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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Mühe, ihnen gefällig zu sein, fühlte sie doch, wie sehr sie samt und sonders Kester ergeben waren. Sie fand, daß die meisten Denis und Lysiane ähnelten, in ihrem Wesen und ihrer Art, sich zu geben. Ausnahmslos waren es sehr gepflegte und sehr distinguierte Damen und Herren, völlig nutzlos, wie ihr schien, aber nichtsdestoweniger sehr angenehm zu leiden. Allmählich ging ihr auf, daß auch andere Eigenschaften als diejenigen, die ihren Vater auszeichneten, gefällig und reizend sein konnten. Vor allen anderen besann sie mit der Zeit Violet Purcell auszuzeichnen, deren kühle Knappheit erfrischend und herzgewinnend wirkte.
    So fand sie sich allmählich in das neue Leben hinein, erfreute sich an den schönen Tagen, die es ihr brachte, und begann allmählich zu vergessen, daß sie vorher immer nur für andere dagewesen war. Als sie einen Brief ihres Vaters erhielt, in welchem er ihr von der Wasserstraßen-Konferenz berichtete, die der Präsident in Washington abgehalten hatte, stellte sie fest, daß sie mit all der hier zutage tretenden Sachlichkeit und Nüchternheit nichts mehr anzufangen wußte, und begriff plötzlich nicht mehr, wie interessiert sie noch vor einem Jahr an all diesen Dingen gewesen war. Jetzt füllten Kester und Ardeith alle ihre Gedanken aus; nichts anderes schien daneben mehr wesentlich. Kester sagte ihr ein dutzendmal und öfter in der Woche, daß er nie in seinem Leben so glücklich gewesen sei. Es gab zwischen ihnen nur eine einzige Streitfrage. Eleanor wollte, daß er ihr die ordentliche Führung des Haushaltes übertrage. Seine immer wiederkehrende Antwort war charakteristisch für ihn. Sie lautete: »Kaufe ein, was du brauchst, und laß die Rechnungen an mich schicken.« Aber Eleanor war hartnäckig, sie war mit solchen Bemerkungen nicht abzuspeisen. Sie verwandte zwei Stunden darauf, ihm klarzumachen, daß sie unmöglich disponieren könne, ohne zu wissen, wieviel sie ausgeben dürfe. »Gut«, sagte Kester schließlich, »wieviel willst du also haben?« Eleanor seufzte. Was sollte sie auf eine so unmögliche Frage antworten? Sie wollte so viel haben, wie sie zur ordentlichen Führung des Haushaltes brauchte, aber wie um alles in der Welt sollte sie wissen, wieviel das war? Sie war entsetzt, als Kester ihr sagte, Cameo und Mammy hätten das immer in Ordnung gebracht; er habe sich nicht weiter darum gekümmert, sondern nur die Rechnungen bezahlt, die man ihm schickte, und zwar ohne die geringste Unterlage über die tatsächlichen Ausgaben.
    Auf ihr hartnäckiges Fragen bekam sie schließlich heraus, daß Ardeith im letzten Jahr achthundert Ballen Baumwolle hervorgebracht habe und daß man von einem guten Ergebnis sprechen konnte, wenn man zehn Cents für ein Pfund Baumwolle erzielte. Das bedeutete, daß die Plantage ein Gesamteinkommen von vierzigtausend Dollar hatte. Wieviel davon als Reingewinn betrachtet werden konnte, ahnte sie nicht; aus Kester war darüber nichts herauszubekommen. Um zu irgendeinem vagen Anhaltspunkt zu kommen, halbierte sie also die Summe. Zwanzigtausend Dollar schienen ihr durchaus kein sehr bedeutendes Einkommen für einen Betrieb wie Ardeith, aber immerhin war es sehr viel Geld. Das Haus war so verschwenderisch ausgestattet, daß es ohne große Ausgaben in Gang gehalten werden konnte. Nach einigem Nachdenken fragte sie Kester, ob er ihr monatlich sechshundert Dollar für die Haushaltsführung bewilligen könnte. »Selbstverständlich!« bejahte er. Da sie indessen überzeugt war, er würde die ganze Unterredung nach einer Stunde vergessen haben, fuhr sie am nächsten Morgen mit ihm zur Bank, wo er die Auszahlung für sie veranlassen sollte. Sie war ziemlich mißgelaunt, er aber kam wieder heraus, strahlend und heiter wie immer, und überreichte ihr ein Buch, durch welches ihr ein Kredit von achttausend Dollar eröffnet wurde. Sie unterdrückte mit Mühe einen Aufschrei, aber er sagte nur lachend: »Nun wirst du mich hoffentlich ein Jahr lang nicht mehr belästigen.«
    »Bist du böse?« fragte sie, seine Hand nehmend.
    »Aber nein, Liebling, wie kommst du darauf? Nur, es ist so, daß ich noch nie eine monatliche Abrechnung vorgenommen habe. Ich habe keine Lust, meine Zeit an solche Dinge zu verschwenden; dazu sind sie nicht wichtig genug. Du mußt mich schon nehmen, wie ich bin. Weißt du, ich bekomme manchmal ein bißchen Angst: Du bist so aufregend tüchtig!«
    Eleanor begann nun mit der ihr gewohnten Genauigkeit Haus zu halten. Sie rechnete wöchentlich ihre

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