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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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ihren Schabernack mit uns treiben. Früher hätte niemand
so einfach auf die Empore huschen und Gespenst spielen können. Gorewood Castle
war eine Festung, die niemand unbewehrt stürmen konnte. Unser nächtlicher
Besucher könnte durch die untere Tür hereingelangt sein, die ich dir gezeigt
hatte. Diese Tür muss unbedingt repariert und mit einem neuen Schloss versehen
werden.«
    »Ich stimme
dir voll und ganz zu, aber ...«
    »Ich gehe
jetzt ins Dorf und werde ein paar Leute anheuern«, sagte er.
    Olivia wandte sich ab und ließ sich auf
einen der im Hof herumliegenden Gesteinsbrocken sinken. Würde sie Lisle noch
hinterherschauen, käme sie sehr in Versuchung, mit einem der kleineren Steine
nach ihm zu werfen.
    Das wäre
zwar außerordentlich befriedigend, würde aber wenig an den Umständen ändern.
Geschweige denn ihn ändern.
    Er hatte
viel zu tun und wollte alles so rasch wie möglich erledigt bekommen. Der
Spukgeschichte oder dem vergrabenen Schatz auf den Grund zu gehen hieße, »sich
von Nebensächlichkeiten ablenken zu lassen«. Wann würde dieser Sturkopf endlich
begreifen, dass beides keine Nebensächlichkeiten waren, sondern die Ursache des
Problems?
    Jemand
hatte sich hier während der letzten Jahre mächtig angestrengt. Dafür musste es
einen guten Grund geben. Beispielsweise den, dass jemand fest davon überzeugt
war, einen vergrabenen Schatz zu finden.
    Sie sah
sich um. Eigentlich sah der Hof nur so aus, wie man es nach Jahren der
Vernachlässigung erwarten würde. Frederick Dalmay war mehr an den inneren
Werten seines Besitzes gelegen gewesen, so viel war offensichtlich.
    Was nur
hatte Herrick gesehen, das Lisle und ihr entgangen war? In den Tagen vor ihrer
Ankunft hatte es ununterbrochen geregnet, hatte Lisle gesagt. Und dann die
Pferde, Karren und Bedienten, die den Boden zertrampelt und zerfurcht hatten.
Wie sollte man da noch erkennen, wann hier gegraben worden war? Wenn überhaupt
gegraben worden war.
    Sie ließ
ihren Blick entlang des bröckelnden Gemäuers schweifen. Im Südwesten standen
die Überreste eines alten Wachturms. Dort vielleicht? Sie lief hinüber.
Tatsächlich zeigte der Boden hier gewisse Untiefen und Aufschüttungen.
    War es das,
was Herrick gemeint hatte?
    Sie blieb
eine Weile stehen und blickte nachdenklich zu Boden, doch der zerwühlte Grund
wollte ihr seine Geheimnisse nicht preisgeben.
    »Hoffnungslos«,
sagte sie sich. »Weitaus vernünftiger wäre es, Herrick einfach zu fragen.«
    Gorewood, einige Stunden später
    Lisle stellte fest, dass die Stimmung im
Dorf sich über Nacht gewandelt hatte. Als er und sein Kammerdiener in den Läden
Bestellungen aufgeben wollten, gab niemand mehr vor, sie nicht zu verstehen.
    Olivia
hatte ganz recht gehabt – die Geschichte von dem jungen rothaarigen Ding, dem
furiosen französischen Koch und dem Hackebeil musste die Runde gemacht haben.
Auch Olivias Verwandlung in ein Gespenst dürfte sich herumgesprochen haben und
der Schrecken erleichtertem Gelächter gewichen sein.
    Sie konnte
wirklich Wunder vollbringen, gar keine Frage.
    Lisle und
Nichols betraten den »Crooked Crook«. In Anbetracht der Stunde fand Lisle die
Dorfschenke außerordentlich gut besucht. Nirgendwo sonst im Dorf dürften sich
Klatsch und Tratsch so rasch verbreiten.
    Er trat an
den Schanktisch und bestellte ein Bier. Der Wirt tat nicht einmal so, als
spräche Lisle Griechisch oder Chinesisch. Anstandslos stellte er einen Krug vor
Lisle auf den Tisch.
    »Und eine
Runde für alle«, sagte Lisle.
    Nun war ihm
Aufmerksamkeit sicher. Er wartete, bis alle bedient waren. Dann erhob er das
Wort. Er war es gewohnt, vor einer Menschenmenge zu sprechen. Auf diese Weise
rekrutierte er seine Arbeiter in Ägypten. So hielt er sie auch bei Laune, wenn
die Moral sank. Geld war den Ägyptern längst nicht so wichtig, wie man meinen
sollte, und die wenigsten waren gewillt, ihr Leben für ein paar Fremde aufs
Spiel zu setzen. Viele Europäer hielten sie deshalb für Feiglinge. Lisle hielt
sie für vernünftig. Weshalb er auch an ihre Vernunft appellierte und ihnen
allen Grund gab, ihm zu vertrauen.
    Bei den
Schotten war er sich da nicht so sicher. Was wusste er schon von Schotten? Doch
meinte er zu wissen, dass sie tapfer bis in den Tod und ebenso treu seien – die
Schlacht von Culloden kam einem sogleich in den Sinn. Da sie im »Crooked Crook«
in der Überzahl waren – zwanzig zu zwei, wenn er recht gezählt hatte –, kam er
ohne Umschweife zur Sache, was ihm schon immer mehr

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