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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Juanita hat mich geschlagen, wenn sie betrunken war, und gesagt, ich wollte zu hoch hinaus. Ich hatte ja nirgends einen Platz, an den ich gehen konnte. Heiraten konnte ich auch niemand, höchstens einen betrunkenen Matrosen, der eine Frau haben wollte, damit sie für ihn kochte. Und dann kamst du, und alles war so leicht. Du glaubtest mir, was ich sagte –«
    »Woher hattest du die Negerin, die dich begleitete?«
    »Die habe ich gemietet. Sie sprach nicht englisch, und so war alles gut. Mir machte die Sache viel Freude und Vergnügen, selbst wenn du mich nicht geheiratet hättest. Aber als du sagtest, daß du mich liebtest, war ich so glücklich, daß ich hätte sterben können, und ich habe auf das heilige Kreuz geschworen, daß ich dir eine gute Frau sein wollte. Und das bin ich auch gewesen. Gestern hast du mich noch geliebt! Ich bin dieselbe!«
    »Ach, geh zu Bett!« Caleb hatte ein Gefühl, als ob er Sand in den Augen hätte, und sein ganzer Körper schmerzte. Dieses Verhör hatte nun Stunden und Stunden gedauert und doch zu nichts geführt. Er konnte es nicht länger aushalten.
    »Ja«, sagte Dolores und ging in das Schlafzimmer.
    Auf der Schwelle zögerte sie einen Augenblick und sah sich nach ihm um, dann schloß sie die Tür.
    Caleb schickte eine Dienerin hinein und ließ sich holen, was er für die Nacht brauchte. Er schlief in einem Zimmer auf der Rückseite des Hauses.
    Während der folgenden Tage wurde es schlimmer und schlimmer.
    »Ich bin sehr traurig, Caleb«, sagte Mark. »Sie ist es nicht wert, daß du dir soviel Mühe gibst.«
    Aber Caleb konnte sich nicht zurückhalten, er mußte mit ihr sprechen. Manchmal war Dolores sanft und bat ihn, ihr zu verzeihen, aber dann konnte sie wieder eine kleine Hexe sein. Sie schrie, tobte, fluchte und warf ihm die häßlichsten Schimpfworte an den Kopf, bis er ihr befahl, in ihr Zimmer zu gehen. Wenn sie zu Tisch kam, sagte sie gewöhnlich überhaupt nichts. Sie saß nur da und schwieg trotzig, so daß ihm der Appetit verging.
    Philip schickte einen kurzen Brief. »Ich bedaure den unangenehmen Auftritt, den wir am Montag auf der Veranda in Ardeith erlebt haben, außerordentlich. Wenn ich Dir raten oder helfen soll, laß es mich bitte wissen. Ich bin wie immer Dein gehorsamer Diener Philip Larne.«
    Caleb war froh, daß sein Schwager sich fernhielt.
    Philip wäre auch dauernd fortgeblieben, denn er hatte eine fast religiöse Scheu davor, sich in die Angelegenheiten anderer Menschen einzumischen. Aber Judith war nicht so zurückhaltend. Zehn Tage nach dem unglücklichen Besuch von Mr. Thistlethwaite ritt sie nach Silberwald mit der ausgesprochenen Absicht, Dolores zu retten und nach Ardeith zu bringen. Sie tat es, obgleich Philip nichts davon wissen wollte. Seinem Gefühl nach mußte man Caleb und Dolores in Ruhe lassen, damit sie die Schwierigkeiten lösen konnten, die nur sie allein etwas angingen. Er erinnerte Judith auch daran, daß Dolores sich sehr häßlich und niederträchtig benommen hatte und man Caleb keinen Vorwurf machen konnte, wenn er sich darüber sehr ärgerte.
    Aber Judith bestand auf ihrer Ansicht und verteidigte sie mit beredten Worten. Sie kannte die Männer ihrer Familie besser als er. Die Sheramys waren Abkömmlinge der alten Puritaner, die ihre Frauen in den Stock geschlossen hatten, nur weil sie am Sonntag auf der Straße gelacht hatten.
    »Philip Larne«, rief sie schließlich, »du weißt nicht, wie grausam ein guter, rechtschaffener Mann sein kann.«
    Er zuckte die Schultern.
    »Und außerdem gibt es doch auch anständige Kellnerinnen?«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich habe noch nie von einer solchen gehört.«
    »Willst du sie aus diesem Grund nicht hier haben?«
    »Nein, liebste Judith, ich möchte auch freundlich zu ihr sein. Aber sie wird hier im Wege sein. Du wirst es bald bereuen, und Caleb wird es dir nicht danken, daß du dich eingemischt hast. Wenn du es dir nun aber einmal in den Kopf gesetzt hast, tu es meinetwegen. Mache mir nur später keine Vorwürfe, wenn es Unannehmlichkeiten gibt.«
    Caleb und Mark waren auf dem Felde, als Judith in Silberwald eintraf, und wenn sich Dolores auch nicht herzlich zeigte, war Judith doch froh, daß sie gekommen war. Ihre Schwägerin sah hager aus und hatte schwere Schatten unter den Augen. Ihr Kleid war so zerknittert, als ob sie es schon einen oder zwei Tage getragen hätte, und zum erstenmal konnte man deutlich sehen, daß sie schwanger war. Gewöhnlich hielt sie sich gerade, aber nun

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