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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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zunächst von der Überschreibung nichts wissen. Aber Fred Upjohn bestand darauf. Es mache gar keine Schwierigkeit, sagte er, er könne es aufbringen. Dabei suchte er seine Verlegenheit durch unwirsche Bewegungen zu überdecken.
    Der Tonelli-Linie gehörten außerordentlich große Ländereien in Mittelamerika, und sie war immer noch im Wachsen begriffen. Fred Upjohn hatte mit den in seinem Besitz befindlichen Aktien dieser Gesellschaft und seinem Einkommen aus der Deichbauarbeit im letzten Jahr an die zwanzigtausend Dollar verdient. Er wünschte nicht, daß seine Tochter ihren Mann jedesmal um Erlaubnis fragen müßte, wenn sie sich ein neues Kleid kaufen wollte. Er hatte ihr den Anteil überschrieben, aber das Kapital selbst gesperrt, so daß sie nur über die Zinsen verfügen konnte. So besaß sie, unabhängig von ihrem zukünftigen Mann, eine solide Sicherheit für die Zukunft, denn die Tonelli-Aktien behielten ihren Wert.
    Nachdem Eleanor seine geheime Absicht begriffen hatte, küßte sie ihren Vater impulsiv. Sie saßen in dem kleinen Arbeitszimmer neben Freds Schlafraum, in welchem er auch des Nachts oft über seinen Plänen zu sitzen pflegte. Eleanor saß auf seinem Schreibtisch und ließ die Beine baumeln.
    »Pa, du bist ein großartiger Mann«, sagte sie, ihn mit offenem Blick ansehend. Wahrhaftig, es kam ihr aus dem Herzen. »Sieh, ich weiß ja, daß du diese Heirat nicht gerne siehst. Um so mehr weiß ich deine heutige Haltung zu schätzen.« Ach, es war schwer, darüber zu sprechen. Sie hatten das Thema seit jener ernsten Unterredung zwischen Fred und Kester nicht mehr berührt.
    Fred verschränkte die Hände über der Schreibtischplatte und sah sie lächelnd an. »Ich tue es für dich, Eleanor«, sagte er, »und du darfst mir glauben, daß ich es gern tue.« Er legte seine Hand mit sanftem Nachdruck auf die ihre. »Honigmädchen«, sagte er, »ich glaube, wir haben uns beide neulich nicht sehr gut benommen. Ich habe eingesehen, daß ich kein Recht habe, in dein Leben einzugreifen. Ich möchte, daß wir immer gute Freunde bleiben.«
    »Oh, Vater, das möchte ich auch. Du ahnst nicht, wie ich dich vermißt habe, in all der Zeit.« Ihre Stimme stockte.
    Er streichelte leicht ihre Hand; ein Weilchen herrschte Schweigen zwischen ihnen. Es war alles ganz so wie in den alten Zeiten.
    »Daß Miß Loring mit den Bürogeschichten nicht so gut fertig wird wie du, ist ja klar«, sagte Fred schließlich.
    Eleanor lachte ihn an: »Oh, sie wird es lernen. Als ich anfing, verstand ich auch noch nicht viel.«
    »Sie hat nicht deine Erziehung und Ausbildung gehabt. Ich werde mich doch wohl nach einer Dame umsehen müssen, die das College besucht hat.«
    Ach, er war rührend, der Vater. Eleanor mußte lächeln. Seine heimliche Hochachtung vor dem College kam bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck. Sie sagte: »Wenn du einmal in einer schwierigen Lage sein solltest, Pa, laß es mich wissen. Ich springe dann gerne ein und bin sicher, daß Kester mich für ein paar Tage gehen läßt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das wird nicht nötig sein. Ich werde es schon irgendwie schaffen. Ich bin ja auch früher fertig geworden. Es ist nur so, daß nicht viele Mädchen mit deinem Verstand herumlaufen.«
    Er verzog das Gesicht zu einem kleinen Lächeln, wurde aber gleich wieder ernst. »Was sagte Kester damals zu mir? ›Die Rache der Chromosomen‹? Es hat mich ein Weilchen beschäftigt; ich wußte nicht gleich, was ich damit anfangen sollte, ich war mir über die Bedeutung des Wortes Chromosomen nicht ganz klar und mußte mich erst unterrichten. Wahrhaftig, ich mußte das Wort sogar erst buchstabieren lernen. Aber dann gemahnte es mich an etwas, was ich dir sagen wollte.« Er zögerte, und sein etwas verdunkelter Blick ging an ihr vorbei.
    »Ja, Vater?« Sie preßte seine Hand, die die ihre noch hielt. »Sprich ruhig. Sage, was du mir sagen willst. Ich höre gern zu.«
    »Es ist eine etwas komplizierte Sache, Mädchen. Aber sieh, du bist mir in vielen Dingen nachgeartet. Du bist verantwortlich für dein Tun, und ich weiß, daß du dir dieser Verantwortung bewußt bist, wenn du jetzt diese Ehe schließt. Und ich muß sagen: Ich möchte dich nicht einmal anders. Und doch möchte ich jetzt eine Warnung aussprechen. Glaube nicht, daß du alles erzwingen und alles erreichen kannst, was du willst. Das wäre ein gefährlicher Irrtum.«
    »Du machst mich bange, Pa«, sagte sie leise; »ich fürchte, ich verstehe noch nicht ganz, worauf du

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