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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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um sie zu verstehen.«
    Woraufhin
er es wagte, seinerseits seinen Kopf Bathsheba zuzuneigen. Er betrachtete ihr
seidiges Haar und erinnerte sich an dessen Duft. Natürlich konnte er nicht sein
Gesicht darin
vergraben, wie er es gern getan hätte. Er konnte sie nur anschauen, konnte
zusehen, wie ihre Wangen sich sanft röteten, konnte die kleine Locke
betrachten, die sich über ihrem Ohr ringelte.
    »Du
solltest mich nicht so hingerissen anschauen«, flüsterte sie. »Du machst
dich zum Narren.«
    »Das ist
mir egal«, erwiderte er. »Jeder hier weiß, dass ich von dir hingerissen
bin.« Kurz sah sie auf und begegnete seinem Blick, bevor sie rasch
beiseite sah und das Essen auf ihrem Teller hin und her schob. »Niemand weiß
dergleichen«, beschied sie. »Wenn du deine Würde wahren würdest, nähme
jeder an, dass es nur eine vorübergehende Laune ist.«
    »Meine
Würde werde ich noch für den Rest meines Lebens wahren«, sagte er.
»Weshalb es mir zusteht, mich dieses eine Mal zum Narren zu machen.«
    »Aber
natürlich ist das Unsinn!«, rief da Lord Mandeville so laut, dass alle
anderen Gespräche verstummten. »Was für wunderliche Geschöpfe ihr Frauen doch
seid.«
    Benedict
schaute gerade noch rechtzeitig ans andere Ende des Tisches, um das Funkeln
wahrzunehmen, das kurz in Olivias Augen aufflackerte.
    »Papa hat
gesagt, es gäbe hier einen Schatz«, beharrte sie. »Papa hätte mich niemals
angelogen.«
    »Olivia«,
sagte Bathsheba mit warnendem Unterton.
    »Es ist
kein Unsinn.« Olivia schaute ihren Gastgeber mit finsterem Blick an. »Sie dürfen
meinen Vater keinen Lügner nennen. Er war ein Gentleman.«
    Peregrine
beobachtete sie gespannt. »Gleich ist es so weit«, murmelte er. »Gleich
geht sie in die Luft.«
    »Wir sind
uns alle sehr wohl bewusst, dass dein Vater ein Gentleman war, Olivia«, sagte
Benedict in allergelangweiltestem Ton. »Ich hätte eigentlich gedacht, dass ein
kluges Mädchen von
zwölf Jahren zwischen einer Lüge und einer bloßen Vermutung unterscheiden kann.
Sollte dir diese Unterscheidung nicht bekannt sein, wird Lord Lisle sie dir
nach dem Frühstück gewiss gern erklären. Bis dahin wollen wir unsere
Aufmerksamkeit wieder den Grundregeln anständigen Betragens zuwenden. Da ich
keinen Zweifel daran hege, dass dein Vater und deine Mutter dich in diese
Regeln unterwiesen haben, bleibt mir nur zu vermuten, dass sie dir kurzzeitig
entfallen sein müssen. Vielleicht möchtest du ja das Zimmer verlassen, bis sie
dir wieder eingefallen sind.«
    Nun
funkelten die blauen Augen ihn böse an. Woraufhin Benedict Olivia kurz mit
einem seiner gelangweilten Blicke bedachte und sich wieder seinem Frühstück
zuwandte.
    Sie schaute
ihre Mutter an, doch Bathsheba schaute nicht sie, sondern ihn an – als wäre er
die Sonne und der Mond und alle Sterne.
    Olivia
entschuldigte sich und marschierte mit erhobenem Kinn aus dem Zimmer. Stille
senkte sich über die Tafel.
    Das
Schweigen wurde von energischen Schritten durchbrochen, die sich von der
Eingangshalle her näherten. Benedict vernahm deutlich das feste Auftreten von
Stiefelabsätzen auf hartem Marmor.
    Die Schritte
hielten inne, und Benedict hörte zunächst ein tiefes Brummein, dann Olivias
helle Stimme, die ungnädig verkündete: »Lord Rathbourne hat mich des Zimmers
verwiesen, damit ich mich meiner Manieren erinnere!«
    Neuerliches
Brummein.
    Die
Schritte setzten abermals ein.
    Der Butler
trat ein.
    Benedict
straffte sich.
    »Lord
Hargate«, meldete Keble, und schon betrat Benedicts Vater mit weit
ausholenden Schritten das Zimmer.
    Nach dem
Frühstück, bei dem Benedict mit einem Schlag der Appetit vergangen war, zog Lord
Hargate sich mit Lord Mandeville zu einer Unterredung unter vier Augen in
dessen Arbeitszimmer zurück.
    Zwei
geschlagene Stunden später wurde Benedict hinzugerufen.
    Draußen auf
dem Korridor traf er Bathsheba an, die unruhig auf und ab ging. Sowie sie ihn
sah, blieb sie jäh stehen.
    Ebenso wie
sein Herz, ehe es holpernd wieder zu schlagen begann. »Ich dachte, du wärst
längst fort«, sagte er. »Ich hatte einen Wagen bestellt. Es gibt absolut
keinen Grund, weswegen du dich diesem ... Ärgernis aussetzen müsstest.«
    »Ich bin
kein Feigling«, stellte sie klar. »Ich habe keine Angst vor deinem
Vater.«
    »Das solltest du aber«, meinte er. »Die meisten
vernunftbegabten Wesen haben Angst vor ihm.«
    »Ich denke
nicht daran, einfach wegzulaufen und dich alle Schuld allein tragen zu
lassen.«
    »Nun denn,
es ist ja

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