Lost in Ireland - Verschollen in Irland
protestieren, doch er zeigte auf etwas vor ihnen.
Ruth blickte auf und sah nahe den Klippen zwei Gestalten sich gegenüberstehen. Eine war Conny, die andere musste folglich Terry sein.
“Conny!”, rief sie, aber die Freundin schien sie nicht zu hören, denn es kam keine Reaktion.
“She’s alive”, sagte Ruth und schluchzte.
“At the moment, → at any rate ”, sagte Ian und deutete erneut nach vorn.
Ruth kniff die Augen zusammen.
Conny und Terry standen sich wie zwei Duellanten gegenüber, nur trugen sie keine Waffen. Oder doch? Ruth musste erkennen, dass sie sich geirrt hatte. Conny hielt den Mann mit einer Pistole in Schach.
Fourteen
“Conny!”, schrie Ruth aus Leibeskräften, aber der Wind gab ihr keine Chance, zu ihr durchzudringen.
Hilflos mussten sie mit ansehen, wie Conny Terry langsam in Richtung Klippen trieb.
“We must do something”, rief Ruth Ian zu. Doch der telefonierte.
Rief er die Polizei? Bis die kam, war es längst zu spät.
Ruth schaute hoch zu den beiden auf den Klippen. Noch war genügend Abstand zwischen ihnen und dem Abgrund, aber Conny schien gewillt, Terry hinabzustürzen. Ian war ganz auf sein Telefonat konzentriert. Auf ihn konnte sie im Moment nicht zählen. Ruth blieb keine andere Wahl, als selbst zu handeln.
Langsam ging sie auf die Klippen zu. Offensichtlich hatte die Freundin sie aus den Augenwinkeln wahrgenommen, denn plötzlich blieb sie irritiert stehen. Die Waffe immer noch auf Terry gerichtet, schaute sie vorsichtig in Ruths Richtung. Erstaunen spiegelte sich auf ihrem Gesicht wider, dann Entsetzen.
“Go away!”, rief sie. “ → It’s none of your business. ”
“Conny, mach dich nicht unglücklich!”, schrie Ruth, so laut sie konnte.
Schritt für Schritt schob sie sich vorwärts.
Terry rief etwas, doch Ruth konnte ihn nicht verstehen. Erstaunlicherweise zeigte er keine Angst, er hatte eher einen spöttischen Ausdruck im Gesicht, als nehme er die ganze Situation nicht ernst.
Ruth war inzwischen bis auf wenige Meter an die Freundin herangekommen, die ihren Widersacher weiter in Richtung Klippen trieb.
“Conny, don’t do that”, rief Ruth.
“Go away, Ruth. It’s none of your business”, wiederholte Conny.
Ruth war sicher, dass Conny in diesem Moment nicht ganz zurechnungsfähig war. Sie wandte sich nach Ian um, der sich im Zeitlupentempo auf sie zuzubewegen schien.
Gab es etwas, womit sie Conny von dem, was sie tun wollte, abbringen konnte? Sie wagte noch einen Schritt.
“Conny, tell me what’s going on”, rief sie.
“She is completely crazy”, rief Terry.
“Keep your mouth shut!”, schrie Conny wie von Sinnen und richtete die Waffe auf seinen Kopf. Doch Terry grinste nur böse.
“Conny”, versuchte Ruth es erneut. “He’s not → worth it. – Denk nach”, wechselte sie ins Deutsche. “Willst du seinetwegen ins Gefängnis?”
“He killed him”, rief Conny. “He has to die.”
Einen Moment lang war Ruth irritiert. Wovon redete sie?
“It was an accident!”, schrie Terry. “He was drunk and he fell down the cliffs, you know that, you → stupid bitch .”
Ruth ging ein Licht auf: Sie redeten über Matthew. Offensichtlich glaubte Conny, Terry habe ihren Freund getötet.
“Conny”, sagte Ruth. “Willst du dein Leben ruinieren? Denk doch mal eine Minute lang nach.”
Doch die Freundin war für vernünftige Worte nicht empfänglich. Unwillig schüttelte sie den Kopf und konzentrierte sich wieder ganz auf Terry.
“Don’t → be scared ”, sagte Ian leise hinter ihr. “It’s only me.”
Er stand jetzt direkt hinter Ruth. Ein unwirkliches Gefühl von Sicherheit durchflutete sie.
“We must do something”, drängte sie.
“I think you should know something first”, sagte Ian und griff nach ihrem Ellbogen. Seine Stimme klang so beunruhigt, dass Ruth sich zu ihm umdrehte.
“Paddy just called me”, sagte er. “He found out something about the accident five years ago.”
Ruth gefiel nicht, wie er das Wort “accident” betonte.
“There was an → investigation ”, fuhr Ian fort.
“Did they find out anything?”, fragte Ruth und wandte den Kopf. Conny hielt Terry weiter mit der Pistole in Schach.
“Yes, they did”, erwiderte Ian. “All three of them, Terry, Bridget and Conny, were suspected at different times of having killed Matthew.”
Ruth hörte die Worte, aber sie wollte sie nicht verstehen. Ungläubig starrte sie Ian an. Waren jetzt alle übergeschnappt?
“I’m sorry”, sagte Ian.
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