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Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin

Titel: Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
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viel zu scharf für deren Geschmack. »Ist das etwa nicht so?«
    »Du warst erst zwölf Jahre alt, als wir die Schule verlassen mussten, und ich hielt es für unklug, so bald zurückzukehren.« Das war zwar keine Antwort auf Amys Frage, aber es musste genügen.
    Doch Amy gab nicht so leicht auf. »Aber später… Du denkst schon lange darüber nach zurückzukehren, das weiß ich. Wenn du nicht für mich verantwortlich gewesen wärst, wärst du zurückgekehrt, ganz gleich, wie vielen Gefahren du dich dabei ausgesetzt hättest.«
    »Ich würde mich kaum Großmutters Willen widersetzen.« Das war auch keine Antwort, und Amy wusste es. Clarice sah es an dem höhnischen Zug um ihre Lippen. »Ich bin entschlossen, Großmutter zu schreiben, und wenn ich das tue …«
    »Du verstehst es einfach nicht.« Amy warf gereizt die Hände in die Luft und lief weiter im Kreis herum. »Es spielt
keine Rolle. Es ist mir egal. Ich will nicht nach Beaumontagne zurückkehren.«
    Geduldig trottete Clarice hinter ihr her. »Das meinst du nicht ernst.«
    Amy wirbelte herum, und ihre Augen blitzten. »O doch, das meine ich sehr ernst! Du hast schwer gearbeitet, damit wir nach Beaumontagne zurückgehen können. Aber du hast mich nie gefragt, ob ich das überhaupt will!«
    »Und was willst du?«, fragte Clarice bestürzt.
    »Mir liegt nichts an einem Land, an das ich mich kaum erinnern kann!« Amy legte Clarice ihre Hände auf die Schultern und sah ihr in die Augen. »Ich will einen Ort in England oder Schottland suchen, wo wir uns niederlassen und richtig arbeiten können. Wir können Kleider schneidern oder so etwas und dafür sorgen, dass die Richter uns in Ruhe lassen.«
    »Amy!« Sie weiß ja nicht, was sie sagt! »Es tut mir leid, dass du dich nicht so gut an Beaumontagne erinnern kannst wie ich, und ich kann mir nur selbst die Schuld daran geben, dass ich dich nicht ständig darauf...«
    Amy stieß gereizt den Atem aus. »Ich kann mich erinnern! Ich war neun, als wir weggegangen sind, nicht zwei! Aber was nützen Erinnerungen? Du bist so darauf versessen, dich an Beaumontagne zu erinnern, dass du keinen Blick für die Landschaft um uns herum hast! Du denkst so viel an unsere verlorene Familie, dass du die Menschen nicht wahrnimmst, mit denen du dich jeden Tag unterhältst! Du kannst nicht leben, weil du dir dein Leben für deine Rückkehr nach Beaumontagne aufheben willst! Du stehst immer so weit über den alltäglichen Dingen, als würdest du noch in unserem Schloss in Beaumontagne leben!«
    Clarice starrte ihre Schwester sprachlos an. Wenn sie nur
Recht hätte! Wenn sie wirklich nur für das Morgen leben würde!
    Gestern Nacht hatte sie im Hier und Jetzt gelebt. Robert MacKenzie hatte sie aus ihren Überlegungen gerissen, was sich für eine Prinzessin schickte, und sie in sein Leben voller Wut und Schmerz gezerrt. Sie hatte diese Gefühle mit ihm zusammen empfunden, hatte sich ihm hingegeben, um ihm zu helfen, und jetzt... würde nichts mehr so sein, wie es gewesen war.
    Amy achtete nicht auf Clarice’ Qual, als die Worte förmlich aus ihr heraussprudelten. Sie sprach schneller und schneller, als hätte sie ihre Gefühle zu lange unterdrückt. »Ich dagegen... ich habe es satt, darauf zu warten, erst morgen leben zu können. Ich will jetzt leben, hier, bevor ich so alt bin, dass es kein Morgen mehr für mich gibt.«
    »Wir können uns nicht wie normale Leute verhalten. Wir sind keine normalen Menschen. Wir sind Prinzessinnen und müssen uns den Folgen stellen, die das für Unseresgleichen hat.« Clarice wunderte sich, wie vernünftig sie klang. Sie ähnelte in nichts der Frau, die noch gestern Nacht ihre Herkunft auf die schlimmstmögliche Art und Weise verraten hatte. »Wir stehen über dem alltäglichen Gang des Lebens...«
    Amy überschrie sie. »Ich habe das alles schon mal gehört! Es interessiert mich nicht!« Sie legte ihre Hände auf Clarice’ Wangen und schaute ihr eindringlich ins Gesicht. »Ich weigere mich, noch eine Sekunde länger eine Prinzessin zu sein!«
    Clarice lächelte, obwohl ihre Lippen zitterten. »Liebe Schwester, ich weiß, wie frustriert du sein musst. Aber ich verspreche dir, wenn du noch ein paar Tage Geduld hast, dann habe ich genug Geld, dass wir vorsichtig nach Beaumontagne zurückreisen können.«

    Amy schaute zu Boden und zeichnete mit ihrem festen Schuh das Muster des Teppichs nach. Dann blickte sie auf und lächelte. Die Traurigkeit in ihrer Miene erschütterte Clarice. »Du hast kein Wort von dem

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