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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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neutrale Länder zu verhindern. Die nordeuropäischen Länder hatten plötzlich festgestellt, daß sie erstaunliche Mengen Baumwolle benötigten. Während der letzten Monate hatte beispielsweise Schweden fünfundzwanzigmal soviel Baumwolle eingeführt als in der entsprechenden Periode des letzten Vorkriegsjahres und Holland vierzehnmal soviel. Eleanor lachte, als sie das las und fragte sich, welchen Preis sie wohl erzielen würden, wenn sie die Baumwolle direkt an Deutschland verkauften.
    Sie wendete die Seiten der Zeitung um, während Cornelia auf den Stufen mit ihren Puppen spielte und Dilcy darunter saß und ihre Spielhöschen ausbesserte. Kester befand sich im Hause und bereitete Pfefferminzjulap, da sie zum Abend Gäste erwarteten. Ardeith würde in diesem Jahre, bei Kesters ständigem Hin und Her zwischen Arbeit und Lustbarkeit, keine tausend Ballen Baumwolle hervorbringen, nichtsdestoweniger würde es eine gute Ernte geben, und im nächsten Jahr, wenn sie erst wieder voll arbeitsfähig war, würde sie tausend und mehr Ballen aus der Plantage herausziehen, schwor sich Eleanor. Die Zeitung verfolgend, fand sie, der König von England oder der Zar von Rußland sollten sich den Bart abnehmen lassen, denn die abgedruckten Bilder der beiden Monarchen erschienen zum Verwechseln ähnlich. Sie vertiefte sich in die ausführliche Beschreibung eines neuen österreichischen Geschützes, das ›Skoda zweiundvierzig‹ genannt wurde, und nahm mit Verblüffung zur Kenntnis, daß die zu dieser Kanone gehörende Granate ein Gewicht von zweitausendachthundert Pfund habe. Die Granate drang zwanzig Fuß tief in weichen Boden ein, bevor sie explodierte. Sie tötete jedes lebende Wesen in einem Umkreis von hundertfünfzig Meter; der Gasdruck der Explosion war geeignet, Dächer zum Einsturz zu bringen. In den menschlichen Körper eindringende Gase zerfetzten den Körper derart, daß auf diese Weise getötete Soldaten als vermißt gemeldet wurden, weil es unmöglich war, ihre Leichen zu identifizieren.
    Eleanor schauderte unwillkürlich; sie brach die Lektüre des Artikels in der Mitte ab und begann die anschließende Spalte der Zeitung zu überfliegen. Da stand ein Bericht, der jeden Baumwollpflanzer interessieren mußte. Maßgebliche Autoritäten hätten geschätzt, daß die deutschen und österreichischen Armeen allein im Zeitraum eines Tages tausend Tonnen Baumwolle verschössen, stand da zu lesen. Dazu käme der ungeheure Verbrauch der alliierten Armeen. Jedes Maschinengewehr werde einschließlich der Reservemunition mit Patronen ausgerüstet, zu deren Herstellung durchschnittlich ein halber Ballen Baumwolle benötigt werde. – Eleanor ließ die Zeitung von ihren Knien gleiten und blickte über Cornelias Kopf hinweg auf die Gardenien und Hibiskusbüsche und die Baumwollfelder dahinter. Es war schwer, sich in dieser traumschönen Landschaft klarzumachen, daß jeder Baumwollstengel auf den Feldern da hinten aufwuchs, um millionenfachen Tod zu ermöglichen. Der Gedanke war so neu und erschreckend, daß er sie zutiefst aufwühlte.
    Sie stand auf und ging in das Haus. Kester kam eben die Treppe herunter und hielt einen Julap in der Hand.
    »Eleanor, da bist du«, sagte er, »ich suchte dich eben. Versuche das. Ich glaube, ich habe die ersten zu süß gemacht.«
    Sie kostete und gab das Glas zurück. »Es scheint so«, versetzte sie, »aber verlaß dich bitte nicht allzusehr auf mein Urteil dabei. Ich verstehe nicht sehr viel davon.«
    »Was hast du, Liebling?« fragte er, »du siehst so ernst aus.«
    Eleanor ließ sich auf dem Sofa zwischen den Fenstern nieder. »Ich las gerade die genaue Beschreibung eines dieser modernen Geschütze«, sagte sie. »Das ist eine schreckliche Sache. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was wir hier machen? Daß wir diese Geschütze füttern?«
    Kester hatte ein unbestimmtes Lächeln im Gesicht; er malte mit dem Fingernagel allerlei Schnörkel auf das beschlagene Julapglas. »Warum?« sagte er, »natürlich habe ich dann und wann darüber nachgedacht.«
    »Du hast noch nie ein Wort darüber verloren.«
    »Ja, was erwartest du?« sagte er, »vielleicht bin ich noch ein wenig altmodisch, aber du kannst kaum verlangen, daß ich über solche Dinge mit einer Frau rede, die ein Kind erwartet.«
    »Mich hat die Lektüre für ein paar Minuten ganz krank gemacht«, sagte Eleanor. »Es ist schrecklich, an der Herstellung so entsetzlicher Mordinstrumente beteiligt zu sein.«
    Kester zuckte die Achseln:

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