Lost Land, Der Aufbruch
es, dass man sich anständig von ihnen verabschiedet.«
Nix nickte zerknirscht und lief vor Scham rot an.
»Und ihr lasst beide eure Freunde hier zurück. Wenn Morgie und Chong nicht mitkommen können, wollt ihr dann einfach so verschwinden, ohne Auf Wiedersehen zu sagen? Sie denken doch, wir würden erst nächste Woche aufbrechen. Auch für sie wird es schwer werden.«
Benny seufzte und nickte zustimmend.
»Abschied nehmen ist nie leicht«, räumte Tom ein. »Selbst wenn man weiÃ, dass man gehen muss.«
Aus Nixâ Tagebuch
Menschen im Leichenland
HÃNDLER: Sie bringen alle möglichen Waren in gepanzerten Wagen von Stadt zu Stadt. Die Wagen werden von Pferden gezogen, die mit Teppichen und Kettenpanzern geschützt sind. Bei einem Händler kann man fast alles kaufen oder bestellen. Er besorgt es dann für ziemlich viel Geld. Ãberhaupt sind die Sachen, die er anbietet, sehr teuer.
PLÃNDERER: Diese Leute sind verrückt. Sie marschieren in die menschenleeren Städte und dringen dort in Häuser, Läden, Lager und andere Gebäude ein und plündern sie. Sie stehlen Vorräte, Konserven, Saatgut und Mehl, Kleidung, Waffen, Bücher und was sie sonst noch finden. Manchmal schicken sie Kopfgeldjäger vor, um die Zoms zu beseitigen, aber dann müssen sie ihre Beute mit ihnen teilen â also gehen viele Plünderer lieber das Risiko ein, allein in zombieverseuchte Gebiete vorzudringen. Tom sagt, die Lebenserwartung eines Plünderers, der auf eigene Faust arbeitet, betrage zwei Jahre, aber wenn sie überleben, könnten sie genug Geld verdienen, um sich anschlieÃend zur Ruhe zu setzen. Er kennt nur drei, die im Ruhestand sind, und hat über zwei Dutzend andere befriedet, die weniger Glück hatten.
EREMITEN: Diese Leute machen allen Angst. Sie leben allein (oder in kleinen Gruppen) und sobald sie ihr Revier abgesteckt haben, töten sie jeden, der sich ihnen nähert â ob Mensch oder Zombie. In der Stadt wird gemunkelt, einige von ihnen seien Kannibalen.
Tom kehrte in die Stadt zurück, um noch ein paar letzte Besorgungen zu machen. Nix und Benny gingen ins Haus und hinauf in Bennys Zimmer, wo sie aus dem Fenster kletterten und sich auf das Dach der Veranda setzten. Benny schleppte ein paar groÃe Kissen herbei und legte sie nebeneinander.
Die grauen Wolken lösten sich allmählich in weiÃe Fetzen auf, die wie feuchte Papiertücher vor einem blauen Himmel wirkten. Vom Verandadach aus war die gesamte Stadt zu sehen. Im Westen schimmerte der flache Stausee vor dem steilen Gebirgsrücken und dem meilenlangen Zaun, der die Stadt im Norden, Osten und Westen umgab. Direkt dahinter lagen endlose Felder, die sich bis jenseits des Horizonts erstreckten. Benny hatte nie verstanden, warum die Leute die Zaungrenze nicht ausdehnten, um das Leichenland nach und nach zurückzuerobern. Die Händler, die Lagerhäuser und Baustellen in verlassenen Städten plünderten, konnten so viel Maschendrahtzaun und Pfähle beschaffen, wie die Leute nur wollten, aber die Stadtgrenzen waren seit Jahren unverändert. Es gab die Stadt und es gab das Leichenland, und weiter schienen die Menschen nicht denken zu können.
Während Benny sich über diese Untätigkeit der Städter in erster Linie ärgerte, trieb sie Nix fast in den Wahnsinn. Sie wollte nicht nur die Stadt vergröÃern, sondern bis zur Küste vordringen und mithilfe von Booten einige der groÃen Inseln direkt vor der kalifornischen Küste wieder in Besitz nehmen: Santa Catalina, San Clemente und alle anderen Inseln, die groà genug waren, um ein paar Tausend Menschen Platz zum Leben zu bieten, und fruchtbar genug, um das Land zu bewirtschaften. Nix hatte eine Liste der Inseln in dem kleinen Tagebuch mit Ledereinband erstellt, das sie immer bei sich trug, zusammen mit einem detaillierten Plan, wie man die Zombies von dort vertreiben konnte. Sie hatte seitenweise Notizen aus Büchern über Landwirtschaft zusammengetragen.
Nun legten sich die beiden auf die Kissen und blickten hinauf zu den Möwen und Geiern, die sich von der Thermik tragen lieÃen.
»Chong und Morgie werden mir fehlen«, sagte Nix.
»Ich weiÃ. Mir auch.«
»Aber ich muss fort.«
»Ich weiÃ.«
Aus dem Hof drangen Stimmen zu ihnen hinauf. Tom und noch jemand. Nix setzte sich auf, aber Benny drückte einen Finger an die Lippen und bedeutete
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