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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sie imstande gewesen, ihr Temperament zu zügeln, hätte Kester Ardeith nicht verlassen. Hätte Kester sein Temperament gezügelt, wäre ihr nicht sein Messer in Isabels Schlafzimmer in die Hand gefallen. Hätten sie beide das richtige Verantwortungsgefühl aufgebracht und sich gegeneinander und den Kindern gegenüber verhalten, wie es sich gehörte, das Unglück wäre sicherlich nicht geschehen. So, wie die Dinge nun lagen, hatten sie jedenfalls nicht das Recht, Kritik am Schicksal zu üben, es sei denn, sie verzichteten fortan darauf, sich selber wie Kinder zu benehmen.
    Wie sonderbar das ist, dachte Eleanor, während draußen die moosverhangenen Bäume an ihr vorüberglitten, da hat man sich nun bemüht, dir die angehäufte Weisheit von Generationen beizubringen, die leiden mußten, um ihre Kenntnisse und Erfahrungen zu sammeln; es hat auf dich keinen Eindruck hinterlassen; du hast es nicht auf dich bezogen. Für andere Leute mag das gelten, hast du gedacht, aber doch nicht für mich, ich weiß ja, was ich will, und werde es auch erreichen! Du warst der Mittelpunkt deines eigenen Universums und entschlossen, dir durch niemand hineinreden zu lassen.
    Sie warf einen Blick auf Cornelias bandagierte Augen, und ihre Fäuste ballten sich in heimlichem Grimm. Ein Satz stand wie eine Anklage vor ihren Augen: »Der, der langsam in Zorn kommt, ist besser als der Gewaltige, und der, der seinen Geist regiert, ist mächtiger als der, der eine Stadt einnahm!«
    Als der Zug in die Bahnhofshalle einfuhr, sah sie vom Fenster aus Kester stehen. Sein Gesicht war düster, sein Mund eine schmale Linie und seine Stirn in Falten gelegt, während sein Blick zwischen den Aussteigenden umhersuchte. Der Ausdruck der Angst und der Sorge in seinen Zügen hätte ihr sagen können, wie sehr er Cornelia liebte, wenn sie es noch nicht gewußt hätte. Bob nahm das Kind auf den Arm und veranlaßte Eleanor, vorauszugehen. Während sie von der Plattform herunterkletterte, wurde sie von Kester erblickt. Er war mit ein paar Sätzen bei ihr.
    »Wo ist sie, Eleanor?« stieß er heraus. Es hörte sich an, als gäbe es außer Cornelia keinen Gegenstand einer Gemeinsamkeit zwischen ihnen. Eleanor war im Grunde froh darüber; alles, was sonst zwischen ihr und Kester an offenen Fragen war, konnte warten. Sie sagte:
    »Bob kommt ja schon mit ihr.«
    »Gib sie mir«, sagte Kester. Er nahm Cornelia in die Arme und fuhr sichtbar zusammen, als er den Verband über ihren Augen gewahrte. »Draußen wartet ein Krankenwagen«, sagte er, »kommt hinter mir her.« Während er Cornelia, die sich leicht gerührt, aber gleich wieder beruhigt hatte, durch das Bahnhofsgewühl trug, fuhr er fort, zu sprechen: »Dr. Renshaw und seine Assistentin sind im Krankenhaus. Man hat mir gesagt, er sei einer der ersten Augenspezialisten des Landes. Unterrichte mich bitte über seine Meinung, wenn du mit ihm gesprochen hast, Bob.«
    Bob sagte, daß er das selbstverständlich tun werde, und sie stiegen in den Krankenwagen, in dem eine Schwester wartete, um Cornelia bequem auf der kleinen Liege zu betten. Eleanor setzte sich zwischen Kester und Bob ihr gegenüber. Sie sprachen kaum miteinander. Kester hielt seinen Blick unentwegt auf Cornelia gerichtet, als vermöchte er sie zu beschwören, doch ja nicht ernsthaft zu erkranken.
    Eleanor hatte niemals einen solchen Ausdruck ernster Besorgnis in seinem Gesicht gesehen. Sie hegte den dringenden Wunsch, es möchte ihr gelingen, die äußeren Umstände des Unfalls vor ihm zu verbergen. Er brauchte nicht zu erfahren, daß sein Taschenmesser die Verletzung verursacht hatte. Die Sorge um Cornelias Augenlicht war Strafe genug für ihn, fand sie, und wahrlich auch für sie selbst war es Strafe genug.
    Als sie dann im Krankenhaus ankamen, nahm Eleanor nicht ohne Rührung wahr, wie gründlich Kester hier bereits alles hatte vorbereiten lassen; unbewußt hatte sie erwartet, für alle diese Dinge selbst sorgen zu müssen. Aber siehe, es war nichts mehr für sie zu tun. Der Arzt wartete bereits, für Cornelia war ein Zimmer bereit, ein anderes Zimmer stand als Warteraum für sie und Kester zur Verfügung. Bob suchte sofort den Spezialisten auf, um mit ihm zu sprechen, hinter Cornelia hatte sich die Tür eines Krankenzimmers geschlossen, und Kester und Eleanor blieben allein zurück.
    Da saßen sie nun einander im Wartezimmer eines Krankenhauses gegenüber. Das Zimmer war mit einem Tisch, mehreren Stühlen und einem Sofa möbliert, das Fenster hatte helle

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