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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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heimlicher Verwunderung stellte sie fest, daß dieses Geschehen sie fester an Kester gebunden hatte als alles andere vorher und daß sie stärker als je nach ihm verlangte, gleichgültig, was immer er getan haben mochte.
    Kester hob schließlich den Kopf. »Ich brauche jetzt notwendig etwas Selbstbewußtsein«, sagte er.
    Eleanor beugte sich über ihn und küßte ihn. »Was du jetzt brauchst, Lieber, ist ein Bad und ein sauberes Hemd«, sagte sie. »Kein Mensch kann auch nur eine Spur Selbstbewußtsein haben, wenn er so aussieht wie du augenblicklich.«
    »Was für eine Frau!« sagte Kester und lächelte in einer Art schmerzlichen Glücksgefühls.
    Mitten in der Nacht erwachte Eleanor. Sie wälzte und drehte sich und vermochte nicht in den Schlaf zurückzufinden. Sie wollte doch nicht mehr daran denken, sie wollte doch nicht. Aber es war immer dasselbe, sie entging dem Kreislauf der Gedanken nicht. Und sie konnte das dumpfe Gefühl nicht loswerden, daß ihre Ehe einem reparierten Kleide gliche, bei dem nur ein scharfes Auge die Flickstelle sehen konnte, das aber doch eine schwache Stelle behalten würde, wo es jederzeit von neuem zerreißen könnte.

Neuntes Kapitel
I
    A m Morgen lagen die Zeitungsausschnitte noch auf Eleanors Schreibtisch. Sie nahm sie auf und begann Kester zu erzählen. Sie sprach lebhaft und mühte sich, ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Baumwolle und ihre Möglichkeiten zu konzentrieren, um die bohrenden Gedanken von jener anderen Sache abzulenken. Sie hatte im Laufe dieser Nacht alles über Isabel Valcour erfahren und über die Nacht, die Kester bei ihr verbracht hatte; sie mußte die Erinnerung daran verwischen, sie fühlte, daß sie es in Zukunft nicht mehr ertragen würde, auch nur den Namen dieser Frau zu hören, und sei es auch nur in Verbindung mit Kesters reumütigen Versicherungen.
    Kester hörte ihr mit einiger Verblüffung zu. Er gab zunächst nur hin und wieder einen leichten Überraschungsruf von sich. Schließlich begann er zu begreifen, worauf sie hinaus wollte, und geriet in Entzücken. »Schießbaumwolle – Nitron!« rief er, »Eleanor, es ist nicht auszudenken! Wenn der Krieg noch bis zum Herbst dauert, wird der Preis bei der nächsten Ernte so hoch sein, daß wir alle unsere Schulden bezahlen können.«
    Eleanor dämpfte sein Hochgefühl etwas und erinnerte ihn daran, daß sie gegenwärtig nicht einmal Geld besäßen, um an neue Aussaat zu denken. Während sie sprach, wurde ihr bewußt, daß sie während der ganzen Nacht über das Problem nachgedacht haben mußte, denn ein fertiger Plan begann sich in ihrem Kopf zu fixieren. Gleich darauf strömten die Worte bereits über ihre Lippen.
    »Ich werde nach New Orleans fahren und mit Mr. Tonelli sprechen«, sagte sie, »du weißt, Papas Freund, dem die Tonelli-Frucht-Linien gehören. Wir werden ihm unsere gesamten Baumwollvorräte zum Pfand anbieten.«
    »Glaubst du, ihn davon überzeugen zu können, daß der Krieg noch zwei Jahre dauern wird?« fragte Kester.
    »Ich werde es jedenfalls versuchen. Wenn Mr. Tonelli eine Chance wittert, nimmt er sie wahr. Er hat seine Millionen gemacht, indem er Chancen dieser Art rechtzeitig wahrnahm.«
    »Wart einen Augenblick.« Kester war etwas eingefallen. »Wir haben Sebastian angewiesen, unsere Baumwolle zu verkaufen«, sagte er.
    Eleanor blickte zu Boden und rollte die Ecke eines Zeitungsauschnittes zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich habe mit ihm telefoniert und ihn angewiesen, nicht zu verkaufen«, sagte sie.
    Er sah sie überrascht an. »Du hast ihn angewiesen – –? Wann?«
    »Gestern morgen in aller Frühe«, sagte Eleanor mit schwacher Stimme. Sie sah immer noch zu Boden.
    Kester sagte nichts. Er kam herüber und barg ihren Kopf an seiner Schulter. Ein Weilchen fiel kein Wort; als Eleanor wieder sprach, hatte ihre Stimme einen forciert-lebhaften Ton. Sie fühlte noch immer geheime Unsicherheit, sobald sie an andere Dinge als an Baumwolle dachte.
    »Ich werde heut nachmittag nach New Orleans fahren«, sagte sie. »Es ist besser, du kümmerst dich um die Beaufsichtigung der Plantage, während ich die finanziellen Angelegenheiten in Angriff nehme; wir sind auf diese Weise ja immer ganz gut gefahren.«
    Kester lachte sie an. »Wie gut, daß ich eine Frau heiratete, die Mathematik im Hauptfach studierte«, sagte er.
    Er drückte sie fest an sich; sie machte sich lachend los und ging auf ihr Zimmer, um ihre Koffer zu packen. Ein paar Stunden später holte sie die letzten Dollars von

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