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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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strich mit behutsamen Fingern über den Henkel der silbernen Kaffeekanne. »Schön, das alles wieder zu sehen«, sagte er leise. »Schön hier zu sitzen und Mammys Kaffee zu trinken; sie macht den besten Kaffee der Welt. – Aber was ist denn das?« Er brach ab und starrte auf die Kanne.
    »Was denn, Lieber? Was hast du?«
    »Wo ist denn der Sprung in der Kanne?«
    »O ja, das! Du hättest mich beinahe erschreckt. Ich habe die Kanne ein wenig verengen lassen; du siehst den Sprung nun nicht mehr.«
    »Nein«, flüsterte er, »ich sehe ihn nicht mehr. Du hast sie verengen lassen.« Er setzte mit einem plötzlichen Ruck die Kanne zurück und stand auf. »Eleanor, laß mich allein«, sagte er, mit einem sonderbar rauhen Klang in der Stimme. »Bitte, ja? Ich möchte mich noch vor dem Essen waschen.«
    »Oh, meinst du? Nun gut.« Sie stand ebenfalls auf. »Soll ich dir nicht helfen, deine Sachen auszupacken?«
    »Nein, danke. Ich mache das selbst.«
    Sie wandte sich ab; er starrte durch das Fenster auf den veränderten Garten. »Kester, was hast du denn?« fragte sie.
    »Nichts«, sagte er. »Ich fühle mich schmutzig von der langen Fahrt. Und ich bin auch ausgehungert. Was werden wir zum Essen bekommen?«
    Sie lächelte schon wieder: »Flußgarnelen, gefüllte Krebse und Reis!«
    »Ah! Ausgezeichnet! Und gibt es danach etwa gar – ich wage es nicht auszudenken – Ananas-Torte?«
    »Ja«, lachte sie, »die gibt es.«
    Kester sah sich um. »Wenn ich mir das vorstelle: Ananas-Torte – gefüllte Krebse und Flußgarnelen in einem Hause mit – dem Badezimmer da –«; er brach ab und begann zu lachen.
    »Was ist denn so spaßig daran?« fragte sie.
    »Nichts, Eleanor. Ich freue mich nur auf das Essen. Sage Mammy, sie möchte sich beeilen. Ich werde in wenigen Minuten unten sein.«
    Eleanor ging hinaus und schloß die Tür hinter sich. Sie ging durch die Halle und blieb einen Augenblick bei der Wendeltreppe stehen. Sie konnte hören, wie er in seinem Zimmer hin und her ging. Von unten tönten die Stimmen der Kinder herauf.
    In ihr war ein Gefühl der Leere. Es war sonderbar. Sie hatte sich Kesters Heimkehr ganz anders vorgestellt. Er hatte nichts gesagt oder getan, was das fade Gefühl rechtfertigte, das sie hatte, aber irgend etwas schien nicht zu stimmen. Sie ging langsam die Treppe hinauf.
    »Nichts ist im Grunde so großartig, wie es dir erscheint«, hatte ihr Vater damals gesagt, als sie sich darauf versteifte, Kester Larne zu heiraten. Sie mußte plötzlich an diese Worte denken. Er ist noch zu voll von all dem Neuen, um jetzt schon etwas dazu sagen zu können, entschuldigte sie Kester vor sich selbst. Ich bin wahrscheinlich etwas überreizt und leide an Einbildung.
    Kester beugte sich oben über die Balustrade und rief nach ihr. »Eleanor«, sagte er, »hast du jemand für heute eingeladen?«
    »Wieso? Nein!« Sie stand unten am Fuß der Treppe und sah hinauf. Sie fühlte sich von einer Woge der Enttäuschung überflutet: Er wollte den ersten Abend nicht allein mit ihr verbringen?
    »Oh, ruf sie gleich an: Neal und Bob und Violet und die anderen. Du weißt schon!« rief Kester herunter. »Ich möchte sie alle dahaben.«
    »Gut, ich rufe an«, sagte Eleanor.
    Er ging in sein Zimmer zurück und pfiff vor sich hin. Eleanor schüttelte den Kopf. Habe ich mich falsch benommen? dachte sie. Oder bin ich zu sentimental und bilde mir etwas Dummes ein? Sie fühlte, wie die Enttäuschung in ihr hochkroch.
II
    D as Gefühl heimlicher Enttäuschung schwand auch während der nächsten Wochen nicht. Kester ritt mit ihr durch die Felder, lobte die Baumwolle und bewunderte die Verjüngung des Landes, aber niemals zeigte er die offene, jungenhafte Freude, die sie erwartet hatte. Er schien in einer Weise zerstreut, die sie nicht an ihm kannte. Während sie ihm den Arbeitsgang der Traktoren erklärte, sah sie, daß seine Augen sich abwandten und zum Strom hinüberblickten. Als sie ihm die neue Düngemaschine vorführte, fand er nur ein paar Phrasen, die sich in einem Artikel ganz gut ausgenommen hätten, in seinem Munde aber leer und fast teilnahmslos klangen. Er schien innerlich ganz woanders zu sein. Es war aber nicht Kesters Art, sich geistesabwesend zu zeigen, es war, im Gegenteil, eine seiner erfreulichsten Eigenschaften, daß er sich so in eine Sache vertiefen konnte, als existiere daneben nichts anderes auf der Welt. Sie wußte, wie sehr er jeden Winkel und jeden Klumpen Erde von Ardeith liebte; deshalb hatte sie als

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