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Lost Girl. Im Schatten der Anderen

Lost Girl. Im Schatten der Anderen

Titel: Lost Girl. Im Schatten der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Ströle
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vierhundertzweiundsechzig mal neunundsechzig?«
    »Einunddreißigtausendachthundertachtundsiebzig.«
    Er lächelt sein Raubtierlächeln. Ich weiß nicht, ob die Zahl stimmt, und knirsche wütend mit den Zähnen. Ich stelle noch einige Fragen, aber der Meister beantwortet sie immer richtig und scheint nicht einmal überlegen zu müssen.
    Ich lasse mich mitreißen. »Wenn Sie so viel wissen, dann erzählen Sie mir von Frankenstein .«
    Er sieht mich abschätzig an. »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil ich es wissen will und Sie angeben wollen.«
    »Aber es verstößt gegen das Gesetz«, sagt er täuschend sanft. »Willst du das wirklich?«
    Ich schweige.
    »Erzähl mir doch lieber etwas über dich.«
    Ich sehe ihn erstaunt an. »Als ob Sie das interessieren würde.«
    »Aber es interessiert mich«, beharrt Matthew. »Es interessiert mich sogar außerordentlich, was aus meiner Schöpfung geworden ist. Ist sie missraten? Habe ich etwas Vollkommenes geschaffen? Ich will es auf jeden Fall wissen. Natürlich bist du noch nicht erwachsen, aber …«
    »Ich sage Ihnen gar nichts.«
    »Auch egal.« Er lächelt boshaft. »Ich weiß sowieso alles.«
    Eine eiskalte Hand streicht meinen Rücken hinauf und Angst erfasst mich. Etwas an seiner Stimme veranlasst mich, ihm zu glauben.
    »Wenn ich etwas Falsches getan hätte«, sage ich, »hätten Sie mich getötet?«
    »Natürlich.«
    »Das klingt nicht, als würde ich Ihnen etwas bedeuten.«
    »Wer mächtig sein will, kann sich keine Skrupel erlauben«, sagt Sir Matthew. »Und wenn wir nicht mächtig wären, würde alles wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Die Welt ist uneins. Wir müssen mächtig und skrupellos bleiben und uns die Gunst unserer Anhänger erhalten, sonst würden unsere Gegner uns stürzen. Deshalb, ja, wenn wir ein Echo töten müssen, tun wir es, ohne zu zögern.«
    Ich starre ihn lange Zeit an. »Wenn Sie mich töten«, frage ich schließlich, »tut das weh?«
    Er überlegt. »Es wäre nicht gerade … angenehm«, räumt er mit einem makabren Lächeln ein. »Du weißt bestimmt, dass man dich dazu auftrennen muss. Du wirst sozusagen zerlegt, aufgelöst.«
    Mir wird flau im Magen.
    »Du hattest übrigens Glück, dass du diesem Schicksal entgangen bist«, sagt Matthew, als müsste ich ihm auf Knien dafür danken. »Soviel ich weiß, hat Amarra dich nicht gemocht. Du kannst von Glück reden, dass sie starb, bevor sie eine Möglichkeit fand, dich loszuwerden.«
    »Aber die Anderen dürfen keinen Schlafbefehl geben. Nur Nenneltern und Meister dürfen das.«
    Sir Matthew lächelt langsam. »Wer sagt das?«
    Ich wende den Blick ab.
    Der Zug fährt in Lancaster ein. Ich blicke auf den vertrauten Bahnhof hinaus und dann auf das Muschelarmband an meinem Handgelenk. Sean.
    Jemand klopft ungeduldig von der anderen Seite an die dicke Fensterscheibe. Erschrocken hebe ich den Kopf und reiße die Augen auf. Ich zwinkere ein paarmal, weil ich im ersten Moment fest glaube, dass es eine Halluzination ist und ich mir Sean nur einbilde.
    Sean tritt vom Fenster zurück und sieht mich an. Er wirkt außer Atem, als sei er den ganzen Weg gerannt, um uns noch zu erwischen.
    Mein Herz flattert. Ich springe auf und will zur Abteiltür rennen, da schließt sich eine Hand um mein Handgelenk. Sie ist stärker als ich.
    »Willst du wirklich sterben?«, fragt Matthew ungläubig und drohend. Ein Schauer überläuft mich. »Setz dich.« Verschwunden sind Ironie und Langeweile. Er ist ein Meister. Mein Meister. Seine blauen Augen blitzen gefährlich und die Warnung ist eindeutig. Aber sie ist mir egal.
    Ich erwidere seinen Blick. »Lassen Sie mich los.«
    Er verengt die Augen zu Schlitzen. Dann ist der Druck an meinem Handgelenk plötzlich weg. Ich frage nicht länger, sondern laufe los. Vielleicht bleiben mir nur wenige Sekunden, bis die Türen sich wieder schließen und der Zug abfährt. Ich durchquere das Abteil, springe auf den Bahnsteig und renne zu Sean. Er drückt mich an sich und ich lege ihm die Arme fest um den Hals. In meinen Augen brennen Tränen.
    »Tut mir leid«, sagt er an meinem Ohr. »Tut mir leid, ich dachte, es sei einfacher, wenn ich dich nicht mehr sehe, aber ich habe es nicht ausgehalten …«
    Ich blicke zu ihm auf. Seine grünen Augen. Wie Murmeln. Sie glänzen, sind voller Leben. »Es kann nicht sein, dass wir uns nie wiedersehen. Das ertrage ich nicht«, sage ich verzweifelt. »Ich werde dich suchen. Wenn ich älter bin, komme ich zurück und suche dich …«
    »Das geht

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