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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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ihn«, sagte er, »aber ich glaube, Sie sind es gewöhnt, das zu hören.« Als Kester sich später entfernte, um einen besonderen Whisky für den Schlummerpunsch auszuwählen, sagte der Gast noch: »Ich habe nie einen Mann kennengelernt, der so stolz auf seine Frau gewesen wäre. Er wurde richtig ehrfürchtig, wenn er von Ihnen sprach.«
    Sie veranstalteten am folgenden Abend ein kleines Fest. Kester spielte, offensichtlich erfreut, die Rolle des liebenswürdigen Gastgebers. Eleanor beobachtete ihn und verstand ihn nicht. Anderen Leuten gegenüber schien er völlig der alte zu sein. Nur ihr gegenüber war er verändert, schien er von einer sonderbaren Scheu befallen. Dabei schien nicht einmal Absicht dahinterzustecken; es sah im Gegenteil so aus, als sei er überzeugt, sie merke nichts von einer Veränderung. Und doch fühlte sie: Er wollte irgend etwas von ihr, etwas, das sie ihm nicht gab und von dem er wohl glaubte, es sei zwecklos, danach zu fragen.
    Am Ende des Sommers war Eleanor nahezu verzweifelt, angesichts seiner undurchdringlichen Liebenswürdigkeit. Sie hatte gedacht, daß die reifen Felder, strotzend von einer Ernte, wie er sie nie zuvor in Ardeith erblickt hatte, ihn aufleben lassen würden, aber Kesters Bewunderung erschöpfte sich in allgemeinen höflichen Redensarten; keines seiner Worte bot eine bestimmte Angriffsfläche, und doch – der alte Kester hätte sich ganz anders geäußert. Er nahm nicht wie früher eine aufgebrochene Baumwollkapsel in die Hand und streichelte sie, als handle es sich um das Haar einer geliebten Frau. Er schien überhaupt für nichts wirklich erwärmt, es sei denn für die kleinen Partys, die er häufiger als sonst zu veranstalten pflegte. Und er trank viel, sehr viel mehr als früher. Sie sagte nichts dazu, aus Furcht, die heimliche Kluft noch zu erweitern, aber sie sah es mit Sorge. Das einzige Ereignis, das ein etwas tieferes Interesse bei ihm erweckte, war Cornelias Schulanfang. Überhaupt schien er viel Freude im Umgang mit den Kindern zu empfinden. Eleanor sah es mit leisen Neidgefühlen. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit seufzend der Arbeit zu; die Baumwolle mußte eingebracht werden.
    Baumwollpflücker zu bekommen machte in diesem Jahr keine Schwierigkeiten; im Gegenteil: Der Ansturm der zurückgekehrten ehemaligen Soldaten führte sehr bald zu einem Überschuß an Arbeitskräften, und Wyatt bekam sehr viel mehr Angebote, als er berücksichtigen konnte. Die Baumwolle stand noch immer hoch im Kurs, weil der größte Teil der vorjährigen Produktion noch mit Nitraten behandelt worden war und weil überall in der Welt ein empfindlicher Mangel an Kleidungsstücken und Wäsche herrschte. Als Eleanor insgeheim errechnete, mit welchem Erntegewinn sie vermutlich rechnen könnte, kam wieder eine leise Hoffnung in ihr auf, sein tieferes Interesse wecken zu können. Sie konnte sich nicht denken, daß Kester seiner Plantage gegenüber gleichgültig bleiben könnte; deshalb freute es sie, daß jetzt ein Problem auftauchte, bei dem sie seinen Rat brauchte. Der Krieg war vorüber, die riesige Nachfrage nach Baumwolle würde bald nachlassen, man würde deshalb vernünftigerweise darüber nachdenken, ob man nicht Teile der Plantage mit anderen Erzeugnissen bestellen solle. Eines Nachmittags nach dem Essen kam sie auf die Frage zu sprechen.
    »Was meinst du«, sagte sie, »sollten wir es jetzt nicht einmal mit der Gemüsegärtnerei versuchen? Welche Gemüse wachsen denn hier am besten?«
    »Oh«, sagte er, »vielleicht Erdbeeren.«
    »Erdbeeren«, wiederholte sie. »Was meinst du, wäre es nicht vielleicht gut, es mit verschiedenen Dingen gleichzeitig zu versuchen? Wahrscheinlich müßten wir dabei zunächst mit einigem Verlust rechnen, aber das könnten wir uns augenblicklich wohl leisten.«
    Er lächelte etwas dünn: »Können wir es uns nicht mehr leisten, bei der Baumwolle zu bleiben?«
    »Oh, natürlich könnten wir. Nur, der Grund ist nicht einzusehen. Die Baumwollpreise werden fallen. Ich bin ziemlich überzeugt, daß wir auf die Dauer mit anderen Produkten besser fahren. Würde es dir nicht Spaß machen, ein wenig zu experimentieren?«
    »Aber du hast jetzt das ganze Land auf Baumwolle eingerichtet. Und wir können leben dabei, und zwar gut. Selbst dann, wenn der Baumwollpreis auf zehn Cents heruntergehen sollte.«
    »Gewiß«, sagte sie, »aber es ist kein Sinn dabei, es dabei bewenden zu lassen, wenn wir nicht müssen.«
    Sein Lächeln war undurchsichtig: »Ich weiß nicht.

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