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Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin

Titel: Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu erreichen. Und als sie sich auf die Pritsche gesetzt hatte, fiel ihr auf, dass in diesem Teil des Kerkers keine weiteren Gefangenen untergebracht waren. Sie hörte nicht einmal die Wachen am anderen Ende des langen Korridors. Das Gefängnis war vollkommen still. Das zehrte an ihren Nerven und gab ihr Zeit, darüber nachzudenken, wie es sich wohl anfühlte, am Galgen zu baumeln und zu ersticken... O Gott, sie durfte sich nicht mit solchen Gedanken aufhalten! Nicht, wenn die Stunden verstrichen und niemand mit Essen kam. Als sie schließlich rief, antwortete niemand. Niemand hörte sie. Sie war vollkommen allein.
    Als die Wolken aufzogen, wurde es dunkel in der Zelle. Und als die Sonne unterging, war es pechschwarz. Es war so finster, dass sie die Hände auf die Augen presste, um herauszufinden, ob sie wirklich offen waren.
    Aber sie konnte hören. Sie hörte das Rascheln der Käfer, das Pfeifen der Ratten. Das Klappern ihrer eigenen Zähne. Ihr war kalt, sie hatte Angst, und sie war müde. Sie hatte nicht einmal eine Decke. Gott sei Dank war Amy rechtzeitig entkommen.
    Wenigstens war Amy diesem Schicksal entronnen.
    Wenn nur Robert da wäre!
    Clarice sehnte sich nach Robert, aber sie wusste nicht, wo er war.
    War er schon aus Edinburgh zurückgekommen und hatte festgestellt, dass sie fort war? Dachte er, dass sie vor der Leidenschaft
weggelaufen war, die sie miteinander erlebt hatten? Hielt er sie für einen Feigling, der ohne Lebewohl einfach verschwand?
    Was für eine absurde Vorstellung! Robert wusste alles, was in der Ortschaft vorging. Die Alten würden es ihm erzählen, woraufhin er sofort sein Pferd besteigen und zu ihrer Rettung eilen würde.
    Oder nicht? Er hatte mit ihr geschlafen. Sie hatte alles getan, was er von ihr erwartet hatte, und seine Scharade perfekt gespielt. Er würde sie doch jetzt nicht einfach im Stich lassen, oder doch?
    Er hatte nie gesagt, dass er sie liebte. Er hatte sie auch nie gebeten, seine Frau zu werden. Er hatte sich nicht einmal anmerken lassen, ob er sie als seine Geliebte behalten wollte, eine Lösung, auf die sie überraschend schnell gekommen war. Es war das vernünftigste Arrangement für eine Prinzessin, wenn sie einen Mann liebte, den sie nicht heiraten konnte.
    Sie hatte diese Möglichkeit zwar als unwürdig abgetan, aber selbst jetzt noch dachte sie zuweilen daran. Eigentlich ging ihr der Gedanke sogar immer und immer wieder durch den Kopf.
    Durch denselben Kopf, der ihr jetzt langsam auf die Knie sank. Sie döste ein.
    Was hatte sie geweckt?
    Das Huschen und Pfeifen hatte aufgehört. Und wie aus weiter Ferne hörte sie am anderen Ende des Korridors das Schlagen einer schweren Metalltür. Unwillkürlich sprang sie auf. Ihre Füße prickelten, als das Blut in ihre Gliedmaßen zurückströmte, und sie zitterte auch nicht mehr, als die Hoffnung ihren kalten Körper erwärmte.
    War es Robert?

    Ein Kerzenschein flackerte durch den Korridor, und Clarice riskierte es, trotz der Ratten zur Tür zu laufen. Sie drückte ihr Gesicht gegen die Gitterstäbe, um ein bisschen mehr von dem Licht zu erhaschen. Sie wollte in Licht baden, es aufsaugen und es bewahren, um damit die Dunkelheit zu erhellen. Es wuchs, flackerte über die Wände. Es war eine Kerze, die von einem Mann getragen wurde.
    Clarice wich zurück.
    Es war Richter Fairfoot, der die Kerze in der Hand hielt. Sein vornehmes, hageres Gesicht wurde von einem schrecklichen Lächeln verunstaltet.
    Clarice zitterte wieder, und diesmal stärker als zuvor. Ihr war kalt. Sie war hungrig. Sie hatte keine Möglichkeit, sich zu verteidigen. Sie war zwanzig Zentimeter kleiner und wog fast fünfundvierzig Kilo weniger als er. Und er war gekommen, um sie zu vergewaltigen.
    Diese Art von Missbrauch genoss Fairfoot, wo er alle Vorteile auf seiner Seite hatte und die Kleineren und Schwächeren quälen konnte.
    Doch dann flammte ein Gedanke in Clarice auf, der größer und heller war als selbst die Sonne auf ihrem Zenit. Robert MacKenzie würde kommen und sie retten! Natürlich würde er das. Es spielte keine Rolle, ob er sie liebte, heiraten oder sie zu seiner Geliebten machen wollte oder ob er genug von ihr hatte. Sie war Gast in seinem Haus gewesen, und sie war von zwei verachtenswerten Schurken aus seinem Dorf entführt worden. Das würde er sich nicht bieten lassen.
    Außerdem hatte er ihr versprochen, dass diese Maskerade ein glückliches Ende nehmen würde, und Colonel Ogley hatte ihn zum Lügner gestempelt. Wenn es eines gab, was

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