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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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habe dich tagelang nicht behelligt. Jetzt bitte ich dich
einmal um deine Hilfe, und du tust es einfach so ab. Du weißt ganz genau, dass
dieser Zettel etwas bedeutet.«
    »Er
bedeutet nichts!«, fuhr er sie an. »Es gibt keinen Schatz. Vielleicht gab es
mal einen, aber jeder vernünftige Mensch käme zu dem Schluss, dass er längst
verschwunden sein dürfte. Selbst unsere Gespenster haben es aufgegeben. Ist dir
das aufgefallen? Kein Dudelsackgeheule mehr zu nachtschlafender Stunde? Seit
sie ihre kleine Drohung auf die Kellerwand gekritzelt haben, keine Spur mehr
von ihnen.«
    »Es hat
geregnet«, sagte sie. »Sie wollen ihre Dudelsäcke und was auch immer sie noch
für ihren Spuk brauchen, bestimmt nicht durch Wind und Wetter schleppen.«
    »Ich
habe Fallen im Keller aufstellen lassen und kein Geheimnis darum gemacht«,
sagte er. »Wahrscheinlicher ist, dass sie das gehört haben. Hier spricht sich
alles schnell herum.«
    »Und du
glaubst, davon würden sie sich abhalten lassen? Meinst du, sie geben so rasch
auf, nachdem sie jahrelang gesucht haben?«
    »Nun,
bislang hat auch niemand versucht, sie davon abzuhalten.«
    Ihre Wangen
glühten. »Lisle, du bist wirklich ...«
    »Lassen wir
diesen Unsinn«, unterbrach er sie. »Ich werde mich nicht mit dir über
Gespenster streiten.«
    Sie
fuchtelte mit dem Zettel vor seiner Nase herum. »Du könntest wenigstens ...«
    »Nein«, sagte er. »Ich werde meine Zeit nicht mit sinnlosem Gekritzel
verschwenden.«
    »Das würdest du anders sehen, wenn du mal einen Blick in seine
Tagebücher werfen würdest!«
    »Das werde
ich ganz gewiss nicht«, sagte er. Das hatte ihm gerade noch gefehlt – einen
Blick in Cousin Fredericks Tagebücher werfen! Während sie ihm über die Schulter
spähte. Ihr Duft. Dieses verdammte Rascheln ihrer Röcke. Das war unfair .
Sie wusste doch, dass sie sich voneinander fernhalten mussten.
    »Du hast
gesagt, ich soll seine Unterlagen durchsehen!«, rief sie. »Stunde um Stunde
habe ich mich durch Berge von Papier und Stapel von Büchern, Briefen und handschriftlichen
Aufzeichnungen gewühlt. Stunde um Stunde habe ich mit dem Versuch zugebracht,
seine winzige Handschrift zu entziffern. Du hast gesagt ...«
    »Damit du
beschäftigt bist!«, platzte er heraus. »Damit du mir nicht in die Quere kommst.
Ich sitze an diesem schrecklichen Ort fest, an dem ich nie sein wollte, habe
diese unsinnige, unnütze Aufgabe am Hals, die nichts als Zeit- und
Geldverschwendung ist – und das habe ich dir zu verdanken!
    »Ich wollte
dir nur helfen !«
    »Oh ja,
sehr hilfreich. Wärst du nicht gewesen, hätte ich meinen Eltern gesagt, sie
sollten sich zum Teufel scheren. Lieber sterbe ich in Ägypten hungers, als hier
zu leben. Was kümmert mich ihr verdammtes Geld? Sollen sie es doch meinen
Brüdern geben. Ich komme schon allein zurecht. Aber nein. Hier sitze ich nun,
versuche zumindest, diese unselige Aufgabe zu bewältigen und die Arbeit, die
ich überhaupt nicht machen wollte, gut zu machen, und dann kommst du wieder mit
einem deiner Hirngespinste und gehst mir mit irgendeiner Nebensächlichkeit auf
die Nerven.«
    »Hirngespinste? Nebensächlichkeit? Du hast selbst gesagt ...«
    »Das war
doch nur ein Ablenkungsmanöver ! Dass du das nicht gemerkt hast. Du
machst doch andauernd welche. Ich habe dich nur mit deinen eigenen Waffen
geschlagen. Und – was sagst du jetzt? Wie gefällt es dir, nach jemand anderes
Pfeife zu tanzen?«
    »Du ... du
...« Sie riss ihm seinen Hut vom Kopf und boxte ihn damit in die Brust. Dann
warf sie ihn auf den Boden und trampelte darauf herum.
    »Gut
gemacht«, sagte er. »Gar nicht kindisch.«
    »Wärst du
ein Mann, würde ich dich zum Duell fordern«, sagte sie.
    »Wärst du
ein Mann, würde ich dich mit Freuden erschießen.«
    »Ich hasse
dich!«, schrie sie. »Du bist abscheulich !« Sie trat ihm ans Schienbein.
    Es war ein
beherzter Tritt, doch er war zu wütend, als dass er etwas gespürt hätte.
»Bravo«, sagte er. »Sehr damenhaft.«
    Sie machte
eine noch weniger damenhafte Geste und stürmte davon.
    Dienstag, 25. Oktober, ein Uhr früh
    Die Nacht war sternenklar, und der
Mond, wenngleich abnehmend, bot genügend Licht für Unruhestifter, Schurken und
all jene, die ihnen das Handwerk legen wollten. »All jene« beschränkte sich
derzeit auf Olivia, die sich aus dem Südturm geschlichen hatte, nachdem alle zu
Bett gegangen waren. Sie trug Männerhosen, darunter eine warme
Flanellunterhose. Weste, Rock und ein dicker Kapuzenumhang

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