Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße
er sie brauchte, konnten wir nicht erzielen. Für Düngung gab er keinen Pfennig aus; der Boden auf seiner Plantage war schon so ausgesogen, daß er mehr einer Wüste ähnlich sah als gutem Ackerland. Bald konnten wir ihm ein Stück Land abkaufen, ein anderer Aufseher und ich. Ein Teil davon lag in Virginia und ein anderer jenseits der Grenze in Maryland. Dort haben wir dann Nigger für den Sklavenmarkt gezüchtet. Wir setzten sie auf das Land; sie mußten sich selber etwas anbauen, wenn sie etwas zu essen haben wollten, und ließen sie nach Herzenslust Kinder kriegen; die kleinen Niggerlein, die geboren wurden, verkauften wir dann. Das Geschäft ließ sich nicht schlecht an. Aber dann juckte mir das Fell; ich fing an zu spekulieren, und als 57 der große Krach kam, da hab' ich alles wieder verloren, was ich bis dahin zusammengescharrt hatte. Ich mußte also wieder Aufseher werden, Sklaventreiber. Hab' zuerst für einen Pflanzer in Georgia gearbeitet. Im Sommer 59 hat dann hier in der Nähe der Oberst Sheramy mich auf seiner Pflanzung Silberwald angestellt; so bin ich hierhergekommen – «
Corrie May unterbrach ihn erstaunt: »Sie haben bei Oberst Sheramy auf Silberwald gearbeitet?«
Ein verbissenes Lächeln flackerte um seinen Mund.
»Ja! Aber nicht sehr lange. Er hatte eine Tochter. Der gefiel ich nicht.«
»Wie? Miß Ann Sheramy? Die später den Denis Larne geheiratet hat?«
»Dieselbe! Ich habe sie eines Tages wohl allzu neugierig betrachtet; sie war entsetzlich empfindlich. Mein liebes Scheuermädchen, was haben die Leute hier nicht alles mit den Zuckerplätzchen angestellt, die sie ihre Frauen nannten; sie waren so zart, daß sie schon umfielen, wenn sie eine Blume abpflücken wollten; und weiß Gott, viel mehr verstanden sie nicht; zu allem anderen waren sie zu dumm. Ich begegnete ihr am Tor des Parkes; sie saß zu Pferde. Es war mitten im Sommer; von sechs Uhr morgens an war ich bei glühender Hitze in den Baumwollfeldern unterwegs gewesen; und bis zum Abend hatte ich keinen Schluck Eiswasser mehr zu erwarten – da rauscht sie also heran, sprengt die Allee entlang, kühl wie ein Wasserfall, und sieht so verdammt hochnäsig an mir vorbei. Ich dienerte und machte meinen Kratzfuß, wie es von mir erwartet wurde, und guckte sie mir nebenher ein bißchen an; ich konnte ihr Korsett erkennen. Mehr als siebzehn oder achtzehn Zoll maß sie um die Taille nicht. Und ich mußte an meine Mutter denken, die sich nichts dergleichen leisten konnte und die nichts weiter besaß, ihre Taille zusammenzuhalten, als ihr Schürzenband. Und dann schaute ich ihr nach, wie sie die Straße hinunter davonfegte. Das nächste, was dann passierte: meine Stellung flog in die Luft. Sie hatte sich bei ihrem Bruder beschwert: der neue Aufseher wäre ihr nicht mit genügendem Respekt begegnet!«
Corrie May preßte erregt die Hände ineinander und lehnte sich vor. »Weiter, Mr. Gilday! Ich weiß noch ganz genau, wie es war, als sie Hochzeit machte.«
»Ich auch, zum Teufel! Auf den Landungsbrücken habe ich sie angesprochen. Sehr entzückt war sie nicht. Ich fuhr mit demselben Schiff wie das glückliche Hochzeitspaar, allerdings nur im Zwischendeck. Und da mußte ich an all die üblen Dinge denken, die ich mein Leben lang mit angesehen hatte, und ich dachte an die vergnügten Leute, die Glück und Geld mit Löffeln fressen und die uns andere nicht an die Suppenschüssel lassen, weil sie glauben, wir sind das Hungern gewohnt. Und ich hab' mir geschworen: eines Tages wird die Bande mir dafür blechen!« Er hob plötzlich die Augen und blickte Corrie May voll an. »Und jetzt, Corrie May, ist die Zeit gekommen: sie müssen blechen!«
Sie ließ sich langsam von ihrem Platz auf dem Schreibtisch abwärts gleiten. »Und das sollen sie auch! Ich habe damals ganz genau das gleiche gedacht. Ich weiß, wie es da in einem aussieht. Ich habe für das Weib gearbeitet!«
»Du?« rief er überrascht. »Du hast mehr Grips in deinem kleinen Finger als die in ihrem ganzen Kopf.« Er grinste. »Jetzt bin ich also hier im Süden, und sie mögen mir so viele Schimpfnamen an den Schädel werfen, wie sie wollen! Aber ehe ich hier wieder fortgehe, habe ich mir alle meine Taschen vollgefüllt. Soll sie der Teufel holen, Corrie May: jetzt sind wir dran!«
»Ja!« erwiderte Corrie May ruhig. »Jetzt sind wir dran!«
Er stand noch immer am Fenster; Corrie May schritt zu ihm hinüber. Gilday wandte sich ihr zu und legte ihr seinen Arm um die Schulter. Sie
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