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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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einzige, wofür sie ihm dankbar war –.
    Jerry schaffte die Baumwolle von Ardeith zu einer der geheimen Entkernungsanlagen in den Sümpfen und ließ sie dort zum Verkauf aufbereiten. Hätte Jerry sich nicht um die Schwester gekümmert, die Steuern hätten ihr Ardeith unter den Füßen fortgefegt. Manchmal, wenn Jerry sie grimmig zur Ordnung rief, raffte sie sich zusammen. Aber schon nach acht oder zehn Tagen vergaß sie von neuem, was sie sich vorgenommen. Das Elend schien sowieso kein Ende zu nehmen. Was hatte es für einen Sinn zu kämpfen, wenn man nicht wußte, wofür. Es fiel ihr ein, wie Denis' Mutter gestorben war; sie fing an zu begreifen, warum seit einiger Zeit so viele ihrer Bekannten an unverständlichen Krankheiten starben, für die die Ärzte nie ein Heilmittel wußten. Es war leichter zu sterben, als die Mühsal weiter zu ertragen. Das hatte sie nun begriffen.

Zwölftes Kapitel
I
    A ls Corrie May zum ersten Male von jenen Männern erzählen hörte, die, in weiße Laken gehüllt, des Nachts durch die Lande sprengten, hatte sie an einen prächtigen Spaß geglaubt. Die Reiter ängstigten die Neger schier zu Tode; Corrie May hatte nichts dagegen einzuwenden; sie fühlte keine besondere Sympathie für das schwarze Volk. Sie hielt die Gespenstermänner für faule Aristokraten, die früher ihr Dasein verspielt und vertanzt und nun statt dessen die nächtlichen Ritte erfunden hatten, um sich zu amüsieren. Sie erwachte zu einer Art von Panik, als sie entdecken mußte, daß der Ku-Klux-Klan sich aus verzweifelten Männern zusammensetzte; die nächtlichen Reiter waren sogar bereit, ihr Leben zu opfern, wenn es galt, den Terror der ›Rekonstruktion‹ zu bekämpfen. Corrie May hatte es für eine großartige Idee gehalten, jedes Pfund Baumwolle zu besteuern, das zum Entkernen ging; die Pflanzer hatten den Krieg angefangen; mochten sie nun dafür bezahlen! Als Corrie May das Gerücht vernahm, daß die Pflanzer in den Sümpfen versteckt Entkernungsanlagen errichteten, um der Steuer ein Schnippchen zu schlagen und ihre Baumwolle steuerfrei stromab zu verladen, hielt sie Gilday, Dawson und ihre Freunde durchaus für berechtigt, die geheimen Anlagen auszuheben und jeden Ku-Kluxer umzubringen, der es wagte, seine Baumwolle steuerfrei zu verschiffen.
    Die Regierungsagenten waren wieder einer der geheimen Anlagen auf die Spur gekommen; sie verbarg sich am anderen Flußufer sehr geschickt in einem weiten Marschgebiet. Die Agenten legten sich in einen Hinterhalt; als eine Kolonne von hochbepackten Baumwollwagen, geführt von Männern in weißen Laken, heranschwankte, eröffneten sie das Feuer.
    Aber trotz der Gesetze, die ehemaligen Rebellen das Tragen von Schießwaffen verboten, verfügten auch die Ku-Kluxer über Gewehre und Pistolen; sie schossen zurück. Gilday allerdings war vorsichtig wie immer im Hintergrund geblieben; er ließ sich in den Schatten einer Maschine fallen und kam unbeschädigt davon; der dumme Dawson aber fand den Tod.
    Das war schade, denn Dawson war ein angenehmer Mann gewesen. Zu seinem Begräbnis erschien Corrie May sehr gefaßt und feierlich in einem schönen, schwarzen Kleid. Laura hatte sich als Witwe prächtig aufgetan, in Trauerkleidern und einem langen Trauerschleier, der sie bis fast zu den Fußgelenken bedeckte. Corrie May mußte an sich halten, um nicht laut aufzulachen; der Chor intonierte ›Ruhe in Jesus …‹ Dieses Weib, als Witwe aufgemacht, mit schwarzgerändertem Taschentuch und ehefräulichem Trennungsschmerz!!
    Erst einige Wochen später merkte sie, daß Lauras Witwenschaft keineswegs für immer amüsant zu bleiben versprach; keineswegs! Corrie May spürte statt dessen einen Schauer der Angst über ihren Rücken rieseln.
    Gilday war einige Nächte lang nicht nach Hause gekommen. Zunächst beunruhigte sich Corrie May nicht weiter. Er hätte auf seinem Amt verschiedene lange Berichte fertigzustellen, entschuldigte er sich; dann wollte er mit seinen Kollegen Poker gespielt haben! Eines Morgens fragte sie ihn doch, wo er nachtsüber gesteckt habe. Gilday wurde sofort und unvermutet grob: sie solle ihren Mund halten. Sie schluckte die ärgerliche Antwort, die ihr auf der Zunge schwebte, hinunter; sie wollte nicht nörgeln, durchaus nicht! Als dann Gilday das Haus verließ, schien er umgänglich wie immer. Am Nachmittag des gleichen Tages wollte sie Gilday auf dem Gericht besuchen; sie brauchte Geld. Da Gilday im Vorderzimmer nicht zu finden war, blickte sie durch die halb offene

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