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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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bunte Halskette vor und zitterte fast vor Entzücken, als sie die Sonne in den Steinen blinken sah.
    Die Tür ging auf. »Bist du fertig?« fragte Anns Stimme.
    Corrie May schnellte herum. Das Halsband entglitt ihrer Hand und rasselte zu Boden. Die Träume von Sicherheit und Stille in diesem Hause zersplitterten zur gleichen Zeit. Eine fliegende Hitze lief ihr unter den Kleidern über die Haut.
    »Mrs. Larne, ich schwöre es; ich wollte sie nicht wegnehmen!« Ihre Stimme bebte vor Angst. Sie nestelte an dem Armband; das Schloß wollte sich nicht lösen: »Bitte, bitte, Mrs. Larne! Um alles in der Welt nicht; ich würde nicht stehlen! In meinem ganzen Leben habe ich noch nie gestohlen. Ich weiß ja, alle diese Sachen gehören Ihnen. Ich wollte nur probieren, wie man damit aussieht.« Sie brach plötzlich in Tränen aus. Die Knie zitterten unter ihr. Sie sah sich schon schrecklich im Gefängnis sitzen, weil sie versucht hatte zu stehlen. Schluchzend warf sie endlich das Armband auf den Tisch, lief auf Ann zu, nahm Anns Ellbogen in ihre Hände: »Mrs. Larne, bei dem allmächtigen Gott – « Sie schluchzte krampfhaft.
    »Aber, aber, mein armes Mädchen!« vernahm Corrie May Anns Stimme. Sie fühlte, wie Ann den Arm um ihre Schultern legte, fühlte Anns Taschentuch, das ihr die Tränen trocknete.
    Corrie Mays Wange ruhte auf der kühlen Seide des Morgenrocks, den Ann immer noch trug. »Mein Gott, Mrs. Larne, Sie sind ja so gut, eine so liebe Dame.« Ihre Stimme war kaum zu verstehen vor Schluchzen. »Ich weiß, die Dinger sind tausend Dollar wert oder womöglich noch mehr; und ich – ich sollte sie wirklich nicht angefaßt haben, ganz bestimmt nicht, ich weiß es! Aber ich habe noch niemals Diamanten oder so was angehabt, noch niemals!«
    »Weine nicht!« sagte Ann. Plötzlich nahm Corrie May wahr, daß Ann zu lachen schien. Sie hob ungläubig den Kopf und blickte die Trösterin an. Ann lachte wirklich; sie sagte: »Kleine Corrie May, es sind ja keine Juwelen; der ganze Berg ist nicht zehn Dollar wert.« Sie lief zu dem Tisch hinüber, der all die bunten Schmuckstücke trug, hob das Geglitzer mit beiden Händen auf: »Hier!« sagte sie, »willst du sie haben?«
    Corrie May fühlte ihren Atem stocken: »Sie meinen …« So verwirrt war sie, daß sie kaum sprechen konnte: »Sie meinen, ich soll das behalten?«
    »Gewiß, du kannst es behalten. Der Schmuck ist nur aus Glas. Ich trug das Zeug letzte Nacht zum Kostümfest; ich hatte mich als Zigeunerin aufgetan.«
    Corrie May griff nach den Geschenken mit zitternden Händen. Wenn es auch keine echten Juwelen waren – am Rattletrap Square würden sie großen Eindruck machen! »Vielen, vielen Dank, Madame! So etwas Schönes habe ich noch nie besessen. Bestimmt, ich dachte, es sind lauter Juwelen!«
    »Wenn es echte Steine wären – « erklärte Ann freundlich, »man könnte die ganze Pflanzung und noch viel mehr dafür kaufen!«
    Corrie May lächelte und hob ihren Arm ungeschickt zu den Augen, um sich mit dem Ärmel die letzten Tränen abzuwischen: »Aber, Mrs. Larne, wenn es auch keine richtigen sind, bestimmt, ich wollte sie nicht stehlen!«
    »Ich glaube es dir, Corrie May!« tröstete Ann sie. »Denke nicht mehr daran. Gewiß willst du mich so wenig bestehlen wie ich dich!«
    Corrie May schlug die Augen nieder. Ann fuhr fort:
    »Zeige mir jetzt den Unterrock!«
    Corrie May legte die Schmuckstücke auf den Tisch zurück und entfaltete ihr Werk. Sie bewegte sich langsam; es bereitete ihr einige Mühe, die schöne Unparteilichkeit zu begreifen, mit welcher die Moral ihr ebenso das Stehlen untersagte wie der jungen Mrs. Larne.
    Ann jedoch, der solche moralischen Probleme offenbar noch niemals Kopfzerbrechen bereitet hatten, prüfte eindringlich, wie die Krausen ihres Unterrockes gestopft und wieder befestigt waren:
    »Das hast du wirklich sehr schön gemacht!« meinte sie.
    »Danke schön, Madame!« erwiderte Corrie May beglückt.
    Ann setzte sich; der Rock breitete sich über ihre Knie: »Wenn du wirklich Arbeit brauchst, so kannst du an zwei oder drei Tagen in der Woche hier für mich tätig sein. Du mußt auf die Wagen warten, die ständig zur Anlegestelle der Dampfer fahren.«
    Corrie May glühte auf: »Meinen Sie es wirklich im Ernst, Miß Ann? Da bedank' ich mich sehr, Miß Ann!«
    »Schön, Corrie May! Ich werde alles für dich aufheben, was zu stopfen ist; vielleicht auch die Wäsche.«
    »Das ist herrlich, Miß Ann! Soll ich morgen wiederkommen?«
    »Ja, das

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