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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sind, gehen wir hinunter und betreten ein Frühstückszimmer, das mit Mahagonimöbeln ausgestattet und Morgen für Morgen mit Blumen übersät ist. Wir vertilgen dann mit gutem Appetit eine große Portion Maisgrütze, Schinken und heiße Waffeln. Inzwischen hat einer der überall herumlaufenden Schwarzen die Pferde gesattelt und bereitgestellt, und gleich nach dem Frühstück reiten Kester und ich zu den Baumwollfeldern. –
    Ich fange an, mich mit Art und Wesen der Baumwollpflanzung vertraut zu machen. Kester wollte erst nicht, daß ich im Herrensattel ritte, als ich ihm aber sagte, daß das heutzutage bei den vornehmsten Damen üblich sei und daß ich nicht mehr umlernen könnte, gab er sich zufrieden. –
    Komme ich dann von dem Ausritt zurück – Kester bleibt in der Regel noch auf den Feldern –, dann ist, kaum daß ich zur Tür herein bin, bereits irgendein farbiges Mädchen zur Stelle, um mir beim Ablegen der Reitkleidung behilflich zu sein. Sie hüllt mich dann in einen durchsichtigen, mit Straußenfedern besetzten Morgenrock, und ich darf mich in mein Boudoir zurückziehen, eine Limonade schlürfen und Dankbriefe an die zahllosen Spender meiner Hochzeitsgeschenke schreiben. –
    Weil die Hausfrauenpflichten in diesem Hause anscheinend so schwierig zu bewältigen sind, ist Kesters Mutter für einen Monat hier, um mir einen Teil meiner neuen Bürde tragen zu helfen. Während ich ausreite oder Briefe schreibe, führt sie das Haus, und das übertreibt sie so sehr, daß ich mir noch immer wie ein zufälliger Gast vorkomme, der um Gottes willen davor bewahrt werden muß, seinen Kopf mit profanen Dingen zu belasten. Um zwei Uhr werde ich zum Dinner angekleidet, das wir in einem Speisezimmer einzunehmen pflegen, das die Dimensionen eines Staatsbankettsaales besitzt. Das Essen selbst ist köstlich. Wir speisen hier jeden Tag wie früher gelegentlich festlicher Anlässe bei Antoines. Über dem Eßtisch ist ein großer Fächer angebracht (sie nennen ihn hier einen Besen), und dieser Fächer wird während der ganzen Mahlzeit von einem kleinen Negerjungen hin und her geschwungen, um die Fliegen zu verjagen. Die Mühe ist gegenwärtig völlig sinnlos, da die Fenster während des Tages zugezogen sind, aber sie wird gleichwohl geübt, und ich fange an, mich an die kleinen entzückenden Unsinnigkeiten dieses Daseins zu gewöhnen. –
    Nach dem Essen werde ich abermals umgekleidet, nunmehr sehr sorgfältig, denn nun werde ich ausgestellt. Ich gehe in den Empfangssalon hinunter und sitze hier brav und sittsam neben Mrs. Larne, um Besuche zu empfangen. Meine Schwiegermutter strapaziert ihre Hände damit, eine Altardecke für die protestantische bischöfliche St.-Margareten-Kirche zu sticken. Ich selbst pflege meine Hände bei solchen Gelegenheiten ruhen zu lassen, denn würde ich irgend etwas damit sticheln, würde jedermann meinen, ich sei schon dabei, Babykleidung anzufertigen. Jedermann würde von einem zu erwartenden freudigen Ereignis tuscheln, und dergleichen ist hierorts nicht erwünscht. Es wäre unfein. –
    Die Besucher lassen nie lange auf sich warten. Anscheinend ist jede Dame der Stadt von der unerläßlichen Notwendigkeit überzeugt, während dieser ersten Wochen unserer Anwesenheit auf Ardeith ihre eigenen Angelegenheiten zurückzustellen, um mein Dasein durch ihre Gegenwart zu bereichern. Die meisten Besuche dauern genau eine halbe Stunde. Mrs. Larne versieht dabei die Rolle meiner Anstandsdame. Sie meint wohl, eine junge Frau sei viel zu unerfahren, um ohne Führung und Anleitung ihre zukünftigen Freundinnen auswählen zu können. Sie ist unablässig bemüht, mir kleine Bemerkungen zuzuflüstern, um mich über Herkunft, Bedeutung und Lebensweise der jeweiligen Besucherinnen zu unterrichten. Mrs. Dingsda entstammt einer der vornehmsten Familien Louisianas und muß besonders zuvorkommend behandelt werden; über Mrs. Soundso wurde vor ihrer Heirat viel gesprochen, ohne Zweifel unberechtigt, aber es ist angezeigt, ein wenig Vorsicht zu üben. ›Neue Leute‹ nennt man alle diejenigen, die nach dem Bürgerkrieg zuzogen. Wenn sie ›nach dem Kriege‹ sagen, und das tun sie alle sehr häufig, dann hört es sich an, als sei dieser Krieg am letzten Dienstag zu Ende gegangen. –
    Einige der Damen sind reizend, einige sind unangenehm, und einige sind dumm. Gestern meldete unser Butler Cameo die Durham-Mädchen an. Drei alte Damen kamen hintereinander hereinmarschiert, alle schwarz gekleidet; es war

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