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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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anders. Du mußt unausgesetzt so verbissen weiterarbeiten, wie du es während des Krieges getan hast, offensichtlich aus keinem anderen Grunde, als um mit aller Gewalt reich zu werden.«
    Eleanor schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich noch immer gekränkt, aber gleichzeitig empfand sie auch ein Gefühl der Erleichterung. Der Nebel hatte sich wenigstens geklärt; sie wußte, woran sie war. »Aber Kester«, sagte sie, »ist es nicht unsere Pflicht, den Platz ordentlich zu verwalten? Du kannst doch nicht wollen, daß wir uns jetzt gehenlassen und eine Sache wie diese auf die leichte Schulter nehmen. Ich habe gern das Gefühl, eine Sache gut gemacht zu haben. Ich möchte die Ergebnisse meiner Arbeit sehen. Du weißt ja nicht, wie das hier alles war. Du warst ja nicht hier.«
    »Du hast verdammt recht«, sagte Kester; er sprach mit fest zusammengepreßten Lippen, »ich war nicht hier!«
    Sie stand auf: »Wenn du hier gewesen wärest – –«
    »Wenn ich hier gewesen wäre, sähe Ardeith nicht so aus, wie es aussieht«, sagte Kester.
    »Wie?« Sie sah ihn in grenzenloser Verblüffung an. »Bist du nicht zufrieden mit dem, was ich hier getan habe? Bist du nicht froh, Ardeith schuldenfrei zu sehen und all dein Eigentum zurückzuhaben? Denke doch, was Ardeith heute ist, verglichen mit dem, was es früher war.«
    »Ich habe den ganzen Sommer über nichts anderes gedacht«, sagte Kester.
    »Bist du nicht froh, daß alle Schuldbriefe und Hypotheken bezahlt sind?«
    »Natürlich bin ich das.«
    »Dann also: was? Bitte sag es mir doch. Bist du nicht stolz? Liebst du Ardeith nicht mehr?«
    »Lieben?« sagte er, und nun flogen dunkle Schatten über sein sonst immer heiteres Gesicht, »in Gottes Namen, Eleanor, wie kann man einen Platz lieben, der wie eine Ford-Fabrik aussieht?«
    Er drehte sich um und ging zur Tür, während sie regungslos stehenblieb, atemlos vor Verwirrung. Mit der Hand auf der Türklinke fuhr er fort:
    »So. Ich habe es dir nun gesagt. Ich habe es dir verschweigen wollen und habe mir Tag für Tag, solange ich hier bin, selber den Befehl gegeben, nicht darüber zu reden. Aber nun magst du es wissen: Nein, es gefällt mir nicht, was du aus Ardeith gemacht hast. Ich hasse jeden Knopf und jeden Schalter und jede Maschine, die du hier anbringen ließest. Ich hasse dieses gottverdammte Badezimmer und deine Telefone und Rechenmaschinen. Das hier war ein wundervoller Fleck Erde, als ich ihn besaß. Ja, es war herrlich in Ardeith. Es war alt und versponnen und nobel und ein bißchen verschwenderisch in seiner Pracht und Lebensart; niemand arbeitete besonders viel und besonders gern, aber jeder hatte ein Gefühl, hier zu Hause zu sein und sich wohler zu fühlen als irgendwo auf der Welt. Jetzt ist das hier eine riesige gesichtslose Fabrik zur Erzeugung von Baumwollballen! Es ist entsetzlich!«
    Er öffnete die Tür.
    »Warte eine Minute«, sagte Eleanor.
    Sie stand da und zitterte und hatte ein Gefühl, als habe ihr jemand mit der Peitsche ins Gesicht geschlagen. Es kostete sie eine ungeheure Anstrengung, ihr Temperament zu zügeln. Sie sagte:
    »Ich bin sicher, du weißt nicht ganz, was du da gesagt hast, Kester. Deine malerische Art, die Plantage zu verwalten, hat sie bankrott gemacht.«
    »Sie war bankrott ein Jahr vor dem Krieg. Aber dann begannen wir unsere Schulden abzuzahlen. Und wir hätten sie auf die alte Weise schließlich auch ganz abgezahlt.«
    »Bei den Raten, die wir auf diese Weise hätten zahlen können, hätte es Jahre um Jahre gebraucht«, sagte Eleanor. »Auf meine Art ging es nicht nur unendlich viel schneller, wir haben darüber hinaus den Gewinn nahezu verdoppelt.«
    »Ja, ich weiß«, versetzte Kester mit steigender Bitterkeit. »Und das alles hast du gemacht. Auf diese Weise hast du alles, was Ardeith warm und fröhlich und menschlich gemacht hat, herausgerissen. Hier war ein Ort, wo Generationen geboren wurden, lebten und starben. Du hast die letzte Spur der Menschen, die Ardeith geschaffen haben, die darin lebten und glücklich waren, getilgt. Sogar die alte Kaffeekanne meiner Urgroßmutter mußte in diesen Verwandlungsprozeß hinein. Du ließest den Sprung, den sie seit alten Tagen trug, daraus entfernen und nahmst ihr damit gerade das, was ihren Rang und ihre Bedeutung ausmachte.«
    Eleanors Brust hob und senkte sich in tiefen Atemzügen; ihr Herz war schier gelähmt vor Zorn und Erbitterung.
    »Ich glaube, du bist – ein Narr!« keuchte sie.
    »Ja«, entgegnete Kester, »von deinem

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