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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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gesagt und sie geküßt hatte, erzählte sie Philip, was Gervaise über das Französisch von Dolores geäußert hatte. Sie saßen im Speisezimmer bei einem Glas Wein und aßen einige leichte Biskuits dazu, wie gewöhnlich, wenn sie an einer Gesellschaft teilgenommen hatten.
    Philip hörte ihr mit sonderbarem Lächeln zu. Einen Augenblick schwieg er, während er ihr Glas aufs neue füllte. Aber dann sagte er:
    »Judith, warum kümmerst du dich soviel um Dolores?«
    »Ach, sie ist auf ihre Weise wirklich sehr lieb und rührend, Philip, und ich glaube, sie ist vollkommen hilflos, wenn einmal ein Unglück über sie hereinbricht –«
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn ein paar so dickköpfige Puritaner wie mein Vater und Caleb über etwas empört sind und sich im Recht fühlen, können sie furchtbar sein.«
    Er schob einen der silbernen Leuchter beiseite, so daß er sie besser sehen konnte. »Judith, die Sache geht mich nichts an, aber wenn das Mädchen die Tochter eines spanischen Grande ist, dann bin ich eine Mokassinschlange.«
    »Philip! Bist du deiner Sache auch ganz sicher?«
    »Ich glaube, ich kann eine Dirne erkennen, wenn ich sie sehe.«
    Judith fiel das Biskuit aus der Hand. Was Philip eben ausgesprochen hatte, bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen.
    »Wer ist sie denn?« fragte sie unsicher.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.« Nach einer kurzen Pause fragte er: »Hast du niemals bemerkt, wie sie den Schnupftabak aufschlürft, wenn sie eine Prise nimmt?«
    Judith biß sich auf die Lippen. »Mir ist schon verschiedenes aufgefallen.«
    »Aber Dolores ist klug. Sie gibt genau acht, wie anständige Leute sich bewegen, und paßt sich sofort an. Aber meiner Meinung nach hat sie deinen Bruder vollkommen eingewickelt und hinters Licht geführt.«
    »Aber Philip, warum sagst du ihm das nicht, wenn du deiner Sache so sicher bist?«
    »Warum sollte ich denn das tun?«
    »Aber um Himmels willen –«
    »Ja, um Himmels willen, was meinst du denn, Judith? Er ist vollkommen glücklich, solange er es nicht weiß, und sie gibt sich die größte Mühe, alles gutzumachen. Vielleicht haben die beiden miteinander verabredet, zu sagen, daß sie von vornehmer Herkunft ist, damit dein Vater sich eher mit dieser Heirat abfindet.«
    »Nein, das würde Caleb niemals tun«, widersprach sie. »Er ist ehrlich und aufrichtig und kann kaum verstehen, daß andere die Unwahrheit sagen. Aber er liebt sie über alles.«
    »Ja. Und deshalb sage ich dir auch, daß du die beiden in Ruhe lassen sollst. Vielleicht macht es Caleb Freude, sich selbst zu betrügen, vielleicht weiß er auch alles. Andererseits kann ich mich irren und Dolores wirklich eine Dame sein. Auf jeden Fall ist es nicht meine Sache, und auch du darfst dich nicht einmischen.«
    Judith erhob sich vom Tisch, trat ans Fenster und sah auf eine Gruppe von Bananenstauden hinaus, die klar vom herbstlichen Mondlicht beschienen wurden. »Aber wie hat er nur so töricht sein können, Philip?«
    »Liebes Kind, wenn man sich bis über die Ohren verliebt hat, macht man die größten Dummheiten.« Er ging zu ihr und legte den Arm um ihre Schultern. »Haben nicht alle deine Verwandten gesagt, du seist eine Närrin, als du dich in mich verliebtest?«
    »Ja – aber das war doch ganz anders!«
    »So, war es das? Ich danke dir.« Er zog ihren Kopf an seine Schulter. »Kümmere dich nicht um Caleb und Dolores, solange die beiden miteinander zufrieden sind. Versprichst du mir das?«
    Judith versprach es, aber sie fühlte doch, daß sich Wolken zusammenzogen und das Ungewitter sich jeden Augenblick entladen konnte. Bis jetzt schien Caleb keinen Verdacht zu haben, daß Dolores nicht aus so vornehmen Verhältnissen stammte, wie sie ihm erzählt hatte. Er verehrte sie blindlings. Ihr Vater erwähnte Dolores kaum, und Judith wußte nicht, was er im Grunde dachte.
    An einem Märztag kam Dolores stolz zu Pferde nach Ardeith und erzählte Judith, daß sie in anderen Umständen sei. Aber Judith konnte sich kaum darüber freuen. Sie hatte im stillen gehofft, Dolores würde unfruchtbar sein, da sie schon nahezu ein Jahr verheiratet war, ohne daß sich Anzeichen von Mutterschaft bemerkbar machten. Diese neue Entwicklung verstärkte Judiths böse Zukunftsahnungen noch mehr.
    Die Krisis kam, als wichtigere Dinge in den Vordergrund traten. Gouverneur Unzaga war nach Spanien zurückgekehrt und Gouverneur Galvez hatte dessen Stelle in Neuorleans eingenommen. Er gab sich Mühe, freundschaftliche

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