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Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin

Titel: Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
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verrückt«, erwiderte sie gereizt. »Das kannst du in der Küche gern verbreiten!«
    Norval verbeugte sich, als sie rasch weiterging.
    Wie lächerlich, dass die Bediensteten glaubten, Robert wäre verrückt, nur weil er diese Halunken verprügelt hatte! Zugegeben, sie hatte auch mit diesem Gedanken gespielt, aber die gestrige Nacht hatte alles verändert. Gestern Nacht...
    Sie schob mit zitternden Fingern eine Haarsträhne zurück.
    Gestern Nacht hatte sie ihn gehasst und geliebt und gefürchtet... und sich ihm hingegeben!
    O Gott! Die ganzen Tage während ihres Aufenthalts in MacKenzie Manor hatte sie sich vor seinem Wahnsinn gefürchtet. Und jetzt musste sie sich um ihren eigenen Geisteszustand Gedanken machen. Sie würde ihn wiedersehen und wusste nicht, was sie sagen sollte. Großmutter hatte sie gelehrt, auf jede Eventualität gefasst zu sein, nur nicht auf eine solche!
    Der Sonnenschein, der durch die hohen Fenster fiel, hätte sie aufmuntern sollen, stattdessen jedoch fürchtete Clarice, dass er ihre Gedanken für jedermann sichtbar machte.
    Für jedermann?, spottete eine leise innere Stimme.

    Der Korridor war verlassen. Sie hielt nur sich selbst zum Narren. Die Person, vor der sie ihre Gedanken verbergen wollte, war Hepburn, denn die letzte Nacht war zu wundervoll und demütigend gewesen, und sie verstand noch immer nicht, was da mit ihr geschehen war.
    Clarice blieb vor der Tür der Bibliothek stehen und starrte sie an, als wäre sie das Portal in eine andere Welt. Er wartete auf der anderen Seite. Als sie gestern Nacht in ihr Schlafgemach gegangen war, hatte sie nur mühsam einschlafen können. In ihrem Kopf hatten neue Erkenntnisse und alte Träume miteinander gerungen, und ihre Emotionen hatten von freudiger Erregung bis hin zu Verzweiflung geschwankt. Jetzt musste sie sich ihm wieder stellen, und sie war nicht vorbereitet.
    Sie würde nie darauf vorbereitet sein.
    Bei dem Rascheln von Seide und dem Geräusch hastiger Schritte drehte sie den Kopf. Larissa eilte auf sie zu. Ihr bohrender Blick, den sie auf Clarice richtete, war dem eines Adlers vergleichbar, der seine Beute ins Auge fasste. »Prinzessin Clarice!« Ihre anmaßende Stimme ähnelte überhaupt nicht mehr dem lasziven Gesäusel, das sie in Lord Hepburns Gegenwart von sich gab. »Ich benötige Eure Dienste in meinem Schlafgemach. Sofort!«
    Wie interessant. Larissa und ihre Mutter hatten doch ihre schlechte Meinung über ebendiese Dienste unmissverständlich klargemacht. »Darf ich vielleicht den Grund erfahren?«
    Eine tiefe Röte stieg von Larissas tief ausgeschnittenem Mieder bis zu ihrer Stirn hinauf. »Weil ich es gesagt habe!«
    Clarice erkannte jetzt den Grund. In der Öffentlichkeit mochte Larissa behaupten, dass sie sich niemals dazu herablassen würde, Clarice’ Decksalbe zu benutzen, aber offenbar
hatte der rote Pickel zwischen ihren Augenbrauen ihre Einstellung dazu ein wenig verändert.
    »Holt einfache Eure geheimen königlichen Cremes und kommt in mein Schlafgemach!«, fuhr Larissa sie an.
    »Tut mir leid, Miss Trumbull, aber das ist leider nicht möglich. Ich habe bereits eine andere Verabredung«, antwortete Clarice mit ausgesuchter Höflichkeit. »Vielleicht später im Laufe des Abends?«
    Die Röte in Larissas Gesicht vertiefte sich und der Pickel leuchtete dunkelrot. »Prinzessin Clarice« - sie sprach den Titel fast höhnisch aus - »Ihr wisst wohl nicht, mit wem Ihr sprecht! Ich bin das einzige Kind von Reginald Buford Trumbull von Trumbull Hall und Ann Joann Stark-Nash von Schloss Grahame. Wir dulden keinen Ungehorsam von gemeinen Hausierern.« Sie lächelte hochmütig. »Nicht einmal von Hausierern, die behaupten, die enteigneten Herrscher eines geheimnisvollen Landes zu sein, welches zweifellos nur in Eurem Fieberwahn existiert.«
    Clarice war schon häufiger beleidigt worden, auch von weit vornehmeren Menschen, aber etwas an Larissas rotznäsiger Arroganz ging ihr trotzdem unter die Haut. Sie lächelte majestätisch, und ihre Stimme hatte den scharfen Unterton, den sie normalerweise für kläffende Hunde und aufdringliche Männer reservierte. »Meine liebe Miss Trumbull, ich bin sicher, dass Eure Vorfahren all das sind, was Ihr behauptet. Ob Ihr mir jedoch glaubt, dass ich königlichen Geblüts bin oder nicht, spielt für mich nicht die geringste Rolle. Wichtig ist nur, dass ich mein Wort gegeben habe, jemand anderem zu helfen, und ich pflege mein Wort zu halten.« Ihre nächsten Worte klangen wie Peitschenhiebe.

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