Lotterie der Liebe
Augen.
Sie wurde sich bewusst, dass sie nicht noch tiefer erröten konnte. Ihr Gesicht musste bereits die Farbe von Purpur haben. Hastig schaute sie auf das Kopfsteinpflaster, wo immer noch ein Apfel lag.
“Ich versichere Ihnen, dass ich erst später am Tag Verpflichtungen habe, Miss Bainbridge”, erwiderte der Earl und musterte sie amüsiert. “Wenn Sie meine Begleitung jedoch nicht wünschen, dann kann ich Ihnen eine Droschke besorgen.”
“Nein, vielen Dank”, sagte Amy erneut und sehr hastig. Sie konnte sich die Ausgabe für eine Fahrt mit der Mietkutsche nicht leisten und wollte nicht das Gefühl haben, Lord Tallant werde die Kosten begleichen. Fest umklammerte sie den Korbgriff und fuhr fort: “Ich werde laufen. Guten Tag, Sir.”
“Dann müssen Sie mir gestatten, Sie zu eskortieren, falls Sie unterwegs Unterstützung brauchen”, erwiderte Jonathan und schloss sich ihr an. “Bitte, erlauben Sie mir, Ihre Einkäufe zu tragen. So viele Äpfel und Kartoffeln! Ich hoffe, sie haben keinen Schaden genommen.”
“Es ist absolut unnötig, mich zu begleiten”, entgegnete Amy und hielt den Korbgriff fest, als der Earl of Tallant nach ihm fasste. “Vielen Dank für Ihr Entgegenkommen, doch auf Ihre Hilfe bin ich nicht angewiesen”, fügte sie ungnädig hinzu und befürchtete, etwas zu schroff geklungen zu haben.
Sie zerrte am Griff, aber der Earf of Tallant gab ihn nicht frei. Sie zerrte wieder. Seine Lordschaft umklammerte den Griff nur noch fester.
“Wollen wir mitten auf der Straße ein Tauziehen veranstalten, Miss Bainbridge?”
“Das ist lächerlich.” Sie ließ den Korb los und starrte Seine Lordschaft erbost an. “Sie können unmöglich so durch die Londoner Straßen wandern, Mylord.”
“Ich versichere Ihnen, dass mein Ruf ebenso leiden würde, ließe ich zu, dass eine Dame eine solche Last trägt. Das wäre sehr ungalant von mir.”
“Sie benehmen sich absurd!” Wütend warf sie dem Earl einen Blick von der Seite zu. “Sie haben es nicht nötig, sich diese Mühe zu machen. Mir wäre es lieber, Sie unterließen das.”
Er zuckte nur mit den Schultern, hängte sich den Korb über den rechten Arm und reichte Amy den linken, den sie jedoch geflissentlich übersah. Auf diese Weise ging man die Shaftesbury Avenue hinunter, meist schweigend, da Amy von sich aus nichts äußerte und auf die Bemerkungen des Earl nur einsilbig einging. Nach einigen äußerst unangenehmen Minuten sah sie zu ihm hin und bemerkte, dass er sie verhalten belustigt betrachtete. Abrupt wandte sie das Gesicht ab.
Innerlich tobte sie vor Wut. Es war schlimm genug, dass er so hartnäckig darauf bestand, sie trotz ihrer deutlich gezeigten Abneigung zu begleiten. Sie mochte nicht glauben, dass er schwer von Begriff war. Er musste gemerkt haben, wie sehr sie ihn hatte loswerden wollen. Noch schlimmer war jedoch, sie zum Gespött der Leute zu machen, indem er wie ein Lakai ihre Einkäufe trug. Sie sah Passanten sie anstarren und auf sie zeigen und wünschte sich, doch das Angebot angenommen zu haben, in einer Droschke heimzufahren.
“Sie sehen aus, als wünschten Sie mich zur Hölle, Miss Bainbridge.”
Sie schluckte schwer. “Ich kapiere einfach nicht, warum Sie so hartnäckig darauf bestehen, mich zu begleiten, Sir.” Sie zwang sich zur Höflichkeit. “Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ganz unnötig.”
“Schätzen Sie es nicht, eskortiert zu werden?”
“Ich schätze es nicht, wenn jemand mir seine Gesellschaft aufzwingt”, antwortete Amy kalt.
“Ich verstehe.” Der Earl of Tallant wirkte amüsiert. “Beziehen Sie sich dabei besonders auf meine, Miss Bainbridge?”
“Ich fühle mich geschmeichelt, dass Sie mich mit Ihrer Aufmerksamkeit beehren, Mylord, aber …”
“Das bezweifle ich. Sie können mich nicht ausstehen, nicht wahr, Miss Bainbridge?”
Überrascht schaute sie den Earl an. Es stimmte, was er gesagt hatte, doch ihr war nicht klar gewesen, dass sie das so deutlich zu erkennen gegeben hatte. Sie schämte sich etwas, weil sie ihre Antipathie nicht besser verhehlt hatte. Es war ihr gleich, ob sie seine Gefühle verletzte oder nicht, denn ein derart abgebrühter Weiberheld hatte bestimmt gar keine. Aber sie ärgerte sich, weil sie sich seinetwegen unhöflich benommen hatte.
“Nun, ich …” Sie hielt seinem boshaften Blick stand und reckte unbewusst das Kinn. “Ja, natürlich lehne ich Sie ab.”
“Für junge Damen ist das ein Muss”, murmelte er. “Welche Gründe haben Sie,
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