Lotterie der Liebe
Wort ‘Lotterie’ sagen kannst.”
Amy stöhnte leise auf. “Ich werde das Los zurückgeben, bevor mir ein Unglück zustößt.”
“Das wirst du nicht!” Amandas Augen hatten einen kriegerischen Ausdruck. “Du brauchst das Geld, Amy. Die Sache erfordert einfach ein wenig Nachdenken.”
“Ich dachte, ich hätte Sie erkannt, meine Damen. Kann ich Ihnen zu Diensten sein?”
Amy drehte sich um und ließ fast das Ridikül mit dem kostbaren Inhalt fallen. Der Duke of Fleet hatte seinen Phaeton angehalten, überließ seinem Diener die Zügel und sprang auf die Straße. Durch seine Anwesenheit löste sich das Problem des unbeschadeten Nachhausekommens von selbst. Amy lächelte und begrüßte ihn. Er verneigte sich, doch sie hatte das eigenartige Gefühl, er nähme sie nicht richtig wahr. Die Erklärung lag auf der Hand. Sein Blick war auf Amandas bezauberndes Antlitz gerichtet. Amy erinnerte sich, dass ihre Freundin vor Jahren sehr umschwärmt gewesen war. Jetzt sah sie jedoch überrascht, dass das Interesse Seiner Gnaden nicht auf Gegenliebe stieß. Amanda wirkte sehr unbehaglich. Ihre Wangen waren gerötet. Sie hielt das Gesicht etwas abgewandt, sodass die Hutkrempe es dem Blick des Gentleman entzog.
“Vielen Dank, Euer Gnaden, aber ich bin sicher, wir kommen allein zurecht.”
“Ich bin überzeugt, Miss Bainbridge wird für mich bürgen”, sagte Sebastian und verneigte sich leicht vor ihr. “Ich bin ein Freund ihres Bruders und willens, Sie nach Hause zu begleiten, wenn Ihnen das recht ist.”
Amy war unschlüssig. Einerseits kannte sie den Duke kaum, und das, was sie über ihn wusste, war nicht unbedingt dazu angetan, Sympathie für ihn zu haben, da er ein Spieler und Taugenichts war, genau die Art Mann, die sie verabscheute. Andererseits befanden Amanda und sie sich in einer ziemlich prekären Lage, und er war ein Freund des Bruders, dem man sich gewiss anvertrauen konnte.
“Ich bin sicher, dass wir das Angebot Seiner Gnaden annehmen können, Amanda”, sagte Amy ein wenig widerstrebend. Sie fragte sich, ob die Freundin besorgt sei, der Duke könne einer der Räuber und Entführer sein, von denen soeben die Rede gewesen war. Gewiss nicht. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er trotz all seiner Fehler auf ein Verbrechen zurückgreifen würde, um seine Spielsucht finanzieren zu können. Amandas Zurückhaltung musste auf etwas anderem basieren, vielleicht darauf, dass der Mann ein Weiberheld war.
Hoffnungsvoll schaute Amy ihn an. “Ich nehme nicht an, Euer Gnaden, dass mein Bruder bei Ihnen ist, oder doch? Ich suche ihn schon seit einer Stunde.”
Der Duke of Fleet schüttelte den Kopf. “Nein, Miss Bainbridge. Aber Tallant ist bei mir und wird Sie gern nach Hause fahren, während ich Lady Amanda heimbringe.”
Ein eigenartiges Prickeln im Nacken veranlasste Amy, sich halb umzudrehen. Der Earl of Tallant kam auf sie zu. Als er bemerkte, dass sie ihn ansah, lächelte er eigenartig belustigt und ließ nachdenklich den Blick über sie schweifen. Die Musterung, der er sie unterzog, war so dreist wie die an dem Abend, als Amy ihm zum ersten Mal begegnet war. Sie fand sein Benehmen seltsam und beunruhigend. Eine merkwürdige Beklemmung überkam sie, die sie gern der Aufregung darüber, dass sie ein Vermögen gewonnen hatte, zugeschrieben hätte. Ehrlichkeitshalber musste sie sich jedoch eingestehen, dass es für ihr Unbehagen wahrscheinlich einen anderen Grund gab. Die Gesellschaft des Earl of Tallant würde zweifellos jede Frau in Aufregung versetzen. Amy hatte jedoch nicht die Absicht, seiner Wirkung zu erliegen.
“Ich habe soeben angeboten, Jonathan, dass du Miss Bainbridge nach Hause fährst”, sagte der Duke of Fleet, als der Earl eingetroffen war. “Ich werde Lady Amanda mitnehmen.”
Lord Tallant verneigte sich. “Danke, Sebastian. Natürlich bin ich entzückt, Miss Bainbridge.”
“Machen Sie sich meinetwegen keine Mühe, Mylord. Ich bin überzeugt, ich werde meinen Bruder finden.”
Amanda, die bis zu diesem Moment uncharakteristisch schweigsam gewesen war, äußerte: “Oh ja, wir kommen gut allein zurecht.”
Der Earl warf dem Duke einen belustigten Blick zu. “Dein berühmter Charme scheint in diesem Fall nicht zu wirken, Sebastian. Ich befürchte, Miss Bainbridge, dass Ihr Bruder nicht im Rat war. Er hat mir gestern Abend gesagt, er habe heute eine Verabredung im ‘Kakaobaum’. Lady Amanda”, fügte er mit einer Verneigung hinzu. “Ich versichere Ihnen, dass Seine Gnaden
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