Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
»Ich hoffe doch, dass auch jemand von Eurer Abstammung schon einmal von der Bedeutung eines gehaltenen Versprechens gehört hat, oder?«
Larissas Gesicht verzerrte sich zu einer Maske von Wut. Sie trat einen Schritt näher und holte aus, um Clarice eine Ohrfeige zu versetzen.
»Eure Hoheit«, fiel ihr Hepburns Stimme in die Parade, »ich danke Euch, dass Ihr trotz Eures vollen Terminplanes die Zeit gefunden habt, mit mir zu reden.«
Larissas Hand bebte, dann ließ sie sie an der Seite heruntersinken.
»Oh, Miss Trumbull!«, näselte Robert in gespielter Überraschung, während er sich an den Türrahmen lehnte. Aber seine lässige Haltung verhöhnte Larissa und sagte ihr nur allzu deutlich, dass er alles gesehen und gehört hatte. »Ich habe Euch gar nicht bemerkt. Ich hoffe, Eure Hoheit, dass ich Euer... Gespräch mit Miss Trumbull nicht unterbrochen habe.«
Larissas Busen wogte, als bekäme sie nicht genug Luft, um ihre Entschuldigung auszusprechen. Aber sie brachte nur ein klägliches: »Ich... ich habe Euch nicht gehört!« heraus.
»Nein.« Er musterte sie von Kopf bis Fuß, und seine ver ächtliche Miene machte mehr als deutlich, was er von dem hielt, was er sah. »Das kann ich mir denken.«
Larissa begriff jetzt endlich, was sie getan hatte. Sie hatte nur zu deutlich ihre Grausamkeit und ihre Erbärmlichkeit ausgerechnet vor dem Mann gezeigt, den sie als Gatten hatte gewinnen wollen. Wie es ihrem Charakter entsprach, versuchte sie, die Schuld dafür auf jemand anderen zu schieben. »Prinzessin Clarice hat sich mir gegenüber überaus anma ßend verhalten!«
Langsam stieß sich Hepburn von dem Türrahmen ab und schien den ganzen Korridor zu beherrschen, als er seine gespielte Trägheit aufgab. »Miss Trumbull, zu den Dingen, die ich zutiefst verabscheue, gehört vor allem die offenkundige
Zurschaustellung weiblicher Reize, die verhüllt weit besser wirken als entblößt. Noch viel schlimmer jedoch finde ich zügellose Eifersucht. Ihr habt Euch beider Vergehen schuldig gemacht, und bis Ihr Euch ein angemesseneres Verhalten zugelegt habt, solltet Ihr wohl ins Klassenzimmer zurückkehren.«
Larissa starrte Hepburn an und wurde kreidebleich. Sie holte Luft, um zu antworten, aber sie brachte kein Wort über die Lippen. Schließlich wirbelte sie herum, und in einem erbärmlichen Versuch, ihre Würde zu wahren, trippelte sie davon.
Clarice sah ihr nach. Beklommen machte sie sich klar, dass sie ihrer Wut freien Lauf gelassen und dabei jemanden gekränkt hatte. »Das war dumm von uns beiden.«
»Wie meinen?« Hepburn fasste sie am Arm und führte sie in die Bibliothek. »Miss Trumbull ist eine vorlaute, ungezogene Göre, die es verdient hat, zurechtgewiesen zu werden.«
»Schon, aber jetzt wird sie Euch vor Verlegenheit nicht mehr in die Augen blicken können.«
»Das will ich doch hoffen!«
Er verstand es nicht, und es kümmerte ihn auch nicht. Also sagte Clarice etwas, das er verstehen würde. »Vorlaute, ungezogene Gören wie sie neigen dazu, bescheidenen Hausierern wie mir das Leben schwer zu machen. Ich hätte die Kröte schlucken sollen.«
Offenbar hatte Clarice vollkommen vergessen, was gestern Nacht zwischen ihnen passiert war, und das gefiel Robert gar nicht. »Ihr meint, ich hätte weniger unfreundlich sein sollen?«
»Ja!«
Clarice war wirklich eine kleine Gans, dass sie sich über Larissa Sorgen machte, wo er doch nur zwei Meter neben ihr
stand. »Ich mache, was mir gefällt.« Seine Stimme war ein sinnliches Knurren.
Ihr Kopf schnellte herum. Sie starrte ihn an, und ihr voller, hübscher Mund war leicht geöffnet.
Robert hätte fast aufgelacht, als er sah, wie ihr Gesicht sich vor sinnlicher Erregung rötete. Jetzt endlich erinnerte sie sich. Sie schlug die Augen nieder und trat einen Schritt zurück.
Er folgte ihr voller Ungeduld. Er wollte das Gespräch auf ein Thema lenken, das ihn interessierte. Nämlich darauf, ob sie bereute, dass sie sich ihm hingegeben hatte. Oder sehnte sie sich wieder nach ihm? »Vergesst Larissa. Sie ist nicht wichtig für uns.«
»Ja. Ich meine, nein.« Clarice drückte sich gegen die Bücherregale, während sie vor ihm zurückwich. Sie trug ein wundervoll schlichtes, rosafarbenes Gewand, das zu der Röte auf ihren Wangen passte. »Ich meine, sie ist nicht wichtig für Euch, aber ich habe diese Art Demütigung selbst einmal erlebt, die sie gerade durchgemacht hat. Es ist sehr schmerzhaft.«
»Sie wird sich erholen. Solche Frauen erholen sich immer sehr
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