Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
ließ ihre Arme sinken. »Aber Mylord...«
Er sah sie an. »Ich kann es mir leisten.«
»Natürlich könnt Ihr das, Mylord. Ich wollte damit nicht sagen...« Sie wurde blass, als sie seine Miene sah, und stammelte: »Ich... ich gehe und hole das Bier, Mylord.«
Als sie in der Schänke verschwand, sagte Henry: »Dank Euch, Mylord. Das hättet Ihr nicht tun müssen.«
Benneit mischte sich geistesgegenwärtig ein, bevor der stolze Henry Roberts Angebot am Ende noch ablehnen konnte. »Aber wir sind Euch sehr dankbar dafür.« Als Hughina, der Roberts Tadel sichtlich in den Knochen steckte, wieder herauskam, streckte er seine verwelkte Hand aus und nahm ihr einen überschäumenden Humpen ab. »Wir werden jeden Tag auf Eure Gesundheit trinken.«
»Mehr erwarte ich auch nicht.« Robert streichelte Blaize’ Nüstern.
Die Männer prosteten ihm zu und tranken dann gierig von dem kräftigen, dunklen Gebräu.
Hamish seufzte zufrieden. »Wie Muttermilch.«
Gilbert warf Hughina einen bösen Blick zu. »Aus einer verdammt ausgetrockneten Titte.«
Bei seinen Worten fand Hughina sofort ihre scharfe Zunge wieder. »Ihr braucht es nicht zu trinken, wenn euch die Quelle nicht schmeckt.«
Gilbert wollte etwas Bissiges erwidern, sah jedoch, wie Robert unmerklich den Kopf schüttelte, und trank stattdessen noch einen Schluck Bier.
Tomas war sichtlich erfrischt von dem Getränk und stellte seinen Krug auf den Tisch. »Ach, Mylord, wir alle sind schließlich Männer. Ihr könnt uns nicht weismachen, dass Ihr kein Interesse an dieser hübschen königlichen Hoheit habt.«
Robert ließ sich jedoch nicht in die Enge treiben. »Sie ist zu jung, und außerdem gebe ich mich nicht mit Prinzessinnen ab.«
»Wie alt ist sie denn wohl?«, erkundigte sich Benneit.
»Siebzehn, achtzehn«, vermutete Robert. Sie war etwa so alt wie seine jüngste Schwester Prudence und sicher zu jung, um verlogen zu sein.
»Zweiundzwanzig, mindestens«, meinte Hughina. »Kann ich Euch auch einen Krug bringen, Mylord?«
»Danke.« Er wollte eigentlich keinen, aber sie würde sich Sorgen machen, wenn er ablehnte. Bestimmt würde sie annehmen, dass er über ihr Verhalten verärgert war, obwohl sie ihn in Wirklichkeit überhaupt nicht kümmerte. Clarice’ Alter war ihm ebenso gleichgültig wie Hughinas Unsicherheit. War die Wirtin vielleicht eifersüchtig auf die jüngere Frau? Behauptete sie deshalb, dass Clarice älter war? Oder sah sie etwas, das ihm entging? Denn wenn es stimmte und Clarice tatsächlich zweiundzwanzig sein sollte …
Er war einunddreißig, und nach den vielen Schlachten,
dem Gestank, dem Tod und dem Hunger fühlte er sich so alt wie Staub. Ein junges Mädchen würde er nicht verderben, aber falls Clarice älter war und bereits gewisse Erfahrungen besaß… Das würde sein Vorgehen bei ihr ändern. Man konnte eine Frau auch zu gewissen Dingen überreden, ohne sie gleich zu erpressen.
Das Gekicher der Männer verstummte plötzlich schlagartig, und die Blicke ihrer altersschwachen Augen richteten sich auf eine Stelle hinter Robert.
Die Prinzessin musste wieder aus dem Laden der Näherin getreten sein.
»Sie kommt direkt auf uns zu«, erklärte Tomas heiser.
»Mir raucht der Schlot«, flüsterte Benneit.
»Verdammt, mein Schornstein steht in Flammen!« Henrys krähende Stimme schallte fast bis zur englischen Grenze.
Während die anderen Männer ihn wütend schalten, drehte sich Robert zum Anger herum. Ja, da kam sie. Clarice sah aus wie ein Engel und war gerissen wie ein Dämon, aber dennoch regte sich etwas in Roberts Lenden, als er sie ansah. Nicht, weil er etwa zu lange keine Frau mehr gehabt hätte. Nein, sie war es, die dieses Gefühl auslöste. Ihr Lächeln, ihr Gang, ihr Haar, ihr Körper... Dieser Körper!
Sie hatte ihr blondes Haar im Nacken in einem Netz verknotet und einige Strähnen sorgfältig so arrangiert, dass sie um ihr Gesicht und auf ihren Rücken fielen. In ihnen fing sich das Sonnenlicht, und dieser Anblick konnte das Blut jedes Mannes erhitzen. Ihre dunkelblonden Brauen schwangen sich elegant über ihren bernsteinfarbenen Augen, die humorvoll funkelten und dabei eine Sinnlichkeit ausstrahlten, von der jeder Mann glaubte, dass sie ihm galt.
Hughina stieß einen missbilligenden Laut aus und verschwand mit wehender Schürze in der Schänke. An der Tür
steckte sie noch einmal den Kopf heraus. »Es gibt keinen grö ßeren Narren als einen alten Narren!«, zischte sie.
Als sie endgültig verschwunden war,
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