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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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ansehen, mein Herr, wenn es Ihnen nicht zuviel Mühe macht!« Aber es lernte sich schnell, selbstbewußt die Läden zu betreten, die Schleppe zu schwenken und zu flöten: »Tarlatan –? Ich bitte Sie! Da könnte ich genauso gut Fliegengaze tragen! Wollen Sie mir nicht etwas in den Seidensamten vorlegen, von denen man jetzt so viel hört!« Und dabei mußte man die falschen Haarflechten, die die Mode vorschrieb und die in zierlichen Bögen vom Hinterkopf auf den Nacken herniederglänzten, mit einer seitlich schrägen Kopfbewegung an Ort und Stelle schwenken, damit jedermann merkte, wie man die modischen Attribute zu beherrschen wußte.
    Sie liebte es, wenn die Verkäufer ergeben vor ihr krochen. Sie liebte es, wenn Frauen den Laden betraten, die einstmals reich gewesen waren; nun mußten sie sich von ihren Brüdern begleiten lassen oder einem alten Diener, der trotz der neuen Verhältnisse dem Hause die Treue bewahrte; denn eine Dame, die, unverkennbar die neuen Zeiten höchst abscheulich findend, zum alten Pflanzeradel gehörte, durfte sich in diesen Tagen schwerlich unbehütet auf die Straße wagen – und dann liebte es Corrie May, wenn die Größen von einst nichts weiter als ein paar Ellen billigen Perkals erstanden, während eine Anzahl grüner Dollarscheine aus ihrer Hand auf den Ladentisch flatterten – für Seide natürlich oder Samt oder Crêpe de Chine. So sonnte Corrie May sich in der Festlichkeit der Tage, die kein Ende mehr zu nehmen schien. Sie faßte ihre blumig rauschenden Röcke zusammen, fegte strahlend die Straße hinaus und summte vergnügt vor sich hin: »Jetzt bin ich an der Reihe. Ich bin jetzt dran. Jetzt geh' ich auf der noblen Straß'!«
    Auch Dienerschaft hatte sie natürlich eingestellt. Wenn auch die meisten der befreiten Neger jede Arbeit schlechterdings verweigerten, so fand sich doch auch unter ihnen hier und da ein klügerer, der Verstand genug besaß, um sich zu sagen, daß die Regierung die ehemaligen Sklaven nicht ewig unterhalten würde. Nur wenige der früheren Sklavenbesitzer konnten sich neuerdings noch Hausbediente leisten; Corrie May konnte es. Sie bezahlte ihre Schwarzen gut, denn ihre Zuneigung – das wußte sie wohl – war sie zu gewinnen nicht fähig. An den Samstagen aber, wenn sie die Neger vor sich antreten ließ, ihnen die hohen Löhne auszuzahlen, pflegte sie mit deutlichem Glanz des Triumphs in den Augen ihre Schar dienender Geister etwa folgendermaßen anzureden: »Die Zeiten haben sich geändert, merkt euch das! Als ihr noch alle Sklaven wart, da befahl das Gesetz, daß eure Herrin euch erhalten, ernähren und behausen mußte, ganz gleich, ob ihr gute oder schlechte Arbeit leistetet. Heute seid ihr keine Sklaven mehr, und ich kann euch auf die Straße jagen, wenn ihr mir nicht aufs Wort gehorcht. Also richtet euch danach!«
    Und sie richteten sich danach. Diese vornehm erzogenen Neger wurden mit der neuen Ordnung der Dinge genauso wenig fertig wie ihre früheren Besitzer.
    Corrie Mays Dasein begann wie von innen her zu leuchten. Neben den Kleidern und Dienern und dem wunderschönen Haus erwarb sie sich in diesen Tagen auch noch andere Kenntnisse, die noch entscheidender für ihr Dasein waren. Ein Gefühl wuchs ihr zu für ihre eigene Bedeutung in der Welt – und dann dämmerte ihr die Einsicht, wie schön sie war!
    Diese Einsicht schenkte sich ihr eines Abends spät. Ein paar Bekannte waren Gilday ins Haus gefallen; er hatte sie wie üblich mit Wein und schärferen Getränken traktiert. Jetzt half er ihnen vor der Tür in ihre Wagen, denn sie standen alle nicht mehr ganz sicher auf den Füßen. Corrie May stieg in ihr Zimmer hinauf, und wie sie die Schleppe fallen ließ, erspähte sie sich in ihrem großen Spiegel. Der Kerzenschimmer brach sich in ihrem Haar, als wäre es mit Gold und Silber gebürstet; über einer Wolke aus Tüll schimmerten ihre Schultern in makellosem sanftem Glanz. Mit einem plötzlichen tiefen Seufzer der Freude trat sie näher heran.
    Sie erhob ihre Arme und sah das Licht bebend von ihren Handgelenken zu ihren Schultern gleiten; die schlanke Festigkeit, mit welcher unter ihrer Haut die Muskeln spielten – beinahe atemlos nahm sie sich wahr. Sie blickte sich von der Seite an: wie vollendet die spitz zulaufende Korsage in den Rock hinüberglitt; wie anmutsvoll und schlank sich ihre Figur entwickelt hatte; sie trug den großen Faltenstrauß im Rücken, als bedeutete er wirklich nichts weiter als einen angenehmen Schmuck, nicht etwa

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