Losing Noah - Finding Love (German Edition)

bisher habe ich
nicht einmal mit ihm gesprochen. Ian respektiert meine Entscheidung
und ist derselben Meinung wie ich. »Bring erst mal dein
Gefühlschaos in Ordnung, dann kannst du alles in Angriff nehmen,
was dich beschäftigt«, hat er gesagt. Ganz im Gegenteil zu
meiner angeblich besten Freundin. Das Penthouse ist vollständig
eingerichtet, aber ich habe die Einstandsparty ausgelassen,
stattdessen waren Ian und Noah zum Abendessen bei mir. Die beiden
halten zu mir und unterstützen mich, wann immer sie es können.
    Heute
ist Samstag. In einer Woche heiraten Ian und Carrie. Sie versucht
schon den ganzen Morgen, mich anzurufen. Jetzt klingelt mein Handy
wieder, es ist inzwischen der 15. Anruf. Ich gehe ran, denn ich habe
keine Lust, dass sie mir die ganze Mailbox zutextet. »Hallo
Carrie, was kann ich für dich tun?«, frage ich, dabei
schwingt Kälte in meiner Stimme mit. Irgendwie tut es mir leid,
so sehr wollte ich ihr nicht die kalte Schulter zeigen.
    »Hi
Süße, wie geht’s dir?«, fragt sie scheu.
    »Super,
danke, und dir?«
    »Ganz
gut, aber mir fehlt die erste Brautjungfer, denn ...« Sie
seufzt. »Dich kann einfach niemand ersetzen«, schnieft
sie.
    >Oh
Gott, sie will, dass ich ihre erste Brautjungfer werde! Wie süß.< »Ja, und?«, hake ich gespielt desinteressiert nach, weil
ich es ihr nicht zu leicht machen möchte.
    »Es
tut mir leid, was ich gesagt habe. Ich hätte mehr Verständnis
für dich, statt für Brant haben müssen. Ich war eine
richtig blöde Kuh«, sagt sie.
    »Und
weiter?« Ich grinse, denn ein wenig soll sie doch noch zu
Kreuze kriechen. Ja, ich bin nachtragend. »Du bist die
allerbeste Freundin, die ich je hatte, und ich war dämlich, mich
mit dir zu streiten.«
    Nun
muss ich schmunzeln. »Würdest du meine erste Brautjungfer
werden? Shopping inklusive, aber wir müssten heute noch ins
Brautmodengeschäft, um dir ein passendes Kleid auszusuchen. Du
musst auch nicht in hellem Rosa herumlaufen, sondern kannst dir eine
Farbe aussuchen«, bietet sie an.
    »Dann
werde ich wohl die erste Brautjungfer, die schwarz trägt«,
scherze ich, bemühe mich aber um einen ernsten Ton.
    Ich
höre, wie Carrie tief einatmet. Ich sehe sie förmlich vor
mir, wie sie die Hand zur Faust ballt und einen Wutanfall gerade noch
vermeidet.
    Ian
hatte sie als Brautzilla beschrieben, als er Mittwochabend hier war.
»Okay, wohin soll ich kommen?«, frage ich sie.
    »Ich
komme dich so in einer halben Stunde abholen, okay?«
    »Okay,
ruf einfach durch und ich komme runter«, antworte ich.
    Carrie
quietscht vergnügt. »Ich freue mich auf dich und danke,
dass du mir verzeihst.«
    »Ich
denke, darüber sollten wir später noch reden.«
    »Alles
klar.« Wir beenden das Telefonat. Dann gehe ich mich umziehen.
Schließlich kann ich nicht in Jeans und Top in so ein Geschäft
gehen. Nach einem Blick in meinen Kleiderschrank entscheide ich mich
für einen beigefarbenen, knielangen Rock, eine dunkelbraune
Bluse und einen passenden Blazer. Es ist eines meiner Kostüme,
die ich sonst bei der Arbeit trage, aber heute muss es fürs
Shopping herhalten. Gemütlich ziehe ich mich um. Anschließend
eile ich ins Bad, um mein Make-up aufzufrischen, denn ich will gut
aussehen. Während ich meinen Lidstrich nachziehe, driften meine
Gedanken zu Brant. >Ob er Ians Trauzeuge wird?<, überlege ich. Ich schüttele den Kopf, weil ich nicht an ihn
denken will. Zum Glück habe ich den Eyeliner abgesetzt, sonst
sähe ich jetzt aus, wie ein Clown.
    Eine
halbe Stunde später stehe ich im Aufzug, der nach unten fährt.
Carrie wartet dort auf mich. Als die Fahrstuhltüren sich öffnen,
sehe ich sie schon. »Hey Carrie«, grüße ich
sie lächelnd.
    Sie
kommt auf mich zu, dann schließt sie mich in ihre Arme. »Ich
habe dich vermisst«, flüstert sie.
    »Ich
dich auch, Brautzilla«, schmunzele ich. Wir lassen einander
los, anschließend machen wir uns mit dem Auto auf den Weg zum
Brautmodengeschäft. »Ian nennt mich auch immer
Brautzilla«, sagt sie, als wir schon eine Weile unterwegs sind.
    »Er
wird seine Gründe haben«, kichere ich.
    »Ja,
ich … war wohl etwas herrisch, hysterisch und zickig in den
letzten Wochen, aber ich kann doch nichts dafür, dass wir so
schnell einen Termin im Boatshouse bekommen haben, weil dieses eine
Paar abgesprungen ist.«
    »Ihr
feiert im The Loeb Boatshouse?«, frage ich.
    »Ja,
Ian hat sich darum gekümmert, dass wir auf die Warteliste
kommen. Eigentlich hätten wir erst in einem Jahr heiraten
können, aber dann