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Losung Takalor

Losung Takalor

Titel: Losung Takalor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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einen So­kra­tes vor sei­nen un­rühm­li­chen En­de hät­te be­wah­ren dür­fen. Es wä­re mir ver­bo­ten ge­we­sen, einen Pe­ri­kles von der Pest zu hei­len, oder den Bom­ben­wer­fern von Sa­ra­je­vo in den Arm zu fal­len, oder dem nach­fol­gen­den er­folg­rei­che­ren To­des­schüt­zen den Re­vol­ver weg­zu­neh­men.
    »Ich fra­ge mich, warum ich mich nicht ein­fach schla­fen ge­legt ha­be«, be­merk­te Dr. Sa­my Ku­lot.
    »Den ver­fluch­ten Mar­sia­nern wer­de ich es heim­zah­len«, ver­kün­de­te Han­ni­bal zorn­be­bend.
    »Sie ha­ben kei­ne Schuld, Klei­ner«, sag­te ich. »Ver­giß nicht, sie ken­nen die his­to­ri­schen Er­eig­nis­se nicht.«
    »Das ist mir ganz egal. Sie sol­len mir da­für zah­len, Großer.« Er blick­te mich ver­zwei­felt an. Zö­gernd zeig­te er nach oben. »Ich glau­be, ei­ner von den Jungs hat sich nach oben ge­ret­tet. Was ge­schieht mit ihm?«
    »Wart’s ab«, riet ich ihm. Ich wag­te es nicht, aus­zu­spre­chen, was not­wen­dig war.
    Doch ich brauch­te gar nichts zu sa­gen. Al­le wuß­ten Be­scheid, und al­le schreck­ten vor der Ent­schei­dung zu­rück.
    Dr. Fra­mus G. Al­li­son fuhr sich mit der Hand über die stroh­blon­den Sta­chel­haa­re, in de­nen ich Schweiß­trop­fen ent­deck­te, ob­wohl es kei­nes­wegs über­mä­ßig warm in der Ka­bi­ne war. Sei­ne Som­mer­spros­sen ho­ben sich viel deut­li­cher als sonst von sei­nem blas­sen Teint ab.
    Das laus­bu­ben­haf­te Ge­sicht des Pa­ra-Me­di­zi­ners Dr. Sa­my Ku­lot wirk­te alt und grau. Er wich mei­nen Bli­cken aus.
    Wir muß­ten al­le, die sich auf den Zeit­de­for­ma­tor ge­ret­tet hat ten, ins Was­ser wer­fen. So grau­en­voll die Vor­stel­lung für uns war, es gab kei­ne an­de­re Mög­lich­keit.
    Pro­fes­sor Gold­stein un­ter­brach das Schwei­gen.
    »Sie ge­ben uns frei«, sag­te er.
    Han­ni­bal hüpf­te förm­lich zu ihm hin­über. Er war sicht­lich froh über je­de Ab­len­kung.
    »Tat­säch­lich«, be­merk­te er ver­blüfft. Er fuhr her­um. »Großer, wir wer­den wie­der flott.«
    Gold­stein zö­ger­te. Ich ging zu ihm und drück­te den He­bel scharf nach vorn. Der Zeit­de­for­ma­tor be­schleu­nig­te mit Höchst­wer­ten. Er lös­te sich aus dem Was­ser, ras­te an ei­nem bri­ti­schen Pan­zer­kreu­zer vor­bei und ver­schwand dann aus dem Be­reich der kämp­fen­den Schif­fe. Ich at­me­te auf.
    Et­wa zwan­zig Mi­nu­ten ver­gin­gen, dann tauch­te die nor­we­gi­sche Küs­te vor uns auf.
    »Es hilft al­les nichts. Wir müs­sen nach­se­hen«, sag­te ich und gab Pro­fes­sor Gold­stein ein Zei­chen. Er rea­gier­te die­ses Mal prompt. Der Zeit­de­for­ma­tor ver­zö­ger­te stark und ver­harr­te dann dicht über dem Was­ser auf der Stel­le. Wir wa­ren noch et­wa zehn Ki­lo­me­ter von den Schä­ren vor der Ha­fen­ein­fahrt von Kris­tian­sand ent­fernt.
    Ich war­te­te gar nicht erst, bis die an­de­ren et­was sag­ten. Han­ni­bal und ich ver­stän­dig­ten uns oh­ne große Wor­te. Ei­ner von uns muß­te nach drau­ßen. Ich über­nahm die Auf­ga­be und öff­ne­te das Mann­schott. Mei­ne Be­fürch­tun­gen, in die von To­des­angst ge­zeich­ne­ten Au­gen ei­nes See­manns se­hen zu müs­sen, er­füll­ten sich nicht.
    Der Klei­ne half mir da­bei, auf die Ober­sei­te des Wür­fels zu stei­gen. Auch hier hielt sich nie­mand auf. Ich schritt die Sei­ten ab und fand zu mei­ner Er­leich­te­rung auch hier kei­nen Schiff­brü­chi­gen vor. Ich wuß­te ge­nau, daß ich kei­nen die­ser Jun­gen hät­te ins Was­ser sto­ßen kön­nen. Ich at­me­te auf. Jetzt wuß­te ich, daß wir nie­man­den um­ge­bracht hat­ten. In der Be­schleu­ni­gungs­pha­se hat­te ich die Bild­schir­me be­ob­ach­tet. Nie­mand war vom Zeit­wand­ler her­un­ter­ge­fal­len. Al­so muß­ten wir uns ge­täuscht ha­ben. Wenn je­mand bis in un­se­re Nä­he ge­schwom­men war, dann hat­te er sich nicht hal­ten kön­nen.
    Ich ver­such­te, mich mit dem Ge­dan­ken zu trös­ten, daß die­se Män­ner im Grun­de ge­nom­men To­te wa­ren. Ich muß­te die Sa­che wie in ei­nem Film se­hen, in dem ich zwar Zeu­ge des Ge­sche­hens wur­de, aber doch nichts än­dern konn­te.
    Ich kehr­te in die Ka­bi­ne zu­rück und sah, wie

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