüsste
zu gern, wer sich das ausgedacht hat«, sagte sie.
    Er folgte
ihrem Blick hinauf zur Empore. »Du meinst die Geistererscheinung.«
    »Nachher
werde ich mich dort oben noch mal genauer umsehen«, kündigte sie an.
»Vielleicht hat Lady Cooper wirklich nur geträumt oder sich alles eingebildet.
Was ich allerdings für wenig wahrscheinlich halte. Irgendjemand spielt hier
seit Jahren das Schlossgespenst. Warum sollte er ausgerechnet jetzt aufhören,
wo er ein neues Publikum hat?«
    »Warum
sollte er überhaupt damit angefangen haben?«, gab Lisle zu bedenken. »Warum
will man uns von hier vertreiben?«
    »Weil man
Gorewood Castle für sich allein haben will«, erwiderte sie. »Weil es hier etwas
gibt, wovon wir nichts wissen sollen.«
    »Wer wollte
Gorewood schon für sich allein haben?«, wollte Lisle wissen. »Mains sah sich
jahrelang außerstande, einen Pächter zu finden.«
    »Mains«,
sagte sie. »Über den wollte ich schon längst mit dir gesprochen haben.« Nichols
kam mit dem Kaffee zurück. Er goss Olivia eine Tasse ein, schenkte auch Lisle
nach und verschwand wieder.
    Olivia
wandte den Kopf und schaute ihm nach. »Das nenne ich wahres Talent«, meinte
sie. »Ist dir schon mal aufgefallen, dass die wenigsten Männer die Kunst der
Unaufdringlichkeit beherrschen? Für gewöhnlich verlangen sie in jeder nur
erdenklichen Hinsicht nach Aufmerksamkeit.« Ihr Blick kehrte zu Lisle zurück.
»Außer dir, versteht sich. Was mich vermuten lässt, dass du dir diese
Eigenschaft in Ägypten angeeignet hast.«
    »Sich
lautlos zu bewegen kann tatsächlich lebenswichtig sein«, sagte er.
    »Ich würde
das auch gern können«, meinte sie. »Aber in diesen Kleidern ist es unmöglich.«
    Heute trug
sie ein braunes Kleid. Für den frühen Tag gedacht, war es hochgeschlossen.
Davon abgesehen, ähnelte es sehr dem Kleid, das sie gestern Abend getragen
hatte: gewaltig sich blähende Ärmel und ein Bergmassiv ausladender Röcke,
drapiert auf etlichen Lagen Unterröcken ...
    Er
versuchte, an anderes zu denken.
    »Man nimmt
so viel Raum ein«, fuhr sie fort. »Und raschelt unentwegt.«
    »Du hattest
gerade von Mains gesprochen«, sagte er.
    »Allerdings.«
Sie schnupperte an ihrem Kaffee und seufzte verzückt, ehe sie einen Schluck
nahm. »Oh, wie köstlich! Viel besser als der von Urgroßmama.«
    »Mains«,
wiederholte er.
    »Wie
beharrlich du bist«, sagte sie.
    »Einer von
uns beiden muss es ja sein. Du schweifst in zehn Richtungen gleichzeitig ab.«
    »Stimmt,
ich war in Gedanken gerade beim Essen.«
    »Ich werde
dir etwas holen.« Hastig sprang er auf und eilte mit ihrem Teller zur Anrichte.
Hauptsache, er konnte irgendetwas tun, sich irgendwie ablenken. »Erzähl ruhig«,
sagte er.
    »Ja, gut
... Mains. Ehrlich gesagt war er mir ein Rätsel. Ich hatte damit gerechnet,
dass er absolut unfähig ist. Oder ein Trinker. Oder beides. Immerhin suchen die
Leute im Dorf händeringend nach Arbeit. Keinen Pächter zu finden ist das eine.
In einem Gemäuer aus dem fünfzehnten Jahrhundert zu leben ist nicht jedermanns
Sache, selbst wenn es renoviert und behaglich eingerichtet wäre. Aber ein
Verwalter, der nicht imstande ist, Arbeiter für ein Anwesen zu finden, das in
dieser Gegend seit Jahrhunderten der wichtigste Brotgeber ist – das mutete mir
doch sehr seltsam an.« Er kehrte an den Tisch zurück und stellte den Teller vor
ihr ab.
    Sie besah
sich ihr Frühstück. »Kein Haggis«, stellte sie bedauernd fest.
    »Unser Koch
ist Franzose«, erinnerte Lisle sie.
    »Auch kein
Lachs«, sagte sie. »Aber welch Wunder, dass er in dem schändlichen Ofen ein
perfektes Brioche hat backen können.«
    »Verblüffend,
nicht wahr?« Lisle setzte sich wieder. »Und was meintest eben wegen Mains?«
    Sie nahm
ihr Besteck zur Hand. »Meine Güte, bist du stur.«
    »Ich sitze
wie auf heißen Kohlen. Etwas an der Art, wie du den Bericht in die Länge
ziehst, lässt mich vermuten, dass du mir etwas Wichtiges sagen

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