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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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heraus: »Samuel Gilday, hast du deinen klaren Verstand verloren?«
    »Durchaus nicht – behalten! Darum habe ich nämlich geheiratet.« Er lachte kurz auf, holte tief Atem und setzte sich aufrecht hin. »Paß also auf!« sagte er finster. »Du hast kein Recht, mir Vorwürfe zu machen. Was für eine Sorte Kerl ich war, hast du von Anfang an gewußt. Ich will was werden, Corrie May! Das wußtest du auch. Ich habe dich nie darüber im Zweifel gelassen.«
    »Sam, hast du Laura Dawson geheiratet?«
    Er lachte häßlich.
    »Stimmt! Tüchtig von mir, was?«
    Corrie Mays Herz klopfte so stark, daß ihr war, als müßte sie ohnmächtig werden.
    »Dieses Weib!« flüsterte sie mühsam. »Ihr halbes Leben lang hat sie auf der Straße gelegen.«
    »Sie wird sich von jetzt an anständig benehmen«, sagte Gilday. »Ich weiß, wie man Frauen behandelt.« Er lehnte sich vor: »Ich will dir erklären, wie es gekommen ist. Ich habe es eigentlich nicht vorgehabt; ich wollte dir nur einfach sagen, pack deine Sachen und mach, daß du weiterkommst. Aber ich muß es dir doch erklären. Du bist und bleibst ein nettes Mädchen – mit mehr Verstand als jedes andre Mädchen, das ich kenne. Und wenn ich schon heiraten mußte, so hätte ich viel lieber dich geheiratet als irgendeine andre!«
    »Und warum also Laura Dawson?« fragte sie rauh.
    »Dieser Dawson, weißt du, ich hatte ihm nie sehr viel Grips zugetraut. Aber er war schlauer, als wir annahmen. Er hatte vor, nach New Orleans zu gehen. Das ist eine große Stadt, und reich ist sie auch. Selbst noch jetzt nach dem Kriege liegt da das Geld auf der Straße. Der Dawson hat sich einen Vertrag zu verschaffen gewußt, die Flußdämme bei New Orleans neu zu bauen …«
    »Was hatte das mit Laura zu tun?« unterbrach sie ihn.
    »Sie besitzt die Vertragspapiere, mit seinem Namen darin und so weiter. Sie wollte mir die Papiere nur überlassen, wenn ich sie heiratete.«
    »Dein Name lautet doch nicht Dawson.«
    »Stimmt!« gab er zu. »Aber das weiß in New Orleans kein Mensch.«
    Hell schien die Sonne auf die Tapetenrosen. Corrie May flüsterte:
    »Ich verstehe, Sam, ich verstehe.«
    Sichtlich erleichtert erhob sich Gilday. »Na also. Ich wußte, du bist ein vernünftiges Mädchen, Corrie May. Nett von dir, daß du kein Theater machst.« Er stelzte herzu und tätschelte ihren Arm. »Corrie May, ich halte viel von dir. Ich wollte dich ja nicht kränken. Mir ist ein Stein vom Herzen, daß du die Sache so leicht nimmst.«
    Sie war unfähig zu antworten. Sie starrte ihn an und nickte, als wäre sie mit Blödheit geschlagen. Gilday fuhr fort:
    »Wir müssen uns trennen. Es bleibt nichts andres übrig. Am besten, du packst deine Sachen gleich und bist spätestens morgen fort, damit ich das Haus aufgeben kann. Nächste Woche reise ich nach New Orleans ab.« Er holte eine Rolle Geldscheine aus der Tasche und blätterte einige Noten herunter: »Hier sind hundert Dollar!«
    Sie wiederholte wie betäubt: »Hundert Dollar.«
    Gilday kicherte. »Du wirst schon weiterkommen. Kindchen, ich muß jetzt fort. Man wartet auf mich. Also mach's gut! Leb wohl!« Und hatte die Tür schon hinter sich zugeschlagen. Sie saß noch immer auf ihrem Stuhl inmitten der Liebesgötter und Rosen, mit den Geldscheinen im Schoß. Zum zweiten Male stand sie nun dem Schicksal gegenüber, bewaffnet allein mit einhundert Dollar. Doch diesmal wußte sie: das war nicht viel!
    Gilday ging die Treppe hinunter, sie hörte seine Schritte verhallen – und sprang auf. Er konnte nicht einfach verschwinden – nicht auf diese Weise! Sie stürzte auf den Balkon hinaus. Da unten sprang er schon in seinen Wagen. Ja, es war wirklich so! Er ließ sie einfach sitzen, ebenso kalt und berechnend, wie er sie genommen hatte. Nie würde sie ihn wiedersehen! Um die nächste Ecke bog sein Wagen und war fort.
II
    C orrie May wandte sich an die Frau, bei der sie zur Miete gewohnt hatte, als sie noch täglich die Korridore des Gerichts zu fegen pflegte. Die Frau musterte Corrie May von oben bis unten mit offener Verachtung: »Ein Zimmer? Ja, ein Zimmer ist frei. Aber für Sie nur, wenn Sie im voraus bezahlen.« Corrie May bezahlte im voraus und zog mit ihren Sachen ein. Dann hockte sie ein paar Tage lang trübe und zerschlagen auf dem Rand ihres Bettes und mühte sich ab, das wüste Durcheinander ihrer Gedanken zu ordnen und sich an ihren neuen Zustand zu gewöhnen.
    Gilday war ein übler Lump gewesen. Aber sie hatte ihn trotzdem gern gehabt. Es lohnte

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