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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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sie wüsste. Allerdings hatte sie auch viel zu sehr in romantischen
Fantasien geschwelgt, als dass sie für derlei Banalitäten einen Blick gehabt
hätte.
    »Man hat
dort gegraben«, sagte Herrick. »Jemand hat wieder angefangen, nach dem Schatz
zu suchen.«
    Kurz darauf
    »Ein
Schatz«, sagte
Lisle. »Wir haben es mit ein paar Trotteln zu tun, die glauben, hier läge ein
Schatz vergraben?«
    Diese
Neuigkeit, die zu verkünden Olivia in höchster Hast auf den Hof geeilt war,
hatte sie ihm natürlich viel umfassender und wortreicher mitgeteilt und mit
großen Gesten begleitet, welche nicht nur ihre Arme und Hände in
unkontrollierte Bewegung versetzt hatten.
    Sie konnte
wirklich strapaziös sein.
    »Hätte ich
nur alle Bücher und Papiere deines Cousins gesichtet«, sagte sie. »Dann
wäre ich selbst darauf gestoßen. Er hat alles über Gorewood Castle
archiviert, alle Legenden, die man sich seit Jahrhunderten erzählt. Früher oder
später wäre ich bestimmt
auf die Geschichte vom vergrabenen Schatz gestoßen.«
    »Diesmal
hoffentlich ohne Piraten«, vergewisserte er sich. »Nach einem Piratenschatz
haben wir nämlich schon mal gesucht.«
    Mit einem
strahlenden Lächeln sah sie ihn an. Sie trug keinen Hut, einzelne Haarsträhnen
hatten sich gelöst und wehten im Wind – eben jenem Wind, der auch in ihren sich
bauschenden Röcken spielte. Wo doch schon ihr Lächeln genügte, ihm den Verstand
zu erweichen.
    Was
sollte er tun? Was sollte er nur mit ihr tun?
    »Keine
Piraten«, versicherte sie ihm. »Es war zur Zeit des Bürgerkriegs. Cromwell hat
Gorewood Castle angegriffen. Die Familie musste mitsamt der Dienerschaft
fliehen – bei Nacht und Nebel, weshalb sie nicht all ihre Preziosen mit sich
nehmen konnten.« Sie bebte schier vor Aufregung. Es war schwer, nahezu
unmöglich, sich nicht davon anstecken zu lassen.
    Aber er
wollte keine Aufregung. Er wollte Ruhe. Und Ordnung. Es gab ein Dutzend
Probleme, die er angehen musste, und er bezweifelte, dass er sich klaren Kopfes
an deren Lösung würde machen können, solange das Problem namens Olivia ungelöst
war. Allerdings schien ihm das unlösbar, wenn sie direkt vor ihm stand. Dann
konnte er nämlich keinen klaren Gedanken fassen. Eine ausweglose Situation.
    »Und was
sie nicht mitnehmen konnten, haben sie vergraben«, schloss er.
    Sie nickte
eifrig.
    »Es tut mir
leid, deine schöne Fantasie zunichtemachen zu müssen, aber Geschichten wie
diese gehören zum Standardrepertoire eines jeden Landsitzes«, sagte er. »Willst
du wissen, wie sie weitergeht? Cromwell hielt sich länger an der Macht als
erwartet. Während des Bürgerkriegs verlor die Familie alles – auch ihre
Erinnerung, wo sie den Schatz vergraben hatte. Ich versichere dir, jede königstreue
Familie wollte irgendwo ihr Silber und ihre Juwelen vergraben haben, bevor sie
bei Nacht und Nebel vor den Cromwell’schen Horden geflüchtet sind. Und eine
jede dieser Familien konnte sich später partout nicht mehr erinnern, wo sie es
vergraben hatten.«
    »Ich weiß
selber, dass es nur Gerede ist, aber ...«
    »Niemand,
und schon gar kein schlitzohriger Schotte, würde ernstlich glauben, dass es
nach zweihundert Jahren noch irgendwo einen unentdeckten Schatz zu finden
gäbe«, sagte er. »Zumindest niemand, der älter als zwölf ist. Bitte sag mir,
dass du nicht ernstlich daran glaubst.«
    »Ich muss
gar nicht daran glauben«, meinte sie, »um zu glauben, dass jemand danach sucht.
Es gibt nämlich Beweise.« Sie zeigte auf die vielen kleinen Erdhügel und
Furchen, die den Hof durchzogen. »Da der Boden so nass und durchweicht ist, war
es mir nicht gleich aufgefallen. Aber Herrick musste nur einen Blick darauf
werfen, um zu wissen, dass jemand erst kürzlich hier gegraben hat.«
    »Vergrabene
Schätze scheinen dein Steckenpferd zu sein«, sagte Lisle. »Grab ruhig. So viel
du möchtest.«
    »Als ob es
nur darum ginge, Lisle. Wie kannst du nur so schwer von Begriff sein? Siehst du
denn nicht ...«
    »Doch, ich
sehe es sehr wohl, aber wir lassen uns schon wieder von Nebensächlichkeiten
ablenken«, sagte er und straffte die Schultern. »Es gibt viel zu tun. Wir
müssen Prioritäten setzen. Ich brauche Handwerker, und ich werde welche finden
– koste es, was es wolle.«
    »Natürlich
wirst du das. Ich wollte auch nur ...«
    »Wir können
so nicht weitermachen«, unterbrach er sie. »Mit kaputten Fenstern und Türen und
Regen und Wind, die durchs Gemäuer pfeifen, und Witzbolden, die sich nachts
hier einschleichen und

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