Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
besiegelten? Glaubte er, dass sie eine Art antiquiertes Ehrgefühl besaß, das sie zwang, seine Forderungen zu erfüllen, wenn sie ihm die Hand darauf gab? »Ihr haltet Blaize in Eurem Stall fest. Also habt Ihr bereits meine Zustimmung.«
»Ich will trotzdem Euren Handschlag.«
Vielleicht ging ihr ja seine tiefe, nachdenkliche Stimme unter die Haut, denn sie spürte, wie plötzlich zwei widerstreitende Gefühle in ihr aufkeimten: das Verlangen zu fliehen und der Wunsch zu kämpfen. Sie holte tief Luft, starrte erst auf seine Hand und sah ihm dann ins Gesicht. Er blickte ebenfalls auf seine Hand und wartete. Er wartete einfach.
Verflucht sollte er sein! Er hatte Recht. Sie litt tatsächlich unter diesem veralteten Ehrgefühl. Seine Erpressung würde sie nur so lange hier halten, wie er Blaize einsperrte. Aber dieser Händedruck würde besiegeln, dass sie blieb, bis diese Scharade zu seiner Befriedigung zu Ende gespielt war.
Zu seiner Befriedigung ...
Langsam streckte Clarice ihre Hand aus und legte sie in seine. Der Schock der Berührung jagte ihr eine Gänsehaut über den Arm, ihre Nackenhaare sträubten sich, und es lief ihr heiß und kalt über den Rücken.
Seine Finger umschlossen die ihren. Zum ersten Mal, seit sie ihre Arbeit begonnen hatte, hob er den Kopf und sah sie an. Die Hitze seines Blickes versengte sie fast.
Jetzt endlich erkannte sie diesen Mann. Dies hier war Hepburn ohne Maske. Das war der Krieger, der heute für eine tote Frau und ihren verwundeten Ehemann gefochten hatte.
Dieser Kampf tobte immer noch in ihm. Und nicht nur der Kampf von heute. Diese Wut, der Tumult des Krieges,
brannte noch in seiner Seele. Der heutige Kampf hatte nur die täuschende Ruhe hinweggefegt. Er lebte in Schmerzen, und es waren Schmerzen, die sich in eine glühende Leidenschaft verwandeln konnten.
Er begehrt mich!
16
Strebe nicht einfach nur nach Höherem, sondern greif zu und schnapp dir unterwegs noch ein bisschen Glück.
DIE ALTEN VON FREYA CRAGS
F urcht loderte in Clarice auf, die Furcht einer Frau, die sich einem starken, rücksichtslosen Mann gegenübersieht. Einem Mann, von dem die Leute tuschelten, er sei verrückt. Einem Mann, dessen Blicke brannten und andere in Flammen setzen konnten.
Und mit der Furcht brodelte auch die Aufregung in Clarice hoch. Hepburn wollte sie ohne jede Überlegung, gegen jede Etikette, mit beinahe ohnmächtigem Verlangen. Ihr Blut siedete, als sie auf dieses Begehren reagierte. Als er seinen Arm um ihre Taille schlang und sie an sich zog, verschlug es ihr den Atem. Ihre Brüste drückten sich gegen seine Brust, ihre Lenden gegen seine. Er blickte ihr forschend ins Gesicht, die Lippen leicht geöffnet, und seine weißen Zähne glänzten. All die lange vergessenen Märchen, die Clarice’ Kinderfrau ihr über hungrige Wölfe erzählt hatte, fielen ihr wieder ein.
Ihr Herz hämmerte, und sie stemmte ihre Hände gegen seine Schultern.
Er würde sie verbrennen!
Seine Lippen pressten sich in einem ungestümen Kuss auf
ihren Mund. Seine Zunge drang in ihren Mund ein und rang mit ihr, unterdrückte ihren Widerstand und entfachte dabei gegen ihren Willen eine ungeahnte Leidenschaft.
Er war verrückt! Und dieser Wahnsinn war ansteckend, denn sie verzehrte sich fast vor Verlangen. Ihre Haut spannte sich, und ihre Brüste schwollen an. Die Knie begannen ihr zu zittern, und sie spürte, wie sie feucht vor Leidenschaft wurde.
Er atmete in ihren Mund wie ein Eroberer, der ein Land in Besitz nimmt, als wäre es sein Recht und als wäre sie dieses Land.
Ihr Blut rauschte durch ihre Adern vor Lust und Besessenheit. Sie stöhnte an seinem Mund. Er küsste ihre Wangen, fuhr mit den Zähnen über ihr Kinn, liebkoste ihren Hals und die empfindliche Grube an ihrem Schlüsselbein. Er schien jeden Zentimeter von ihr kosten zu wollen, und sie war bereit, ihm jeden Zentimeter von sich zu geben.
Mit einer schnellen Handbewegung zog er ihr das Mieder herunter und befreite eine Brust aus ihrem spitzenbesetzten Gefängnis. Clarice tauchte kurz aus ihrer Leidenschaft auf, als sie erkannte, dass er viel zu geschickt war, viel zu erfahren. Er hatte dies schon häufig getan, und sie hätte ihm dafür am liebsten eine Ohrfeige versetzt.
Doch dann entrang sich ein tiefes Stöhnen seiner Brust. Clarice hoffte, dass keine andere Frau je diesen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen hatte. Er war gierig, hitzig, und sie versteifte sich beunruhigt.
Er würde ihr wehtun.
Doch als er
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