Lost Land, Der Aufbruch
starrst mich die ganze Zeit an. Was ist los?«
Benny zuckte die Achseln.
»Mach schon. Sagâs mir, bevor ich das Interesse verliere«, meinte Chong mit gespielter Begeisterung.
Benny holte Luft. »Es geht um Nix.«
»Wieso? Meinst du den Streit über Wissenschaft und Religion?«
»Nein ⦠es geht um uns. Du weiÃt schon ⦠Verabredungen und so.«
»Mein Gott«, lachte Chong. »Der Schwur!«
Als sie beide neun Jahre alt gewesen waren, hatten sie einen Blutschwur geleistet, dass sie nie mit einem Mädchen gehen würden, mit dem sie befreundet waren. Doch seit Nixâ Rettung im letzten Jahr waren Benny und sie zusammen, und Benny hatte Chong nie gefragt, was er davon hielt.
»Genau ⦠der Schwur«, erwiderte Benny. »Ich fühle mich irgendwie mies, weil ich ihn gebrochen habe.«
Chong blieb stehen, wandte sich Benny zu und lieà den Blick prüfend über dessen Gesicht wandern. »Warte ⦠halt mal still.«
Benny erstarrte. »Was? Was ist los? Habe ich irgendwas â¦Â«
Chong klatschte ihm mit der offenen Handfläche gegen die Stirn.
»Au! Was war da? Eine Biene?«
»Nein. Ich wollte nur sehen, ob ich dir ein bisschen von deiner Dämlichkeit aus der Birne schlagen kann.«
»Hey!«
»Mensch, Benny, als wir diesen Schwur geleistet haben, waren wir neun!«
»Aber es war ein Blutschwur.«
»Wir hatten uns beide beim AufspieÃen von Angelködern in den Finger geschnitten. Dieser Schwur entstand spontan, aus der Situation heraus. Kinderkram, völlig blöd. Allerdings hatten wir auch schon blödere Ideen. Du natürlich mehr als ich â¦Â«
»Hey!«
»Aber es hat schon damals nicht wirklich viel bedeutet und heute bedeutet es gar nichts mehr.«
Schweigend gingen sie etwa 100 Schritte nebeneinanderher. Dann sagte Benny: »Wir haben unser Wort gegeben, Chong.«
Chong grunzte. »Du überraschst mich immer wieder«, entgegnete er. »Wenn auch selten positiv.«
»Ja, klar. Wenn du so weise und verständnisvoll bist, oh Mächtiger Chong, wieso hast du Lilah dann nie gesagt, dass du auf sie stehst?«
»Ich bin weise und verständnisvoll, aber nicht mutig.«
»Hast du es versucht?«
Chong wechselte die Farbe. »Ich ⦠habe ihr einen Brief geschrieben.«
»Was stand drin?«
»Es ⦠äh ⦠war ein Gedicht. Und noch ein paar andere Sachen«, erklärte Chong ausweichend.
»Hat sie ihn gelesen?«
»Ich hab ihn dort deponiert, wo sie ihn finden musste. Aber am nächsten Tag hab ich ihn im Mülleimer entdeckt.«
»Autsch.«
»Vielleicht hat sie es falsch verstanden. SchlieÃlich kennt sie sich mit der ganzen Verabrederei nicht aus. Alles, was sie über Romantik weiÃ, hat sie aus Büchern.«
»Mag sein, aber warum gibst du dir nicht einen Ruck und fragst sie einfach? Schlimmstenfalls sagt sie Nein.«
Chong warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Wirklich? Du glaubst, das ist das Schlimmste, was sie tun kann?« Er seufzte. »AuÃerdem ist es jetzt sowieso egal. Ihr haut morgen ab und ich werde sie nie wiedersehen.«
»Ja, stimmt«, sagte Benny leise. »Tut mir leid, Mann.«
Sie drehten sich verstohlen um und schauten zu Lilah, die wie eine Wildkatze auf der Jagd den Pfad entlangschlich. Als sie den Blick der beiden bemerkte, knurrte sie. »Gebt acht im Wald, dass euch nichts beiÃt.«
Blitzschnell drehten die Jungen die Köpfe wieder nach vorn, aber Benny lachte leise in sich hinein. Chong zog eine gequälte Miene.
»Siehst du, genau das meine ich. Sie hat bei uns gewohnt. Du solltest sie mal erleben, bevor sie morgens ihren ersten Kaffee getrunken hat.«
»Hmm ⦠also wenn ihr zwei Verrückten was miteinander angefangen hättet, dann wärst du das Mädchen in der Beziehung gewesen?«
»Warum nimmst du nicht einen Baseballschläger und schiebst ihn dir â¦Â«
»Stopp!«
Toms zischendes Flüstern durchschnitt die Luft und sorgte dafür, dass alle wie angewurzelt stehen blieben.
Etwa 30 Meter vor ihnen war Tom halb in die Hocke gegangen, die rechte Hand mit dem Katana erhoben. 50 Meter hinter ihnen standen Nix und Lilah mitten auf dem Weg. Nix hatte ihr BokutŠgezogen, und Lilah hielt ihren Speer mit beiden Händen umfasst.
»Was ist los?«, flüsterte Benny, aber Tom
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