Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes
Ich finde es durchaus sinnvoll, sich das Leben angenehm zu machen, wenn man kann.«
»Aber da ist so viel, was wir tun könnten, Kester«, sagte Eleanor ratlos. »Es ist so aufregend, zu arbeiten, Risiken einzugehen, zu planen, zu organisieren und dann allmählich zu sehen, wie es wird, und sich schließlich belohnt zu sehen, wenn man es richtig gemacht hat.«
»Wenn du daneben nur noch Zeit für die wichtigen Dinge behältst«, versetzte Kester, immer noch mit dem gleichen undurchdringlichen Lächeln. »Versuch die Umgestaltung meinetwegen, wenn es dir Spaß macht. Pflanze Erdbeeren, und zwar so früh wie möglich, damit du den Februarmarkt noch erreichst. Und laß dich nicht auf Feigen ein. Feigen sind schwer zu verschiffen, das lohnt auf die Dauer nicht. Versuche es mit – ja – mit Kopfsalat, Kohl, Sellerie, Mais, Schalotten, Rüben – es wächst alles ziemlich gut hier bei uns.«
Sie sah ihn kopfschüttelnd an. »Wenn du so viel davon weißt«, sagte sie, »warum versuchst du es nicht selbst? Ich verstehe das nicht. Wir können wahrscheinlich ohne Schwierigkeit reich werden.«
Sein Lächeln wurde noch dunkler: »Du möchtest sehr gerne reich sein, wie?« sagte er.
»Natürlich möchte ich das. Wer, um alles in der Welt, möchte das nicht?«
Er kam zu ihr herüber, beugte sich über sie, strich ihr Haar von den Schläfen zurück und küßte sie. »Du bist eine merkwürdige Person«, sagte er. »Du bist anders als irgend jemand, den ich sonst kenne und jemals gekannt habe.« Er wandte sich ab: »Es ist schrecklich heiß. Ich denke, ich werde Cameo einen ›Tom Collins‹ machen lassen.«
»Ich werde es bestellen.« Eleanor gab den Auftrag durch das Telefon. Sie hätte ihn am liebsten gescholten, weil er so viel trank, aber sie fürchtete sich, ihn zu erzürnen. Und doch war es ihr, als vermöchte sie selbst einen seiner Zornausbrüche leichter zu ertragen als diese höfliche, nichtssagende Teilnahmslosigkeit, die er zur Schau trug. »Ich gehe in die Stadt«, sagte sie abrupt, »ich muß ein paar Besorgungen machen.«
Sie holte das Auto aus der Garage und fuhr die Allee hinunter. Als sie in die Uferstraße einbog, begann sie langsamer zu fahren. Sie hatte keine Besorgung zu machen. Sie fuhr nur, ziel- und ruhelos; sie war dem Winde dankbar, der ihr durchs Haar strich, und fragte sich immer und immer wieder: Was habe ich getan? Was hat er? Warum liebt er mich nicht mehr? Sie fand keine Antwort auf die brennenden Fragen.
III
N achdem die Baumwolle in Ballen verpackt war, kam Wyatt, um Eleanor Bericht zu erstatten. Eleanor traf ihn auf der Veranda; er schien munterer als sonst und hatte, ganz gegen seine Gewohnheit, den Hut etwas nach hinten geschoben.
»Da hätten wir das Ergebnis, Mrs. Larne«, sagte er, ihr seinen Abschlußbericht überreichend. Er trat zurück, ihre Stellungnahme erwartend.
Eleanor sah auf die Zahlen vor ihren Augen und begann zu keuchen. Die Ernte ergab in der Gesamtheit dreizehnhundertsechsundzwanzig Ballen.
»Großartig!« rief sie aus.
»Ja, Madam«, sagte Wyatt, »es ist, glaube ich, nicht schlecht.«
»Ausgezeichnete Arbeit, Wyatt!« Sie schüttelte ihm warm die Hand.
Wyatts Gesicht faltete sich zu einem kleinen Lächeln, in dem etwas von heimlichem Stolz stand.
»Ich glaube, wir können wirklich ganz zufrieden sein, Madam«, sagte er.
Eleanor sah ihn an. »Ich denke, Wyatt, das verdient eine Prämie«, versetzte sie.
»Meinen Sie wirklich, Mrs. Larne?«
»Ganz gewiß meine ich das. Sollen wir sagen: einen Dollar pro Ballen?«
»Wenn Sie denken«, sagte Wyatt, »es wäre sehr anständig von Ihnen.«
»Warten Sie eine Minute. Ich möchte das meinem Mann sagen.« Sie lief zur Tür und rief hinein: »Kester, komm doch mal, bitte.«
»Was gibt's hier für eine Aufregung?« fragte Kester, auf die Veranda heraustretend. »Hallo, Wyatt!«
»Guten Morgen, Mr. Larne. Schönes Wetter!«
»Kester«, rief Eleanor aus, »weißt du, was wir geschafft haben dieses Jahr? Dreizehnhundertsechsundzwanzig Ballen.«
»Heiliger Rauch!« sagte Kester. Er lächelte Wyatt beglückwünschend zu. »Ich sehe, Sie sind noch tüchtiger, als meine Frau mir schon immer sagte.«
Wyatt, aufgelockert wohl durch das Prämienversprechen, zeigte sich gesprächiger als sonst. »Ich möchte nicht das ganze Lob für mich in Anspruch nehmen, Mr. Larne«, sagte er. »Nicht mehr als allenfalls ein Drittel davon. Denn ich muß Ihnen sagen, ich habe nie eine Frau gesehen, die Leistungen vollbringt wie
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