Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes
hätte nicht gewußt, wie sie die Arbeit bewältigen sollte. Die offizielle Verlobungsanzeige erschien bald darauf in der ›New Orleans Picayune ‹, und zwar mit einem Bild von ihr, das der Redakteur des Gesellschaftsanzeigers mit einem Eifer erbeten hatte, der ihr bewußt machte, was es bedeutete, in die Larne-Familie aufgenommen zu werden. Atemlos beschäftigt, wie sie war, kümmerte sie sich kaum darum.
Lysiane rief am nächsten Tag an, und wenn man ihre Stimme am Telefon hörte, hätte man meinen sollen, daß es sich bei dieser Heirat um die Verwirklichung ihrer ureigensten Träume handelte. Sie sprach mit Molly.
»Ich kann Ihnen nicht sagen, Mrs. Upjohn, wie entzückt wir sind, Ihre reizende Tochter nun bald auch die unsere nennen zu dürfen.« Bald danach meldete sich Kesters Bruder Sebastian am Fernsprecher und gratulierte; seine verheiratete Schwester Alice lud sie zum Dinner ein, Alices zahlreiche Freundinnen ließen gleicherweise nicht lange auf sich warten, und dann begannen Tag für Tag die Hochzeitsgeschenke einzutreffen, und zwar in einem solchen Ausmaß, daß ihr nicht länger zweifelhaft bleiben konnte, in welch festgefügten Turmbau sie durch die Heirat mit einem Mann namens Larne eintrat.
Eleanors Freundin, Lena Tonelli, deren Familie eine große Südfruchthandlung besaß und durch Bananen reich geworden war, übernahm es, eine Liste der Leute aufzustellen, an die Eleanor nach ihrer Hochzeit zu schreiben haben würde. Sie hockte Tag für Tag zwischen den Geschenken, sammelte die Glückwunschkarten und schrieb die Namen heraus. »Gott im Himmel, Eleanor«, rief sie einmal hingerissen aus, »das sind wahrhaftig samt und sonders Namen aus den Geschichtsbüchern. Ich dachte immer, die lebten alle längst schon nicht mehr. In was für Höhen gerätst du da! Mir wird schwindlig!«
Eleanor stieß einen komischen Seufzer aus. »Ich habe Kester einmal gesagt, er sei ein Südstaatler und ich sei eine Amerikanerin«, lachte sie. »Aber ich komme jetzt erst dahin, diesen Unterschied zu begreifen.«
»Meine Liebe, du bist im Begriff, den halben Louisianabesitz und die ganze konföderierte Armee zu heiraten«, sagte Lena Tonelli. Sie winkte zum Abschied mit der Hand. »Ich würde mich nicht mit diesem historischen Ausstellungsstück behängen –«
»Ach, Lena, was mich das alles angeht! Du ahnst nicht – –«
Lena nickte nüchtern. »Doch, ich ahne wahrscheinlich. Ich habe Kester Larne nur einmal getroffen. Ich war hier bei dir, und er kam zufällig herein. Nun, ich bin überzeugt, er ist ein bezaubernder Mann, aber sag mal, ist er das Gefühl, das du an ihn verschwendest, wirklich wert?«
»Ja, er ist es.«
»Nun, vielleicht hast du recht«, sagte Lena.
Eleanor lächelte vor sich hin. Die Menschen aus Kester Larnes Lebenskreis waren nicht so leicht zu durchschauen, wie sich das von außen her ansah. Da gab es manches, was Lena nicht wußte und auch nicht wissen konnte; sie begann es ja selbst erst nach und nach zu entdecken. Ihre Haltung zum Beispiel, ihre unerschütterliche Art, sich zu geben, ihr Gefühl für Würde. Die Larnes waren mit dieser Heirat innerlich ganz gewiß nicht einverstanden. Aber nachdem sie nun einmal beschlossen war, hatten sie die Tatsache mit gelassener Höflichkeit akzeptiert, weit mehr als Fred Upjohn etwa. Kein Außenstehender hätte auf die Vermutung kommen können, daß hier nicht alles so war, wie sie es sich wünschten. Sie verstanden es auf unnachahmliche Weise, die Tür zu ihrem Privatleben zu schließen und verschlossen zu halten. Diese unerschütterliche Haltung hatte sie durch die schwersten Zeiten, durch Not und Krieg und Elend sicher getragen; ihre gewachsene natürliche Anmut war schlechterdings unbesiegbar.
Immerhin, auch Fred Upjohn hatte sich mit den Tatsachen abgefunden; er gab sich in seiner etwas rauhen und barschen Art freundlich und liebenswürdig. Am Abend vor der Hochzeit sandte er nach Eleanor. Sie folgte der Aufforderung mit einigem Widerstreben, denn Freds Mißfallen an ihrem Heiratsplan äußerte sich noch so deutlich, daß sie ihm auswich, wo es irgend anging. Aber Fred begann die Unterhaltung in völlig nüchterner und geschäftsmäßiger Weise. Er wollte nichts als ihre Unterschrift. Er hatte ihr einen Anteil der Tonelli-Frucht-Dampferlinie, an der er beteiligt war, überschreiben lassen, um ihr durch die Zinsen ein eigenes Monatseinkommen von etwas über hundert Dollar zu sichern.
Eleanor zeigte sich sehr überrascht und wollte
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