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Lost Place Vienna (German Edition)

Lost Place Vienna (German Edition)

Titel: Lost Place Vienna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lost Place Vienna
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hatte?
Valentina war selbst überrascht davon gewesen, dass sie und nicht Parizek mit
dem Fall betraut worden war. Bauer hatte argumentiert, dass es an der Zeit sei,
sie mal mehr in die Verantwortung zu nehmen. Man wolle auch bei der Polizei am
Gender-Mainstream nicht vorbeischwimmen, außerdem habe sie Zirner noch als
Mentor an ihrer Seite, und Bauer selbst stehe auch jederzeit unterstützend
parat. Aber die Unterstützung war nicht gekommen. Sosehr Valentina auch Druck
gemacht hatte, sie hatte den Namen der toten Frau nicht in Erfahrung bringen
können. Und dann folgte der nächste abgeschlagene Frauenkopf, und wieder war
kein Name in Sicht. Und wieder war Bauers Hilfestellung lediglich ein
Lippenbekenntnis gewesen.
    Bauer und Parizek stanken zum Himmel. Aber welchen Müll sie zu
verbergen hatten, dass musste Valentina erst noch herausbekommen. Zirner hatte
davon Wind bekommen, und deshalb hatte er sterben müssen. Er hatte sterben
müssen, weil er mehr wusste als sie. Aber jetzt wusste auch sie bald mehr, und
dadurch geriet sie in Gefahr. Sie würden einen Killer auf sie ansetzen, so wie
sie es bei Zirner getan hatten. Vielleicht wäre es sogar derselbe.
    Sie versuchte, sich an das Gesicht des Eilboten zu erinnern, der ihr
die Kladde mit den Frauennamen gebracht hatte. Aber vielleicht war der sogar
echt gewesen? Für einen bloßen Botendienst bedurfte es keines Killers.
    Valentina dachte nicht daran, an der Ampel zu warten, bis sie auf
Grün sprang. Sie sah nach links und rechts, und da kein Auto kam, setzte sie
über.
    Aus dem Dunkel einer Häuserwand lösten sich zwei Schatten in
Uniform.
    »Das war eindeutig rot«, sagte der eine.
    »Es ist noch immer rot«, sagte der andere und deutete mit dem Finger
auf die Ampel.
    Valentina musterte die beiden uniformierten Kieberer. Einer der
beiden, der Ältere, war deutlich übergewichtig und hielt sich am Gürtel seiner
Hose fest. Er stand breitbeinig, um sein Körpergewicht bequem auszubalancieren.
Der Jüngere war schneidiger. Er hatte ein sauber gestutztes Bärtchen, das die
gesamte Mundpartie umrahmte, ein feiner Bartstrich zog sich zudem vom Kinn bis
zu den Ohren. Er wippte sportlich mit den Füßen und hielt die Hände hinter dem
Körper verschränkt. Beiden schien die schwitzende Ananas zu gefallen, und beim
Anblick der pinken Leggings bekamen sie sicherlich schon Phantasien, die weit
über das Rotlicht der Ampel hinausgingen.
    Valentina wog kurz ab, ob sie damit spielen sollte. Sie verdrehte
unschuldig die Augen, atmete in den Brustkorb, damit ihre Brüste besser zur
Geltung kamen, und schürzte schmollend die Lippen.
    Der Ältere leckte sich bereits über die Lippen, ehe er das Wort
ergriff. »Um ein Bußgeld werden Sie leider nicht herumkommen«, sagte er,
während er offensichtlich an etwas anderes dachte. Sein Blick fixierte
Valentinas Brustkorb; er schien darauf zu warten, dass sie wieder ausatmete.
    »Ich habe leider kein Geld bei mir.« Valentina gab ihrer Stimme so
viel Hauch, wie sie konnte.
    »Ausweis?«, fragte der Jüngere, der seine Frage mit einem
energischen Wippen unterstrich.
    Valentina schüttelte seufzend den Kopf. »Da, jetzt ist grün. Sehen
Sie, ich bin doch bei Grün rüber.«
    Die beiden Uniformierten lachten. Das Dummerchen gefiel ihnen.
    Valentina umriss grob ihre nächsten Handlungen. Das
Überlegenheitsgefühl der beiden musste sie ausnutzen. Sie holte mit dem Fuß aus
und trat dem Jüngeren in die Hoden, dass er das Wippen aufgab, dann sprintete
sie los. Sie wusste, dass der Ältere sie nicht einholen konnte, schlug dennoch
einen Umweg ein, um sicher zu sein, dass ihr niemand bis in die Fasangasse
folgte.
    In sicherer Entfernung zog sie sich in einen Hauseingang zurück und
sondierte die Lage vor ihrer Wohnung.
    In drei Wohnungen des Mietshauses brannte Licht. Auch aus ihrem
Schlafzimmer, das zur Gasse lag, drang dumpfe Helligkeit gegen den dichter
gewordenen Nebel. Jemand war in ihrer Wohnung. Wenn es Parizek war, dann konnte
sie darauf hoffen, dass er allein war. Bauer würde sich nicht die Finger
schmutzig machen, und Handlanger waren Mitwisser. Zumindest einer aber würde
vor dem Haus Wache schieben. Und er würde melden, wenn eine junge Frau das Haus
betrat.
    Sie drückte sich aus dem Eingang und schlich dicht an der Wand
entlang hinter den parkenden Autos vorbei in Richtung ihres Hauses. Ein Wagen
kam vom Schweizer Garten herab und streifte sie mit dem Licht seiner
Scheinwerfer. Valentina verfluchte die grellen Farben, die sie

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