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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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idealer Gatte. Und sie erlebten das Glück so unmittelbar, daß sie sich nicht viele Gedanken über seine Grundlagen machten.
    Da waren diese leuchtenden Morgen, wenn die sanften Wogen des Schlafes sie entließen und ihr nachschauernd bewußt wurde, wie Kester sie geküßt hatte. Sie kehrte aus dem Traumland zurück, schlug die Augen auf und sah ihn über sich gebeugt. Da waren die endlosen, warmen Tage, die unerschöpflich schienen mit der Fülle der Geschenke, die sich über sie ausschütteten. Sie gingen nebeneinander, sie schwammen Seite an Seite, sie lagen am Strand, und er brachte ihr Fruchtpunsch, während ihr Haar in der Sonne trocknete und der weite Rock ihres Badekostüms sich im leichten Wind blähte. Er sah sie an, ihren schlanken Körper, ihre langen Beine in den schwarzen glänzenden Strümpfen, und er sagte ihr zum tausendsten Male, daß sie schön sei, die schönste Frau, die er jemals gesehen. Dann kam ihr ein Lachen tief hinten aus der Kehle, und sie saßen nebeneinander und schlürften ihre Getränke, bevor das Eis in der Sonne schmolz. Da waren die wundervollen Abende, die der Nacht vorangingen. Sie tanzten in der Hotelhalle, und Eleanor fand, daß Kester nicht nur ein ausgezeichneter, sondern auch ein unermüdlicher Tänzer war, den auch die wildesten Drehungen des Türkentrotts nicht zu ermüden vermochten.
    Im Laufe dieses Sommers wurde Eleanor nach und nach mit Kesters strahlenden Tugenden, allerdings auch mit seinen zwar liebenswerten, aber zuweilen erschreckenden Fehlern bekannt. Kester schien jedermann zu kennen und jedermann zugetan, und dies schien durchaus wechselseitig. Kellner und Hotelpagen sprangen, wenn sie ihn sahen; er brauchte kaum den Mund aufzutun. Schon nach wenigen Tagen grüßten ihn die anderen Gäste, als seien sie schon seit Jahren mit ihm befreundet. Eleanor verwirrte das. Sie selber hätte von New Orleans nach Schanghai fahren können, ohne mit einem einzigen Menschen ein Wort zu wechseln. Aber nun sah sie sich einbegriffen in diesen Strom liebenswürdiger Zuneigung, der Kester mühelos zufloß. Offenbar nahm jedermann an, daß sie ebenso sein müsse wie Kester; aber das war sie nicht, keineswegs, sie begriff nicht einmal, was da vorging. Trotzdem freute es sie, wenn man sie ansprach und ihr versicherte, sie und Kester hätten allen Hotelgästen zu den angenehmsten und erfreulichsten Ferien ihres Lebens verholfen. Gleichzeitig beunruhigten sie diese Komplimente. Sie hatte das dunkle Gefühl, Tribute einzuheimsen, die nicht ihr, sondern ausschließlich Kester zustanden. Gleichzeitig barst sie vor Stolz, einen so liebenswürdigen und allgemein beliebten Gatten zu besitzen.
    Er war aber nicht nur ein Genie in der Art, Menschen zu nehmen und zu behandeln, er war auch ein Muster von Selbsterziehung. Niemals war sie bei einem Menschen einer mit solch selbstverständlicher Gelassenheit zur Schau getragenen Eleganz und Sicherheit der Haltung begegnet. Sie war stolz, mit ihm gesehen zu werden; sie sonnte sich an den bewundernden Blicken, die Frauen ihm zuwarfen, sobald er ein Restaurant betrat. Eleanor litt nicht eben an Selbstunterschätzung, aber es gab Zeiten, da sie sich verwundert fragte, wie es nur käme, daß ein so fesselnder, von allen geliebter und bewunderter Mann ausgerechnet sie ausgewählt habe. Nun, er hatte es, und es war kein Zweifel, daß er sie liebte; das Wissen machte sie glücklich.
    Indessen machte die Leichtigkeit, mit der Kester Menschen und Dinge zuflossen, ihn auch gleichgültig und bedenkenlos in all den kleinen Fragen des täglichen Lebens. Ordnung und Selbstdisziplin, Dinge, mit denen Eleanor groß geworden war, kannte er nicht. Er vergaß, seine Uhr aufzuziehen, er wußte niemals, wo er einen Gegenstand hingelegt hatte. Wenn er seine Kleidung wechselte, warf er alle Sachen wild durcheinander, wo er gerade stand, und Eleanor rief manchmal mit komischem Entsetzen aus, sie müsse ihre Flitterwochen damit zubringen, ihres Mannes Sachen aufzuräumen.
    »Du liebst die Unordnung«, seufzte sie dann wohl. »Es interessiert dich weniger, ob Taft oder Wilson oder Roosevelt gewählt werden; es kommt dir nur darauf an, die verschiedenen Ansichten zu diesem Thema um dich herum aufzustapeln …«
    Kester lachte über ihre Versuche, äußere Ordnung in sein Leben bringen zu wollen, pfiff einen Schlager und ging unbekümmert wie immer aus dem Zimmer.
    Sie kam dahinter, daß er Schecks ausschrieb, ohne sich auch nur die Zahlen zu notieren. Diese Leichtfertigkeit

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