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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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einfach ein paar Testfragen stellen und mir dann sagen, ob ich verrückt bin? Vielleicht lassen Sie mich ja auf einen Tintenklecks starren und ich sag Ihnen dann, was ich sehe.«
    Â»Ich befürchte, so einfach ist das nicht. Ich werde hier keine voreiligen Schlüsse ziehen, und du solltest das auch nicht tun. Wir werden uns unterhalten und gemeinsam verschiedene Dinge aufdecken. Du musst da nicht alleine durch, Isobel.«
    Â»Natürlich nicht, ich hab ja noch meine ganzen anderen multiplen Persönlichkeiten, die mir da beistehen.« Ich starrte ihn über den Schreibtisch hinweg an; doch er verzog keine Miene. »Das war ein Witz«, stellte ich deswegen klar.
    Er lächelte jetzt und machte sich eine Notiz in seinen Unterlagen.

27
    I ch kickte mit dem Fuß das Laub auf dem Bürgersteig hoch, als ich mich auf den Weg in Richtung Bücherei machte. Dabei fragte ich mich, ob ich wohl später irgendwie mit Nate allein sein könnte. Ich wollte mit ihm über Dr. Mikes Plan, meinen Dad zu kontaktieren, reden.
    Leider konnte ich mich nicht mehr erinnern, ob mein Dad und ich uns jemals nahe standen. Ich hatte durchaus noch ein paar Erinnerungen an ihn: Wie er mit mir ins Einkaufszentrum ist, um den Weihnachtsmann zu sehen, und wie er immer Moms Rüschenschürze trug, um seine Speziallasagne zu zaubern. Ich war mir bloß leider nicht sicher, ob das wirklich meine eigenen Erinnerungen waren oder nur Geschichten, die andere Leute mir erzählt hatten und die ich mir zu eigen gemacht hatte, um die Lücken in meiner Vergangenheit zu schließen. Meine Eltern hatten sich getrennt, als ich gerade mal vier gewesen war, und nach dem, was Mom mir erzählt hatte, war er da schon einige Jahre lang ziemlich krank gewesen.
    Eine Sache, an die ich mich mit Sicherheit selbst erinnerte, war der Elternsprechtag in der ersten Klasse. Ich weiß noch, wie meine Mom mich zwang, ein Kleid zu tragen, das einen Spitzenkragen hatte, der total juckte. Ich zappelte auf meinem Stuhl hin und her und konnte es kaum erwarten, bis Miss Klee ihre Begrüßungsansprache beendet hatte, damit ich mit meiner Mom reden konnte. Ich fand es total aufregend, sie in der Schule zu sehen. Die ganzen Erwachsenen standen hinten im Klassenzimmer, und ich entdeckte Mom sofort. Die meisten anderen Mütter trugen Jeans oder Khakihosen. Mom aber hatte einen rosafarbenen Anzug mit passenden rosa Schuhen an. Sie hatte sich den Nachmittag freinehmen müssen von ihrem Job in der Anwaltskanzlei, in der sie tätig war. Ich konnte es kaum erwarten, ihr das Bild zu zeigen, das ich im Kunstunterricht gemalt hatte. Meins war das beste der ganzen Klasse gewesen. Miss Klee hatte es extra genau in der Mitte der Wand aufgehängt.
    Plötzlich waren hinter uns Geräusche zu vernehmen und dann hörte ich, wie Mom laut wurde. Ich zuckte innerlich zusammen. Mir war völlig schleierhaft, was ich getan haben sollte, dass ich jetzt Ärger bekam, und zwar so schlimm, dass sie sogar Miss Klee ins Wort fiel. Dann sah ich ihn. Mein Dad war aufgetaucht. Er trug ein Jeanshemd, das über und über mit Farbspritzern bedeckt war. Mom brüllte ihn an, er solle verschwinden, er habe kein Recht, hier zu sein. Miss Klee war total verunsichert und gab sich alle Mühe, ihre Klasse wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Mein Dad durchquerte den Raum, ohne meiner Mutter zu antworten. Er sah sich die Bilder an der hinteren Wand an und erkannte meines sofort.
    Â»Ist das da deins, meine Süße?«, fragte er und ging neben meinem Stuhl in die Hocke, sodass wir auf Augenhöhe waren.
    Ich nickte.
    Â»Wusste ich’s doch. Die Beste in der ganzen Klasse.« Ich weiß noch gut, wie meine Brust vor Stolz anschwoll. Mein Dad konnte viel besser zeichnen als irgendwer, den ich kannte, und er fand mein Bild gut.
    Dann kam Mom dazu und zischte meinem Dad ins Ohr. Alle Eltern starrten uns an. »Selbst sie will dich hier nicht sehen. Siehst du denn nicht, in was für eine peinliche Lage du sie bringst?«
    Mein Dad und meine Mom sahen mich beide an.
    Â»Willst du, dass ich gehe?«, fragte mein Dad mich.
    Ich schaute erst ihn an, dann Mom. Mir entging nicht, dass sie sauer war, und ich wusste genau, was sie jetzt von mir erwartete. Sie wollte, dass ich ihn fortschickte. Mir gefiel es, dass mein Dad gekommen war, aber ihn traf ich nicht so oft. Meine Mom hingegen sah ich jeden Tag. Wenn sie sauer war, war keiner glücklich. Daher

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